Gerade bei letzterem Thema stehen wir als Gesellschaft und Unternehmer:innen noch am Anfang einer langen, transformativen Reise. Erst im letzten Frühjahr haben wir mehr als 200 Entscheidungsträger:innen von Österreichs Top-1000-Unternehmen befragt. Für uns überraschend war vor allem, dass nur etwa die Hälfte der Betriebe klare Ziele in punkto Klimaneutralität formuliert hat. Das lässt noch viel Luft nach oben — schließlich ist die Definition des Status quo und von messbaren Zielen die Basis für die Entwicklung einer nachhaltigen Unternehmensstrategie. Nur wer weiß, wo er oder sie hinmöchte, kann den Weg dorthin planen und ihn schließlich auch gehen.
Erfreulich ist hingegen, dass es Nachhaltigkeit bei den Unternehmen von der Besenkammer oder zumindest den unteren Etagen ins Vorstandszimmer geschafft hat. Für vier von fünf heimischen Betrieben ist Klimaschutz Sache der Geschäftsführung/des Vorstands — ein eindeutiges Commitment und aus unserer Sicht die einzig richtige Herangehens- weise. Und obwohl es in zwei Dritteln der Unternehmen auch schon klare Zielvereinbarungen in Bezug auf Nachhaltigkeit gibt, hat deren Erfüllung noch bei den wenigsten Konsequenzen für Prämien- und Bonuszahlungen. Genau diese Stellhebel gilt es allerdings zu nutzen, denn Anreizsysteme haben eine starke Lenkungswirkung.
Dass es eine Sekunde vor zwölf ist, bestreitet mittlerweile wohl kaum mehr jemand. Unaufhaltsame Waldbrände in Europa, wochenlange Unwetter mit tennisballgroßen Hagelkörnern in Oberösterreich und Tornados im Weinviertel haben auch die letzten Zweifelnden überzeugt. Und doch fehlt es oft an der notwendigen Konsequenz, über mögliche Maßnahmen nicht nur zu sprechen, sondern sie auch wirklich umzusetzen. Das gilt für Privatpersonen genauso wie für Führungskräfte in Unternehmen. Der Schlüssel zum „Nachhaltigkeits-Erfolg“ und zur Bewältigung der Klimakrise wird primär in Innovationen und neuen Technologien zu finden sein. Unternehmen sind angehalten, ihre Strategien und Geschäftsmodelle nachhaltiger zu machen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken, ihre Wertkette nachhaltig zu gestalten und den Umgang mit Ressourcen- Stichwort Kreislaufwirtschaft — zu überdenken und rasch zu ändern. In dieser aktuellen Übergangsphase hin zu einem nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem werden wir in manchen Bereichen wohl auch Verzicht üben und liebgewonnene, bequeme Gewohnheiten ändern müssen, Verbote und Verzicht sollten aber die Ausnahme und nicht die Regel sein. In nicht allzu ferner Zukunft aber werden wir mithilfe neuer Technologien und Produkte, die es erst noch zu erfinden und entwickeln gilt, in ein neues, nachhaltiges und besseres Zeitalter eintreten.
Einige der besten Beispiele dafür finden sich auch beim diesjährigen „EY Entrepreneur Of The Year“-Wettbewerb vertreten. HERMANN produziert mit einer eigenen Bio-Pilzzucht eine Alternative zu Fleisch, ohne Zusatzstoffe. Das Unternehmen trägt mit seinen immer beliebter werdenden Produkten zur Reduktion des Fleischkonsums bei, der immerhin für 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Oder das Familienunternehmen Variotherm, das ökologische Flächenheiz- und Kühlsysteme erzeugt, die biologische und gesunde Strahlungswärme abgeben. Die österreichische Energiewirtschaft war sich bei unserer EY Stadtwerkestudie 2021 einig, dass die Wärmewende der vielversprechendste Hebel zur Umsetzung der Klimaneutralität ist. Hervorstechend in punkto Nachhaltigkeit ist auch waterdrop®, das mit seinen wasserlöslichen Drops nicht nur den Wasserkonsum erhöht, sondern auch beachtliche Mengen an Kunststoff spart. Allein in Wien werden jährlich über 5.000 Tonnen Plastikflaschen gesammelt — das entspricht dem Gewicht von 833 Elefanten oder dem 11-fachen Gewicht der internationalen Raumstation ISS. Mutige Unternehmer:innen mit innovativen Ideen wie diese sind es, die nicht nur mit gutem Beispiel vorangehen, sondern als wahre Pionier:innen neue Wege bestreiten. Von solchen Menschen werden wir in Zukunft noch viel mehr brauchen.