4 Minuten Lesezeit 2 Juli 2018
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Die EY Global Fraud Survey: Wie Compliance effektiver werden kann

Von EY Reporting

Insights from external journalists, academics, practitioners and EY professionals

Reporting, EY Global Assurance’s insights hub, provides high-quality content tailored for board members, finance directors and audit committee chairs.

4 Minuten Lesezeit 2 Juli 2018

Betrug und Korruption gehören in der Geschäftswelt zum Alltag. Die aktuelle EY Global Fraud Survey untersucht die Effekte strafrechtlicher Verfolgung.

Unternehmen müssen sich auf völlig neue Risiken einstellen. Dazu braucht es neue regulatorische Vorgaben, eine intensivere Strafverfolgung und innovative Technologien. Die Teilnehmer der 15th EY Global Fraud Survey (für die Interviews mit 2.550 Senior Executives in 55 Ländern geführt wurden) sehen Betrug und Korruption als größte Gefahr für ihr Unternehmen an. Die Ergebnisse zeigen: Unethisches Verhalten ist ein andauerndes Problem.

38 Prozent der Befragten gaben an, dass Bestechung und anderes korruptes Verhalten in der Geschäftswelt ihres Landes weit verbreitet sind.

Betrug und Korruption sind hartnäckig.

Die Studie ergab, dass Betrug und Korruption weiterhin ein erhebliches Problem sind. Trotz Verbesserungen sind diese kriminellen Handlungen in einigen Ländern immer noch genauso verbreitet wie im Jahr 2012. Mehr als einer von zehn Befragten gab an, in den vergangenen zwei Jahren Zeuge von Betrug im eigenen Unternehmen gewesen zu sein. In Lateinamerika, dem Nahen Osten und Japan liegt der Wert noch deutlich höher.

Betrug wird gerechtfertigt.

Seit 2016 wächst die Zahl der Befragten, die Betrug als Mittel rechtfertigen, um finanzielle Ziele zu erreichen. Dies machen die folgenden Angaben deutlich: 12 Prozent würden ihre monatlichen Berichtszyklen ausweiten, 7 Prozent würden einen Vertrag zurückdatieren, und 7 Prozent würden Einnahmen früher verbuchen.

Dabei fällt auf: Besonders die jüngeren Befragten scheinen Betrug oder Korruption in Betracht zu ziehen, wenn es darum geht, finanzielle Ziele zu erreichen oder eine Konjunkturschwäche zu überstehen. Auch Schmiergeld als Mittel zum Zweck ist für einen von fünf unter 35 Jahren eine Option, bei den über 35-Jährigen ist dies bei nur einem von acht der Fall. Aufgrund des stetig wachsenden Erfolgsdrucks werden Betrug und Korruption nicht abnehmen.

Die Konsequenzen der Strafverfolgung

In den vergangenen Jahren verhängten Regierungen Strafen, die eine neue Dimension erreicht haben. Seit 2012 haben US-amerikanische und britische Behörden 11 Milliarden US-Dollar an Geldstrafen weltweit durchgesetzt. Und die Zahl der Regierungen, die per Gesetz Unternehmen strafrechtlich verfolgen, steigt weltweit stetig.

Eine Analyse zu Vollstreckungen des Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) über einen Zeitraum von vier Jahren zeigt: Länder, in denen Korruption gehäuft auftritt (siehe Grafik), stehen zunehmend im Fokus. Innerhalb von vier Jahren wurden 30 der 130 strafrechtlichen Maßnahmen in Lateinamerika umgesetzt. 2016 war zudem China mit 15 Maßnahmen prominent vertreten und lag nur einen Punkt hinter Lateinamerika.

Allerdings zeigt die Umfrage, dass diese Maßnahmen dennoch die Betrugs- und Korruptionsfälle nicht senken konnten. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Reaktion des Managements auf solche Antikorruptionsgesetze verzögert. Zuerst reagieren viele Unternehmen nur mit neuen Verhaltensregeln und Schulungsmaßnahmen für die Managementebene. Doch häufig reichen regulatorische Maßnahmen für Unternehmen nicht aus. Manager nehmen die Gesetzgebung erst ernst und leiten einen Wandel ein, wenn Regierungen die Gesetze vollstrecken. Dies erzeugt Aufmerksamkeit, die ein Grund dafür sein könnte, dass die Befragten unserer Studie Korruption in ihrem Land heute stärker wahrnehmen als früher. Das würde auch die Verzögerung erklären, die unsere Studie festhält.

Angekündigte Vorhaben vs. tatsächliche Umsetzung

Viele Unternehmen haben laut der EY-Studie bereits aktiv Maßnahmen ergriffen, um Korruption vorzubeugen. Dabei geht es beispielsweise um Antikorruptionsrichtlinien, Whistleblowing-Hotlines und die Veröffentlichung von Verhaltensregeln. 93 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Führungsebene intensiv für Compliance engagiert. 95 Prozent sagten, dass sich die Manager ethisch vorbildlich verhielten.

Dennoch haben unmoralisches Verhalten und Unternehmensfehler nicht entsprechend abgenommen. Unternehmen sollten sich darauf konzentrieren, ihre Programme effektiver zu machen, ihre Akzeptanz, Kontrollmechanismen sowie die gesamte Compliance-Kultur zu verbessern.

97 Prozent der Befragten erkennen, dass ein integres Verhalten wichtig ist.

In einem Punkt sind sich alle Befragten einig: Ethisches Verhalten hat zahlreiche Vorteile. So verbessert es etwa die Wahrnehmung des Unternehmens durch Kunden und die Öffentlichkeit (72 bzw. 62 Prozent der Antworten) und steigert die Unternehmensleistung (59 Prozent). Außerdem treiben missachtete Gesetze die Compliance-Kosten unnötig in die Höhe. Warum beobachten wir also immer noch unethisches Verhalten?

Ein Grund dafür mag sein, dass oft unklar ist, wer im Unternehmen für die Integrität verantwortlich ist. Weniger als einer von vier Befragten glaubt, dass die Verantwortung hauptsächlich bei jedem Einzelnen liegt (siehe Grafik unten). Der Bericht macht deutlich, dass die Führungsebene verantwortlich ist, Leitlinien für ethisches Verhalten zu entwickeln und damit einen Maßstab für die Integrität jedes Einzelnen zu setzen.

Die Zukunft der Compliance

Bisher stand Compliance bei Unternehmen nicht im Fokus des aktiven Handelns, sondern galt eher als reaktive Aufgabe, um zu überprüfen, ob Richtlinien eingehalten werden. Mitunter wird Compliance auch als Management von rechtlichen Risiken verstanden, ohne dass Compliance ein fester Teil der Geschäftsaktivitäten sei.

Digitale Compliance-Instrumente wie prognostische Analysen und Echtzeitrisikowarnungen sowie forensische Datenanalysen helfen, das Monitoring und Reporting effektiver und effizienter zu machen. Dies wiederum stärkt die „zweite Verteidigungslinie“.

Doch der Bericht zeigt, dass Compliance eigentlich auch eine erste Verteidigungslinie ist, die mit den Geschäftsprozessen und der Integritätsagenda interagiert. Die Rolle des Chief Compliance Officers sollte als vollwertige Managementfunktion angesehen werden. Denn sie sichert proaktiv den Unternehmensruf und sorgt dafür, dass Gesetze und Vorgaben eingehalten werden.

Den vollständigen Bericht Integrity in the spotlight: The future of compliance finden Sie unter ey.com/fraudsurveys/global.

 

EY Global Fraud Survey 2018

Die EY Global Fraud Survey 2018 liefert Erkenntnisse dazu, wie Manager die Risiken und Herausforderungen im Kampf gegen Betrug und Korruption meistern können mit besonderem Blick auf den technologischen Fortschritt.

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Fazit

Digitale Compliance-Instrumente wie prognostische Analysen und Echtzeitrisikowarnungen sowie forensische Datenanalysen helfen, das Monitoring und Reporting effektiver und effizienter zu machen. Dies wiederum stärkt die „zweite Verteidigungslinie“.

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