Pressemitteilung

5 Jänner 2022 Wien, AT

EY-Analyse zur Beschäftigungsentwicklung 2022

Pressekontakte
Sarah Mauracher

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

Nina Eggenberger

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

  • Pandemie erhöht Erwerbslosenquote in Österreich deutlich – aber starke Erholung für 2022 erwartet
  • Zehn-Jahres-Vergleich: Zahl der Arbeitslosen in Spanien am stärksten gesunken – größter Anstieg der Eurozone in Österreich
  • Österreich konnte in der vergangenen Dekade 197.000 neue Arbeitsplätze schaffen, 2022 sollen 42.000 dazu kommen

Wien, 05. Jänner 2022. Die Beschäftigung in Österreich stieg bis zum Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 kontinuierlich – trotz zwischenzeitlicher Finanzkrise und Eurokrise. Erst der Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 hat zu einem deutlichen Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen geführt. Im Gegensatz zu vielen weiteren Ländern der Eurozone gab es 2021 in Österreich einen weiteren Ab- und keinen Aufschwung: Unterm Strich sind hierzulande durch die Pandemie etwa 74.000 Jobs verloren gegangen. Die Arbeitslosenquote – nach ILO-Standard – stieg von 4,8 (2019) auf 6,3 (2021) Prozent im Jahresdurchschnitt. Für 2022 zeichnet sich eine leicht positive Wendung ab: Prognostiziert wird eine Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent – dies würde bedeuten, dass die Quote um einen Prozentpunkt niedriger als im Vorjahr wäre und der Beschäftigtenstand in Österreich von 4,281 Millionen auf rund 4,321 Millionen Erwerbstätige wachsen wird.

Das sind Ergebnisse einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die auf offiziellen Zahlen zur Beschäftigungsentwicklung und EY-Prognosen beruht. Dabei kommt die für internationale Vergleiche maßgebliche Abgrenzung der Erwerbslosigkeit nach Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Anwendung.

Eurozone: Pandemie stoppte Rückgang der Arbeitslosigkeit
In der Eurozone hat die Pandemie den bis dahin positiven Trend auf dem Arbeitsmarkt gestoppt: Im Jahr 2020 sank die Zahl der Erwerbstätigen um 1,5 Prozent – in absoluten Zahlen gingen knapp 2,5 Millionen Arbeitsplätze verloren. Bereits 2021 kamen aber wieder etwa 1,3 Millionen Beschäftigte neu hinzu. Und für das Jahr 2022 wird ein Beschäftigungswachstum von 1,2 Prozent erwartet. Somit dürfte in der gesamten Eurozone im Jahr 2022 die Zahl der Beschäftigten auf ein neues Rekordniveau steigen. Parallel dazu geht auch in der gesamten Eurozone der Abbau der Arbeitslosigkeit wieder voran: Die Arbeitslosenquote stieg im Zuge der Pandemie im Jahr 2020 von 7,5 auf 7,8 Prozent und im Jahr 2021 auf 7,9 Prozent. Für 2022 wird ein Absinken auf 7,6 Prozent – und damit fast auf Vorkrisenniveau – prognostiziert.

„Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen waren und sind nach wie vor eine enorme Herausforderung für Regierungen und Unternehmen in allen Ländern. Die gute Nachricht ist, dass der Arbeitsmarkt im kommenden Jahr wachsen wird“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich. „Trotz erheblicher wirtschaftlicher Einschränkungen, Reisebeschränkungen und zeitweiliger Lockdowns konnte ein massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden. Insbesondere die Kurzarbeit hat uns vor noch heftigeren Erschütterungen bewahrt. Der Preis ist allerdings eine kräftig gestiegene Verschuldung.“

Höchster Anstieg der Erwerbslosenquote im Zehn-Jahres-Vergleich: Österreich führt Negativranking an
Trotz der Pandemie, die den Abbau der Arbeitslosigkeit in den meisten Ländern gestoppt hat, ist die Zehn-Jahres-Bilanz fast durchweg positiv: In den meisten Ländern der Eurozone sank die Arbeitslosenquote in der letzten Dekade. Den stärksten Rückgang verzeichneten Länder, die vor zehn Jahren mit einer besonders hohen Arbeitslosigkeit kämpften. In Spanien und Portugal gelang innerhalb eines Jahrzehnts ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um knapp zehn Prozentpunkte. Die Zahl der Arbeitslosen ist in den vergangenen zehn Jahren in der Eurozone in absoluten Zahlen um etwa 5,5 Millionen gesunken. Spanien und Deutschland verzeichneten den größten Rückgang: In Spanien verloren rund 1,124 Millionen, in Deutschland rund 714.000 Menschen ihren Arbeitsplatz.

Österreich hat allerdings im Vergleich den größten Anstieg an Arbeitslosen zu verzeichnen: In keinem anderen Land der Eurozone stieg die Arbeitslosenquote in der vergangenen Dekade so stark wie in Österreich – nur hierzulande und in Luxemburg ist die Bilanz der letzten zehn Jahre negativ. Im Zeitraum von 2012 bis 2021 ist die Zahl der Arbeitslosen in Österreich um 1,1 Prozent gewachsen, in Luxemburg waren es 0,9 Prozent.

Wirft man einen genaueren Blick auf die letzten Jahre der COVID-Pandemie, zeigt sich, dass sich die Erwerbslosenquote hierzulande vom ersten auf das zweite Krisenjahr leicht erhöht hat – 2020 waren es 6,0 Prozent, 2021 6,3. Damit liegt Österreich im Eurozonen-Mittelfeld, gemessen an den Arbeitslosen pro Einwohner:innen.

Große regionale Unterschiede bleiben bestehen
Im Jahr 2021 setzten sich die Niederlande an die Spitze des Rankings der Eurozonenländer mit der niedrigsten Arbeitslosenquote (3,3 %), Schlusslicht ist Griechenland (16,4 %). Das wird auch 2022 ähnlich aussehen: Zwar wird die Arbeitslosenquote in der Eurozone im Jahr 2022 voraussichtlich auf 7,6 Prozent und damit wieder auf das Niveau vor Ausbruch der Pandemie sinken, dennoch bleiben erhebliche Unterschiede zwischen den Euro-Ländern bestehen. Die Spanne wird im Jahr 2022 voraussichtlich von 3,2 Prozent in Deutschland bis 16,3 Prozent in Griechenland reichen. Zwar ist es einigen südeuropäischen Ländern in den vergangenen Jahren gelungen, die Arbeitslosigkeit zu verringern, und auch Auswirkungen der Coronakrise hielten sich trotz der großen Bedeutung des Tourismussektors in Grenzen. „An der Grundproblematik einer viel zu hohen Arbeitslosigkeit und vor allem einer sehr hohen Jugendarbeitslosigkeit hat sich aber letztlich nicht viel geändert“, führt Gunther Reimoser aus. Das sorge bei vielen Millionen Menschen für Perspektivenlosigkeit und könne immer wieder zu sozialen und politischen Spannungen führen: „Für den Zusammenhalt innerhalb Europas und die Akzeptanz des europäischen Einigungsprojekts ist die sehr hohe Arbeitslosigkeit immer noch eine der zentralen Herausforderungen.“

2022: kräftiger Boom auf Arbeitsmarkt erwartet
Für 2022 wird eine Kehrtwende auf dem Arbeitsmarkt erwartet. Laut EY-Prognose wird die Zahl der Erwerbstätigen um 1,1 Prozent bzw. um knapp 500.000 Personen steigen – und mit 45,4 Millionen nicht nur das Vorkrisenniveau übertreffen, sondern sogar einen neuen Höchststand erreichen. In der Mehrzahl der Eurozonen-Länder wird somit auch die Erwerbslosenquote im Jahr 2022 sinken: in der gesamten Eurozone um 0,3 Prozentpunkte, in Österreich um 1,0 Prozentpunkte.

Das ist unter anderem durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze möglich: In zehn Jahren entstanden in der Eurozone zehn Millionen neue Arbeitsplätze – die meisten davon in Deutschland, 2,9 Millionen, – in Österreich waren es 197.000. Die wenigsten Stellen wurden in in Lettland, Zypern und Estland geschaffen.

Dieser positive Trend soll sich 2022 fortsetzen: Das kommende Jahr dürfte einen kräftigten Wirtschaftsaufschwung in der gesamten Eurozone bringen und auch auf dem Arbeitsmarkt für eine durchwegs positive Entwicklung sorgen – vorausgesetzt, die Pandemie kann im Lauf des Jahres eingedämmt werden. Deutschland liegt mit voraussichtlich 470.000 neuen Arbeitsplätzen an der Spitze, in der gesamten Eurozone dürfte die Beschäftigung um annähernd zwei Millionen Erwerbstätige steigen. In Österreich werden 2022 voraussichtlich 42.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Sofern nicht neue Virusmutationen zu einer erneuten Verschärfung der Pandemie führen, spreche viel für eine sehr positive Konjunkturentwicklung im Jahr 2022, prognostiziert Gunther Reimoser: „In etlichen Branchen sehen wir massiven Nachholbedarf, eine starke Nachfrage und hohe Auftragsbestände. Im Jahr 2021 kam es noch nicht zu der erhofften und erwarteten Konjunkturerholung, da Nachwirkungen der Pandemie – immer neue, massive Störungen der internationalen Lieferketten, Probleme bei der Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten etc. – erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen hatten. Solche Probleme dürften aber im Jahresverlauf 2022 eine immer geringere Rolle spielen.“

Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt verschärft Fachkräfteproblematik
Der hohe Arbeitskräftebedarf, den viele Branchen jetzt schon vermelden, wird im bevorstehenden Konjunkturaufschwung zu einem noch deutlicheren Problem werden, erwartet Reimoser: „Der Fachkräftemangel geriet in Pandemiezeiten in den Hintergrund. Aber wenn im kommenden Jahr wieder mehr Unternehmen Neueinstellungen vornehmen wollen, wird sich erweisen, dass – trotz der aktuell vergleichsweise hohen Arbeitslosigkeit – viele Stellen nicht besetzt werden können, weil es an den gesuchten Qualifikationen und Kompetenzen mangelt. Es wird immer schwerer, qualifizierte Mitarbeiter:innen zu finden, der Fachkräftemangel wird zunehmend zur Wachstumsbremse.“ Dazu komme in vielen Industriebranchen – etwa im Maschinenbau- und Automobilsektor – ein noch tiefgreifender technologischer Umbruch. Gleichzeitig gewinnen digitale Geschäftsmodelle immer mehr an Bedeutung. Hier gilt es, den Spagat zwischen Arbeitsplatzschaffung und Stellenabbau zu schaffen.

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EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2019/2020 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.


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