Können alte Hasen neue Wege gehen?

Von Erich Lehner

Managing Partner Markets, Programm Partner EY Entrepreneur Of The Year I Österreich

Erich Lehner verantwortet die serviceübergreifende Zusammenarbeit. Seine unternehmerisch geprägten Wurzeln zusammen mit seiner Berufserfahrung bilden die Basis seines ganzheitlichen Beratungsansatzes.

5 Minuten Lesezeit 22 Jänner 2020

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Plant man die Staffelübergabe im Voraus, hat man genug Puffer, um sich gemeinsam zu den wichtigsten Fragen Gedanken zu machen.

Familiengeführte Betriebe sind ein wichtiger Anker der heimischen Wirtschaft – immerhin erwirtschaften sie mit knapp 1,8 Millionen Beschäftigen Umsätze in der Höhe von 393,3 Millionen Euro pro Jahr. Die Werte, die die Betriebe zu dem machen, was sie sind, werden oftmals über Jahrzehnte und viele Generation weitergeben; Veränderungen der Wirtschaftslage, Konjunktur und Inflation wird gemeinsam begegnet. Zusammen mit der LGT Bank Österreich hat EY eine Studie in Auftrag gegeben, die den Kern von Familienbetrieben bestätigt – Nachhaltigkeit, Stabilität, Gemeinschaftsgefühl sowie eine enge Bindung zu den Mitarbeitern machen Familienunternehmen besonders. Der Blick in die Zukunft ist bei vielen aber getrübt, denn: Nur die Hälfte der Familienunternehmen hat klar geregelt, wer in Zukunft die Zügel in der Hand halten wird.

Wunschnachfolger Erbengeneration

Die Weitergabe innerhalb der Familie hat hohe Priorität: Bei knapp neun von zehn Betrieben mit Nachfolgeplanung übernimmt ein Familienmitglied das Zepter. Nur bei acht Prozent ist ein externer Geschäftsführer vorgesehen, vier Prozent planen das Unternehmen zu verkaufen. Der Gründergeneration fällt die Staffelweitergabe besonders schwer – je jünger der Betrieb, desto weniger wird über die Nachfolge nachgedacht. 

Dabei wäre eine gut geregelte Übergabe – sei es an einen Erben, sei es an einen externen Manager – ein großartiger Impuls, um das Familienunternehmen auf dem Fundament des bisher Erreichten weiterzuentwickeln und innovationsfähiger zu machen.

Die größten Problemfelder werden im Bereich der Erbengenerationen verortet: Sieben von zehn Managern meinen, die größte Herausforderung sei das mangelnde Interesse der Erben, den Betrieb zu übernehmen. Zwei Drittel geben an, dass die Erben nicht das entsprechende unternehmerische Profil mitbringen würden. Gleichzeitig sind die Erwartungen hoch: Im Grunde soll die nächste Generation das Unternehmen mit denselben Werten und denselben Mitarbeitern auf Kurs halten.

Bei aller Wichtigkeit von Stabilität und nachhaltigem unternehmerischen Handeln – hier wird unterschätzt, dass die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in Zeiten des Wandels essenziell ist. Nur knapp mehr als ein Drittel der derzeitigen Unternehmenslenker erwartet von der Nachfolgegeneration eine Transformation des Geschäftsmodells. Dabei wäre eine gut geregelte Übergabe – sei es an einen Erben, sei es an einen externen Manager – ein großartiger Impuls, um das Familienunternehmen auf dem Fundament des bisher Erreichten weiterzuentwickeln und innovationsfähiger zu machen.

Erfolgreiche Übernahme – nur einen Steinwurf entfernt?

Bei der Nachfolgeregelung hat eine David gegen Goliath-Stellung nichts verloren. Als wichtigster Treiber für eine erfolgreiche Übergabe gilt klare Kommunikation, wie die Studie bestätigt. Auch Rechtzeitigkeit und Struktur sind wesentlich für einen reibungslosen Ablauf. Denkt man früh darüber nach, wie man das Unternehmen gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft steuert, kann man die Erwartungen des jeweils anderen zeitig abstecken. 

Herausforderungen für Familienunternehmen

65 %

sehen das Finden adäquater Führungskräfte genauso problematisch wie die Nachfolgeplanung

Vor allem gut vorbereitete und in anderen Betrieben geschulte Jungunternehmen sind hervorragend geeignet, um das Familienunternehmen auf dem Fundament des bisher Erreichten weiterzuentwickeln und für die Zukunft zu rüsten. Doch genau das ist oftmals der Knackpunkt: Wie viele heimische Unternehmen sehen auch acht von zehn der befragten Führungskräfte aus Familienunternehmen den Fachkräftemangel als größte Herausforderung. Diese Aussagen decken sich mit dem EY-Mittelstandsbarometers, demnach sich der Fachkräftemangel durchaus besorgniserregend durch alle Unternehmensgrößen und Branchen zieht. Das überraschende Studienergebnis: Für zwei Drittel (65 %) ist das Finden adäquater Führungskräfte genauso problematisch wie die Nachfolgeplanung. 

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Plant man die Staffelübergabe im Voraus, hat man genug Puffer, um sich gemeinsam zu den wichtigsten Fragen Gedanken zu machen.

„Sonderpreis der Generationen“ des EY Entrepreneur Of The YearTM

Dass erfolgreiche Weitergabe der Unternehmensführung wunderbar funktionieren kann, zeigt die Spar AG. Der „Sonderpreis der Generationen“ des EY Entrepreneur Of The YearTM, der Familienunternehmen auszeichnet, die mindestens in dritter Generation geführt werden, ging 2019 an den seit 65 Jahren erfolgreichen Familienbetrieb. Gerade in Zeiten der Transformation, wie wir sie gerade stärker denn je erleben, sind Vertrauen und Kontinuität zentrale Eckpfeiler. Erfolgreiche Familienunternehmen schaffen es, diese Werte zu bewahren und zu leben, gleichzeitig stellen sie sich mit Innovationsgeist und Offenheit dem Wandel und meistern ihn über Generationsgrenzen hinweg. SPAR ist ein eindrucksvolles Vorbild, wie man diese Werte lebt und bewahrt.

Fazit

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Plant man die Staffelübergabe im Voraus, hat man genug Puffer, um sich gemeinsam zu den wichtigsten Fragen Gedanken zu machen. Wer übernimmt das Unternehmen? Wo wollen wir wirtschaftlich hin? Wie können wir unsere innerbetrieblichen Werte festigen? So kann man auch der jüngeren Generation die Chance geben, das C-Level im Familienbetrieb kennenzulernen, ohne sie ins kalte Wasser zu stoßen. Und: Die ältere Generation hat Zeit, sich ans Loslassen zu gewöhnen, während sie mit Rat und Tat zur Seite steht. 

Familiengeführte Betriebe sind ein wichtiger Anker der heimischen Wirtschaft – immerhin erwirtschaften sie mit knapp 1,8 Millionen Beschäftigen Umsätze in der Höhe von 393,3 Millionen Euro pro Jahr. Die Werte, die die Betriebe zu dem machen, was sie sind, werden oftmals über Jahrzehnte und viele Generation weitergeben; Veränderungen der Wirtschaftslage, Konjunktur und Inflation wird gemeinsam begegnet. Zusammen mit der LGT Bank Österreich hat EY eine Studie in Auftrag gegeben, die den Kern von Familienbetrieben bestätigt – Nachhaltigkeit, Stabilität, Gemeinschaftsgefühl sowie eine enge Bindung zu den Mitarbeitern machen Familienunternehmen besonders. 

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Managing Partner Markets, Programm Partner EY Entrepreneur Of The Year I Österreich

Erich Lehner verantwortet die serviceübergreifende Zusammenarbeit. Seine unternehmerisch geprägten Wurzeln zusammen mit seiner Berufserfahrung bilden die Basis seines ganzheitlichen Beratungsansatzes.