Betrug und Korruption sind hartnäckig.
Die Studie ergab, dass Betrug und Korruption weiterhin ein erhebliches Problem sind. Trotz Verbesserungen sind diese kriminellen Handlungen in einigen Ländern immer noch genauso verbreitet wie im Jahr 2012. Mehr als einer von zehn Befragten gab an, in den vergangenen zwei Jahren Zeuge von Betrug im eigenen Unternehmen gewesen zu sein. In Lateinamerika, dem Nahen Osten und Japan liegt der Wert noch deutlich höher.
Betrug wird gerechtfertigt.
Seit 2016 wächst die Zahl der Befragten, die Betrug als Mittel rechtfertigen, um finanzielle Ziele zu erreichen. Dies machen die folgenden Angaben deutlich: 12 Prozent würden ihre monatlichen Berichtszyklen ausweiten, 7 Prozent würden einen Vertrag zurückdatieren, und 7 Prozent würden Einnahmen früher verbuchen.
Dabei fällt auf: Besonders die jüngeren Befragten scheinen Betrug oder Korruption in Betracht zu ziehen, wenn es darum geht, finanzielle Ziele zu erreichen oder eine Konjunkturschwäche zu überstehen. Auch Schmiergeld als Mittel zum Zweck ist für einen von fünf unter 35 Jahren eine Option, bei den über 35-Jährigen ist dies bei nur einem von acht der Fall. Aufgrund des stetig wachsenden Erfolgsdrucks werden Betrug und Korruption nicht abnehmen.
Die Konsequenzen der Strafverfolgung
In den vergangenen Jahren verhängten Regierungen Strafen, die eine neue Dimension erreicht haben. Seit 2012 haben US-amerikanische und britische Behörden 11 Milliarden US-Dollar an Geldstrafen weltweit durchgesetzt. Und die Zahl der Regierungen, die per Gesetz Unternehmen strafrechtlich verfolgen, steigt weltweit stetig.
Eine Analyse zu Vollstreckungen des Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) über einen Zeitraum von vier Jahren zeigt: Länder, in denen Korruption gehäuft auftritt (siehe Grafik), stehen zunehmend im Fokus. Innerhalb von vier Jahren wurden 30 der 130 strafrechtlichen Maßnahmen in Lateinamerika umgesetzt. 2016 war zudem China mit 15 Maßnahmen prominent vertreten und lag nur einen Punkt hinter Lateinamerika.
Allerdings zeigt die Umfrage, dass diese Maßnahmen dennoch die Betrugs- und Korruptionsfälle nicht senken konnten. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Reaktion des Managements auf solche Antikorruptionsgesetze verzögert. Zuerst reagieren viele Unternehmen nur mit neuen Verhaltensregeln und Schulungsmaßnahmen für die Managementebene. Doch häufig reichen regulatorische Maßnahmen für Unternehmen nicht aus. Manager nehmen die Gesetzgebung erst ernst und leiten einen Wandel ein, wenn Regierungen die Gesetze vollstrecken. Dies erzeugt Aufmerksamkeit, die ein Grund dafür sein könnte, dass die Befragten unserer Studie Korruption in ihrem Land heute stärker wahrnehmen als früher. Das würde auch die Verzögerung erklären, die unsere Studie festhält.
Angekündigte Vorhaben vs. tatsächliche Umsetzung
Viele Unternehmen haben laut der EY-Studie bereits aktiv Maßnahmen ergriffen, um Korruption vorzubeugen. Dabei geht es beispielsweise um Antikorruptionsrichtlinien, Whistleblowing-Hotlines und die Veröffentlichung von Verhaltensregeln. 93 Prozent der Befragten geben an, dass sich die Führungsebene intensiv für Compliance engagiert. 95 Prozent sagten, dass sich die Manager ethisch vorbildlich verhielten.
Dennoch haben unmoralisches Verhalten und Unternehmensfehler nicht entsprechend abgenommen. Unternehmen sollten sich darauf konzentrieren, ihre Programme effektiver zu machen, ihre Akzeptanz, Kontrollmechanismen sowie die gesamte Compliance-Kultur zu verbessern.