Pressemitteilung

20 Jänner 2022 Wien, AT

Österreichs Unternehmen nach coronabedingtem Vorjahres-Tief wieder optimistisch – Geschäftslage deutlich verbessert

EY Mittelstandsbarometer 2022 - Schwerpunkt Konjunktur und Geschäftslage

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Sarah Mauracher

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Mittelstandsbarometer 2022 - Schwerpunkt Konjunktur und Geschäftslage

  • Geschäftslage nach starkem Einbruch im Vorjahr wieder so gut wie vor dem Ausbruch der Pandemie: 62 Prozent sehen derzeit eine positive Lage – 2020 waren es nur 37 Prozent
  • Nur mehr knapp jeder Zehnte (9 %) bewertet die derzeitige Geschäftslage negativ; 2020 war das noch mehr als jeder Vierte (28 %)
  • Weitere Erholung erwartet: Neun von zehn Unternehmen gehen davon aus, dass die Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten besser wird (33 %) oder gleich gut bleibt (57 %)
  • Negative Corona-Folgen: Umsatzrückgänge (38 %) und Probleme mit der Lieferkette (37 %) 
  • Jeder Zweite hat 2021 Kurzarbeit in Anspruch genommen
  • Konjunkturerwartungen deutlich aufgehellt: Erstmals seit 2019 überwiegt wieder die Zuversicht – aber Investitionsdynamik bremst 
  • Fachkräftemangel löst Pandemie als Hauptsorge wieder ab – Lieferkettenprobleme und schwankende Rohstoffpreise als weitere Sorgenkinder

Obwohl die Ausbreitung der Omikron-Variante aktuell das bestimmende Thema weltweit ist, blicken die österreichischen Unternehmen nach einem coronabedingten Tiefpunkt wieder positiver auf die Gegenwart und in die Zukunft. Die Einschätzung des eigenen Geschäftsklimas hat sich nach einem erheblichen, pandemiebedingten Rückgang Anfang 2021 auf das Niveau von 2009, dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise, wieder deutlich verbessert. 

Der Anteil jener Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als uneingeschränkt positiv bewerten, ist gegenüber dem Vorjahr von 37 auf 62 Prozent gestiegen und kehrt damit wieder auf das Niveau vor der drohenden Konjunktureintrübung und dem Ausbruch der Pandemie von Anfang 2019 zurück. Die Zahl derer, die sie als negativ einstufen, ist von 28 auf neun Prozent gesunken. Insgesamt schätzen damit mehr als neun von zehn (91 %) Unternehmen ihre Geschäftslage derzeit als eher gut oder gut ein. Die Spanne reicht dabei von 78 Prozent in den Bereichen Transport und Energie bis hin zum Tourismus mit 43 Prozent. 

Auch der Blick in die Zukunft ist von Optimismus geprägt: Ein Drittel (33 %) rechnet damit, dass sich die eigene Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten verbessern wird. Zuletzt waren die heimischen Unternehmen Anfang 2018 so positiv eingestellt.

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die über 600 Verantwortliche von mittelständischen, nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeiter:innen in Österreich befragt wurden.

„Österreichs Unternehmen haben nach dem Corona-Schock ihren Optimismus wieder gefunden. Die Geschäftslage ist nach zwei Jahren Pandemie nach einem kurzen Einbruch im Vorjahr wieder bemerkenswert stabil, die Prognosen trotz der immer noch unsicheren Lage im Kontext der Pandemie sehr optimistisch. Viele Unternehmen haben volle Auftragsbücher, einige profitieren sogar von einer Sonderkonjunktur. Das unterstreicht, wie gut und schnell sich Österreichs Unternehmen angepasst haben, wie resilient ihre Geschäftsmodelle sind und wie sie die Situation in vielen Fällen nutzen, um wichtige strategische Weichenstellungen –  insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit – vornehmen“, kommentiert Erich Lehner, Managing Partner Markets und Verantwortlicher für den Mittelstand bei EY Österreich, die Ergebnisse.

Corona-Folgen: Fast vier von zehn Betriebe verzeichnen Umsatzrückgänge

„Obwohl der Optimismus zurück ist, bleibt die Situation in vielen Branchen sehr angespannt und kritisch: Der Tourismus ächzt weiterhin unter den COVID-19-Maßnahmen und der fehlenden Planbarkeit aufgrund von Lockdowns. Die Industrie leidet vor allem unter den schwankenden Rohstoffpreisen und Lieferengpässen, insbesondere bei Chips in Folge der Halbleiterkrise“, so Lehner.

Trotz der aktuell positiven Lage war gerade das vergangene Jahr für viele heimische Betriebe eine große Herausforderungen, die negativen Folgen der Pandemie sind deutlich sichtbar: Beinahe vier von zehn (38%) Unternehmen in Österreich mussten 2021 Umsatzrückgänge verzeichnen. Fast ebensoviele (37%) waren mit Problemen in der Lieferkette konfrontiert, bei 18 Prozent kam es zu Stornierungen von Aufträgen. Immerhin mehr als ein Viertel (27 %) hat keine Auswirkungen durch COVID-19 gespürt.

Jedes zweite Unternehmen hat 2021 Kurzarbeit in Anspruch genommen

Abgefedert wurden die Auswirkungen der Coronapandemie im vergangenen Jahr auch durch staatliche Unterstützungsangebote. Mehr als die Hälfte (56 %) der österreichischen Unternehmen hat eine oder mehrere dieser Maßnahmen in Anspruch genommen. Im Vorjahr taten das noch 71 Prozent. Bei den Branchen, in denen die meisten Unternehmen auf Unterstützungsleistungen zurückgreifen mussten, liegt wenig überraschen der Tourimsus (90 %) weit vorne. Auch im Handel (59 %) und der Industrie (56 %) wurde im vergangenen Jahr noch überdurchschnittlich oft auf Unterstützungsmaßnahmen zurückgegriffen.

Am stärksten in Anspruch genommen wurde auch 2021 das Instrument der Kurzarbeit – knapp jeder Zweite (47 %) hat in den vergangenen zwölf Monaten Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt. Je 14 Prozent haben auf das Angebot von Steuerstundungen zurückgegriffen bzw. einen Fixkostenzuschuss beantragt.

Generell stellen Österreichs Betriebe dem wirtschaftspolitischen Umgang mit der Coronakrise kein gutes Zeugnis aus: Nur noch 24 Prozent vergeben die Note „gut“ oder „sehr gut“ – vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 31 Prozent der Befragten. Wie im Vorjahr würden 21 Prozent sogar ein nur ein „Genügend“ oder „Nicht genügend“ vergeben. Auch die Zustimmungsrate zur nationalen Standortpolitik ist gesunken – bereits im dritten Jahr in Folge: Der Anteil der Unternehmen, die diese als positiv bewerten, ist gegenüber Jahresbeginn 2021 von 39 auf aktuell 29 Prozent gesunken. Noch vor drei Jahren, im Jänner 2019, bekundeten 51 Prozent der befragten Unternehmen ihre Zustimmung zur nationalen Standortpolitik.

Konjunkturerwartungen deutlich aufgehellt – Investitionsdynamik bremst ab

Die Erwartungen in Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung in den nächsten sechs Monaten haben sich trotz einer drohenden neuen Coronawelle deutlich aufgehellt. Mehr als jedes dritte Unternehmen in Österreich (38 %) geht derzeit davon aus, dass sich die Wirtschaftslage hierzulande in den kommenden sechs Monaten verbessern wird – das sind fast doppelt so viele wie vor einem Jahr (20 %). Gleichzeitig ist der Anteil der Konjunkturpessimisten stark zurückgegangen: von 63 Prozent zu Jahresbeginn 2021 auf aktuell nur noch 19 Prozent. Erstmals seit Jahresbeginn 2019 zeigen sich damit wieder mehr Unternehmen optimistisch als pessimistisch bezüglich der Binnenkonjunktur.

Dennoch bremst die Investitionsdynamik ab und dürfte in den kommenden Monaten geringer ausfallen als in den Vorjahren: Unterm Strich planen nur noch zwölf Prozent der Betriebe mit höheren Investitionen – weniger als vor einem Jahr (19 %). Zu Jahresbeginn 2019 war dieser Anteil noch fast doppelt so hoch (23 %). Zuletzt lag die Investitionsdynamik Anfang 2016 so niedrig. Wie in den Vorjahren übersteigt der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen steigern wollen, aber dennoch wieder den Anteil derer, die planen, weniger als in der Vorperiode zu investieren. Allerdings ist der Anteil derer, die verstärkt investieren wollen, mit 19 Prozent derzeit so niedrig wie zuletzt im August 2013, als er bei nur 18 Prozent lag. Immerhin: Nur sieben Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen zurückfahren. Fast drei von vier Unternehmen (74 %) – das sind mehr als in jeder Vorbefragung – wollen ihre Investitionen konstant halten.

„Trotz der Pandemie, die auch 2022 das öffentliche Leben noch maßgeblich bestimmen dürfte, spricht einiges für einen spürbaren Konjunkturaufschwung, denn in vielen Bereichen besteht inzwischen ein enormer Nachholbedarf. Nun wird es allerdings darum gehen, dass dieser Bedarf auch gedeckt werden kann. Die aktuellen Lieferengpässe zeigen, dass dies eine echte Herausforderung ist. Nachdem sie im abgelaufenenen Jahr überdurchschnittlich viel Investitionen getätigt haben, werden die heimischen Unternehmen in den kommenden Monaten zurückhalten agieren und den Fokus auf Stabilisierung und nachhaltige Weichenstellungen legen“, führt Lehner aus.

Gefahrenranking: Fachkräftemangel löst Pandemie als Hauptsorge ab

Die größte Gefahr für den eigenen Betrieb ist aus Sicht der Befragten nach einem Jahr Unterbrechung – 2021 lag die Sorge vor einem erneuten schweren Ausbruch der Pandemie an der Spitze – wie schon in den Jahren zuvor der Fachkräftemangel. 61 Prozent und damit noch mehr als 2021 (57 %) betrachten die schwierige Suche nach qualifiertem Personal als größtes Risiko. In Hinblick auf die Pandemie glaubt die knapp Mehrheit der Befragten, dass das Schlimmste überstanden ist: 46 Prozent bereitet eine mögliche Verschärfung der Corona-Maßnahmen Sorge – deutlich weniger als vor einem Jahr (76 %). Noch starker gestiegen ist die Besorgnis über Probleme in der Lieferkette (von 18 auf 51 %), hohe Rohstoffpreise (von 29 auf 49 %), hohe Energiepreise sowie steigende Inflation (jeweils von 17 auf 44 %). 

„Das derzeitige Umfeld ist für Unternehmen extrem volatil, es ist gerade für kleinere Unternehmen enorm schwierig, alle Risiken im Blick zu behalten und ihnen angemessen zu begegnen – zumal sie vielfach als Teil der Lieferkette auf solvente, handlungs- und lieferfähige Lieferanten angewiesen sind,“ betont Lehner. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, sondern hält immer wieder böse Überraschungen für uns bereit. Da heißt es für die Unternehmen, auf Sicht zu fahren und sich soweit möglich auch auf zunächst unwahrscheinlich erscheinende Negativszenarien vorzubereiten.“

Blick in die Bundesländer: Oberösterreich wie im Vorjahr mit bester Geschäftslage

Die aktuelle Geschäftslage wird in Oberösterreich von drei Viertel (76 %) der Unternehmen als gut eingeschätzt, gefolgt von Kärnten (65 %) und Niederösterreich (64 %). Das Schlusslicht bildet das Burgenland – hier bewerten nur 40 Prozent die Geschäftslage positiv. 

Bei der Geschäftsprognose ist der Blick in die Zukunft bei Unternehmen mit Sitz in Wien am positivsten: 45 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten. Auch in Tirol (40 %) sind die Erwartungen sehr optimistisch. 

Am stärksten investieren in den kommenden sechs Monaten wollen Unternehmen aus Salzburg (24 %), der Steiermark (22 %) und Tirol (21 %). Zurückhaltend sind hingegen Unternehmen aus Vorarlberg und Oberösterreich, wo nur jeweils 16 Prozent ihre Investitionen im kommenden halben Jahr steigern wollen.

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EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung.

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