4 Minuten Lesezeit 8 März 2022
nft-Kunst

NFT: Die Digitale Besitzurkunde

Von Marc Hopfgartner

Consultant, Enterprise Risk Services & Blockchain Competence Center | Österreich

Wenn Marc nicht auf der Suche nach den neuesten Trends im Bereich Emerging Technologies ist, widmet er sich gerne sportlichen Aktivitäten und verbringt seine Zeit am liebsten mit seinen Freunden.

4 Minuten Lesezeit 8 März 2022

Vom Hype zur Business-Chance! Wie auch für Kryptowährungen wird für NFTs die Technologie der Blockchain angewandt. Dieser Artikel soll einen Einblick in das Thema geben.

Überblick
  • Was sind NFTs?
  • Wo können NFTs gekauf werden?
  • Anwendungsbeispiele

Was sind NFTs?  NFT steht für Non-Fungible Tokens, zu Deutsch: “nicht ersetzbare Wertmarken”. Anders als beispielsweise ein Bitcoin, kann ein NFT nicht durch ein anderes NFT ersetzt werden. Bei NFTs handelt es sich um Blockchain-basierte Tokens, welche das Authentifizieren von virtuellem Eigentum ermöglichen. NFTs können also als digitales Etikett verstanden werden, das solchen Gütern zugeordnet werden kann und als Nachweis von Echtheit sowie Eigentums- und Nutzungsrechten an jenen dienen. Somit können NFTs selbst gehandelt und gesammelt werden. Gespeichert werden diese Daten auf der entsprechenden Blockchain. NFTs werden vorrangig dafür genutzt, virtuelle Güter wie digitale Kunstwerke, Objekte in Computerspielen oder Musik als Einzelstücke zu kennzeichnen.

NFTs beschränken sich jedoch nicht nur auf die digitale Welt, sondern auch ein physischer Wertgegenstand kann mit einem NFT gekoppelt werden. Dieser wird als „digitaler Zwilling“ auf der Blockchain bezeichnet

Was ist eine Blockchain?

Eine Blockchain ist ein global verteiltes und revisionssicheres Transaktionsbuch. Bei der Erstellung eines NFTs wird dieser zu einem eindeutig identifizierbaren Datensatz und in der Blockchain verewigt. Die derzeit populärste Blockchain ist Ethereum. In allen Consulting Aufgaben rund um Blockchain kann EY Ihnen beratend zur Seite stehen.

Wo können NFTs gekauft werden?

Da die Tokens einzigartig sind, ist ihr Preis vom Seltenheitsgrad und vor allem von der Nachfrage abhängig. Bleiben also die Interessenten aus, kann sich der Verkauf schwierig gestalten. Bei großer Nachfrage kann der Kurs dieses NFTs rasant steigen, worauf naturgemäß viele Anleger hoffen.

Um einen NFT zu kaufen, muss man sich auf einer entsprechenden Plattform anmelden. Diese setzen allerdings eine gewisse Vorkenntnis voraus, was den Handel gerade für Anfänger kompliziert machen kann. Zu den Handelsplätzen zählen unter anderem:

  • Opensea
  • SuperRare
  • Rarible
  • Nifty Gateway und
  • MagicEden

Wie bereits erwähnt, kann der Kauf zum Beispiel via Ethereum-Blockchain erfolgen. Für den Erwerb eines NFT benötigen wir in diesem Beispiel daher die Kryptowährung Ether, die es wiederum auf den Plattformen wie Bitpanda, Binance, Coinbase oder Kraken zu erstehen gibt. Anschließend kann Ether an eine Wallet, quasi eine virtuelle Geldbörse, wie MetaMask oder Coinbase Wallet geschickt werden, die sich mit einem NFT-Handelsplatz zusammenführen lässt.

Internationales Anwendungsbeispiel: Adidas

Ein internationales Beispiel liefert die Firma Adidas. Ihre erste NFT-Kollektion an digitalen Kunstwerken war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Unter dem Motto „Komm ins Metaverse“ hatte Adidas zusammen mit NFT-Pionieren eine Limited Edition herausgebracht, bei der die Käufer:innen zu jedem NFT Merchandise-Artikel erhalten haben.

Ein paar weitere praktische Anwendungsfälle von NFTs – etwa auch österreichische – finden Sie weiter unten im Text.

Was ist das Metaverse in Bezug auf NFTs?

Beim Metaverse handelt es sich um dezentrale virtuelle Welten, in denen sich jeder mit jedem vernetzen und darin bewegen kann. Erste Vorboten davon sind Second Life oder Minecraft, wo man nicht nur virtuelle Gegenstände kaufen, sondern diese mitunter auch handeln kann.

Derzeit ist eine neue Generation an Metaversen in Entstehung. Hier wird dieser Gedanke weitergesponnen und virtuelle Welten als Bühne für Unternehmen und Organisationen konstruiert. Für das besondere Erlebnis können Anwenderinnen und Anwender auch schon mit Virtual Reality-Brillen in das Erlebnis einsteigen. Mit Hilfe dieser VR-Brillen taucht der User in die virtuellen Welten ein, kann mit anderen interagieren und somit das Geschehen beeinflussen.

Im Metaverse wird eine Person durch einen Avatar dargestellt. Hier setzen die NFTs an: Eröffnet beispielsweise eine Firma wie Adidas einen virtuellen Store im Metaverse, so ist es dem Anwender möglich, diesen Store in seiner Avatar-Rolle zu besuchen. Darin können die neuesten Kollektionen (z.B. Schuhe, Kleidung, usw.) begutachtet sowie mittels NFTs gekauft werden. Der Avatar des Users kann das erworbene Kleidungsstück „anziehen“ und anschließend weiterverkaufen, falls andere Anwender Gefallen daran gefunden haben. Mit Hilfe eines Smart Contracts, der an den jeweiligen NFT geknüpft ist, wird es den ursprünglichen Erzeugern von NFTs sogar möglich, bei jedem Weiterverkauf eines NFTs am „Zweitmarkt“ einen gewissen Prozentsatz an Gebühr mitzuverdienen.

Klassischer Geschäftsnutzen: NFT als Marketinginstrument

Ein Auftritt im Metaverse sowie die Ausgabe von NFTs ermöglicht es Unternehmen, neue Geschäftsbereiche für sich zu entdecken und neue Businessmodelle zu entwickeln. NFTs lassen sich also für deutlich mehr als nur für einfallsreiche Kryptokunst verwenden. Firmen können dieses System nutzen, um Kundenbindung zu erhöhen und Fans stärker mit der Marke interagieren zu lassen. Das bietet neben dem Umsatzmodell auch eine Stärkung der Marke und die Erschließung von neuen Kundensegmenten.

Weitere große Marken wie Nike und Coca-Cola führen bereits NFT-Kollektionen ein. Der Hype hat zur Folge, dass der wirtschaftliche Output, der sich derzeit erzielen lässt, deutlich höher ist, als der Input, der dafür getätigt werden muss. Unternehmen profitieren nicht nur von den aktuell hohen Kursen der in Frage kommenden Kryptowährungen und den damit verbundenen optimistischen Fantasien der Anleger, ein weiterer Punkt ist der First-Mover-Advantage, den sie jetzt für sich gewinnen können. Als eines der ersten Unternehmen in diesem neuen Markt, der gerade noch in den Kinderschuhen steckt, haben diese First-Mover die Chance, ihrer Konkurrenz um Längen voraus zu sein.

Kein Gewinn ohne Risiko

Natürlich bringen neue Technologien nicht nur Vorteile mit sich. Eine gründliche Risikoanalyse und Einbindung von Expertinnen und Experten sollte von jedem Unternehmen durchgeführt werden, die in diesen Markt einsteigen möchten. Nicht nur die Anbieterinnen und Anbieter, sondern auch die potenzielle Kundenschicht ist mit einer Lernkurve konfrontiert, die es in sich hat. Das Handling von NFTs ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht so massentauglich, wie es beispielsweise das von Bitcoins bereits ist.

Auch die Regulatorik darf nicht außer Acht gelassen werden. Eine ordentliche Prüfung der rechtlichen und steuertechnischen Aspekte ist stark anzuraten. Um auf der sicheren Seite zu sein, beraten wir Sie gerne in diesen Belangen. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und profitieren Sie von NFTs.

Natürlich bringen neue Technologien nicht nur Vorteile mit sich. Eine gründliche Risikoanalyse und Einbindung von Expertinnen und Experten sollte von jedem Unternehmen durchgeführt werden, die in den NFT-Markt einsteigen möchten.

Weitere praktische Anwendungen von NFTs

Die Anwendungsbereiche, welche mit programmierbaren NFTs realisiert werden können, werden bereits von namhaften Unternehmen ins Geschäftsmodell integriert. Die Anwendungsfälle sind nahezu grenzenlos und auch deswegen interessant, weil die Tokenisierung eine höhere Transparenz von Transaktionen bietet. Zudem ist sie kosteneffizienter, da sie sehr stark automatisiert werden kann und selten eine administrative Organisation für die Abwicklung benötigt. So werden beispielsweise auch Patente, Lizenzen oder Verträge durch die NFT-Technologie digitalisiert und handelbar gemacht.

Kunstmarkt

Dabei sind die wohl derzeit bekanntesten Anwendungen für die NFT-Technologie:

  • Kryptokunst: digitale Kunstwerke, die über NFT angeboten werden und
  • Collectibles: Sammlerstücke, wobei nicht der künstlerische Aspekt im Vordergrund steht, sondern das Sammeln von komplementierenden Bildern und Icons, die sich zu passenden Kollektionen zusammenfügen lassen, aber unterschiedliche Häufigkeiten und damit Handelswerte haben.

Immobilienmarkt

Ein weiterer spannender Bereich betrifft den Immobilienmarkt. Erste Pilotprojekte experimentieren mit der Tokenisierung von Immobilien. Dadurch können diese einfacher und schneller gehandelt werden, wie beispielsweise in San Francisco.

Internationale Anwendungsbeispiele von EY

Fieracavalli/Jumping Verona, eine in Italien populäre Pferdeveranstaltung. In Kooperation mit den Veranstaltern entwickelte EY eine NFT-Collection, die die teilnehmenden Pferde abbildet. Auch ein System, das die Kombination von NFTs mit einem Ticketing-System möglich macht. Auf diese Weise konnten NFTs über ein Webinterface verkauft sowie als Zugangskontrolle zu gewissen Bereichen der Messe verwendet werden.

Die Filmproduktionsfirma Blue Film Productions haben einige Szenen eines Kinofilms auf Basis von blockchain.ey.com tokenisiert und auf der Blue Sea Handelsplattform handelbar gemacht.

Für Peroni Bier entwickelte EY ein NFT-System, in dem einzelne Chargen der Produktion in Bezug auf Herkunft, Verarbeitung und Transport getrackt werden und über eine konsumenten-taugliche Webapplikation visualisiert werden können.

Anwendungsbeispiele in Österreich: Post, cryptoWine & RedBull Racing

Bei der heimischen Post waren die sogenannten „Crypto Stamps“ bereits in der dritten Ausgabe nach Verkaufsstart im Juni 2021 nach kürzester Zeit ausverkauft, sodass nun der Verkauf der nächsten Crypto Stamps (Version 3.1) vorbereitet wird.

Ein weiteres Beispiel liefert cryptoWine.at, ein Projekt unter Beteiligung der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer mit ihrer erlesenen Auswahl an prämierten Spitzenweinen, die als NFT erworben oder ersteigert und danach auf unabhängigen Marktplätzen gehandelt werden können.

Auch das Team von RedBull Racing arbeitet an einem Projekt mit Collectibles, die im Laufe des Jahres 2022 noch genauer evaluiert werden.

Das NFT Team des EY Blockchain Kompetenzzentrums in Wien:
Raphael Paier, Gabriel Theis, David Walzer
und Marc Hopfgartner. 

Fazit

NFTs sind längst nicht mehr nur ein Hype computeraffiner Kunsthändler. Geschickt angewandt lassen sich damit echte Geschäftschancen wahrnehmen. Wir bei EY sind stets bemüht, am Puls der Zeit zu sein, um Ihnen das nötige Consulting zu allen wichtigen Themen der Geschäftswelt zukommen zu lassen. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, unser Team berät Sie gerne.

Über diesen Artikel

Von Marc Hopfgartner

Consultant, Enterprise Risk Services & Blockchain Competence Center | Österreich

Wenn Marc nicht auf der Suche nach den neuesten Trends im Bereich Emerging Technologies ist, widmet er sich gerne sportlichen Aktivitäten und verbringt seine Zeit am liebsten mit seinen Freunden.