Offenlegung von Nachhaltigkeitsrisiken
Schon seit geraumer Zeit beobachten wir bei Stakeholdern und Investoren einen zunehmenden Bedarf an Transparenz. Das interne Management und externe Stakeholder betrachten nichtfinanzielle Informationen immer stärker als integralen Bestandteil, um Entscheidungen zu treffen. Der EY Tomorrow’s Investment Rules Report aus dem Jahr 2017, an dem mehr als 320 institutionelle Investoren auf der ganzen Welt mitwirkten, zeigt dies eindeutig: Fast 86 Prozent der Befragten betrachten CSR- oder Nachhaltigkeitsberichte als essenziell oder nützlich für die Investitionsentscheidung.
Der Bedarf an nichtfinanziellen Angaben nimmt rapide zu. Einige globale Organisationen und Regulatoren haben bereits Reporting-Frameworks etabliert, die nichtfinanzielle Informationen zum Teil des finanziellen Reportings machen. Diese Frameworks sind zwar weiterhin freiwillig, doch bieten sie zahlreiche strategische und operative Vorteile.
2015 hat das Sustainability Accounting Standards Board (SASB), eine Non-Profit-Organisation, die sich mit der Entwicklung von Reporting-Standards für nachhaltigkeitsbezogene Informationen in Finanzberichten (SEC-Standard) befasst, vorläufige Standards für das Sustainability Accounting für 79 Industriezweige in 10 Branchen herausgegeben. Diese Standards sollen Unternehmen unterstützen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
Im Dezember 2015 gründete das Financial Stability Board (FSB) die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Die TCFD besteht aus privaten Geldgebern, wichtigen Emittenten, Wirtschaftsprüfungsunternehmen und Ratingagenturen. Sie ist damit eine Partnerschaft von Nutzern und Herausgebern von Finanzberichten. Die TCFD wurde beauftragt, herauszufinden, was effiziente und effektive Berichte ausmacht. Ziel war es, Empfehlungen daraus abzuleiten, wie freiwillige finanzielle Angaben zu Klimarisiken gestaltet werden können. Diese Empfehlungen liegen seit Juni 2017 vor und decken die Bereiche Governance, Strategie, Risikomanagement und Kennzahlen sowie Zielangaben zum Klimawandel ab.
Der International Integrated Reporting Council (IIRC) hat ein Framework für das integrierte Berichtswesen erarbeitet, das Unternehmen bei der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in ihre jährlichen Finanzberichte unterstützt. Gleichzeitig verlangen auch Regierungen und Börsen zunehmend nichtfinanzielle Informationen. Laut einer Schätzung verlangen oder fördern bereits mehr als 40 Regierungen und Börsen ein Nachhaltigkeits-Reporting.
Trotz alledem zeigt der WBCSD-Bericht deutliche Diskrepanzen zwischen den Angaben in Nachhaltigkeits- und Pflichtberichten.
Blick in die Zukunft
Leider gibt es für die beschriebenen Herausforderungen kein Allheilmittel. Doch mit einem strategischen Risikomanagement-Ansatz kann dieses Thema in die Unternehmensführung integriert werden.
Die Risikomanagement-Funktion hat eine tragende Rolle in der Überwachung und im Management von Risiken und Chancen, die sich als kritisch für den Erfolg, die Profitabilität und nicht zuletzt das Überleben des Unternehmens herausstellen können. Häufig ist es ihre Aufgabe, die internen und externen Risiken und Chancen abzubilden und diese mit der Unternehmensstrategie abzugleichen. Dabei werden mitunter Risikomanagement-Frameworks wie das des Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO) oder der International Standard of Organization (ISO) eingesetzt.
Führende Unternehmen setzen unter anderem folgende Elemente um:
- Ausgangspunkt ist die Etablierung einer Risikomanagement-Kultur, in der es konsistente Nachhaltigkeitsfaktoren und Mechanismen gibt. Alle Unternehmensmitglieder werden dazu ermutigt, die gleiche Sprache zu sprechen und Risikodefinitionen innerhalb der gesamten Organisationsstruktur zu teilen.
- Die Risikomanagement-Funktion wird genutzt, um neue Nachhaltigkeitsrisiken besser zu erkennen und abzubilden. Sie dient auch dazu, Nachhaltigkeitsrisiken zu identifizieren, zu quantifizieren und zu priorisieren. Spezielle Instrumente helfen dabei – etwa das Sozial- oder das Naturkapital-Protokoll.
- Die Risikomanagement-Funktion schafft Verbindungen zur Unternehmensstrategie, um bessere Entscheidungen zu ermöglichen.
- Es wird eine unternehmensweite Perspektive etabliert, die mögliche Risiken und Probleme nach Wahrscheinlichkeit, Schwere, Anpassungsfähigkeit des Unternehmens, Komplexität, Beständigkeit, Geschwindigkeit und Genesungsprozess priorisiert.
- Die Zusammenarbeit zwischen der Nachhaltigkeitsfunktion und dem Risikomanagement wird verbessert.
- Es wird untersucht, wie sich Nachhaltigkeits- und Risikoberichte zielführend abgleichen lassen.