Bei der Jobwahl geht es Millennials nicht ums Geld – zumindest nicht vorrangig, auf das Klima zwischen Kolleg:innen kommt es an. Unterstützung in der Zielvereinbarung- und erreichung und vor allem Aufstiegschancen stehen auf der Wunschliste der Arbeitnehmer:innen ebenfalls weit oben um im Job motiviert zu bleiben. Vor allem Frauen wünschen sich Mentoring, Diversität auf Führungsebene und Weiterbildung vom Arbeitgeber.
All dies und mehr zeigt die gemeinsame Studie „Karrierewege Millennials 2022“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY und „the female factor“, einer globalen Karriere- und Leadership Plattform, unter über 1.000 Beschäftigten im Alter von 18 bis 40 Jahren in Österreich. Die Studie wurde auch in Deutschland und der Schweiz durchgeführt.
Ein Großteil der 18- bis 40-Jährigen kann sich laut eigenen Angaben vorstellen, seinen Job zu wechseln: 48 Prozent der Befragten erklären, offen für einen neuen Arbeitgeber zu sein. 14 Prozent suchen sogar aktiv nach einer neuen Stelle. Frauen halten derzeit deutlich häufiger aktiv nach einem neuen Job Ausschau als Männer (17 versus 11 %).
Die hauptsächlichen Gründe für den angestrebten Jobwechsel: Unzufriedenheit mit dem aktuellen Gehalt und ein schlechtes Arbeitsklima (jeweils 20 %). Jede:r neunte Befragte (11 %) sieht Überforderung bzw. zu hohen Arbeitsdruck als entscheidenden Faktor für eine mögliche Kündigung, jede:r zehnte Befragte einen Konflikt mit dem Vorgesetzten.
Einen neuen Job finden Millennials vor allem über ihr persönliches Netzwerk, dies gaben 34 Prozent der Befragten an.
Top-Kriterium bei der Auswahl des neuen Arbeitgebers ist aber nicht das Geld – sondern das Arbeitsklima, denn fast drei Viertel (72 %) halten es für sehr wichtig bis wichtig. Zweitwichtigster Faktor ist die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben (61 %), an dritter Stelle folgt das Gehalt, das für mehr als jeden Zweiten entscheidend ist (56 %). Erst an vierter Stelle reiht sich der Faktor „Interessante Aufgaben“ mit 50 Prozent ein. „Gutes Arbeitsklima/Team/Kollegen“ sind für Frauen deutlich wichtiger als für Männer, genauso die Faktoren „Sammeln von Berufserfahrung“ und „Flexibilität“.
Motivation durch angenehmes Arbeitsumfeld
Vor allem Frauen ist das Arbeitsklima wichtig: 80 Prozent halten es für einen sehr wichtigen bis wichtigen Faktor – bei den Männern sind es 64 Prozent. Allerdings gibt fast die Hälfte (43 %) der Befragten an, dass das Gehalt ausschlaggebend für die Wahl ihres aktuellen Arbeitgebers war. Dahinter folgt das Arbeitsklima (40 %) und die interessanten Aufgaben (25 %).
Das Arbeitsklima ist auch bei Frauen und Männern mit Kinderbetreuungspflichten das wichtigste Kriterium, gefolgt von der Vereinbarkeit mit der Kinderbetreuung, der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben und dem Gehalt.
„Gerade jüngere Berufstätige wollen sich heute häufiger ausprobieren. Auf dem Arbeitsmarkt sehen sie aktuell die Chance dazu, da es durch den Fachkräftemangel Vakanzen an qualifizierten Mitarbeitenden gibt. Das gilt für fast alle Branchen. Daher sind Firmen gut beraten, auf die individuelle Situation und die Wünsche der Arbeitnehmer:innen einzugehen und Flexibilität bei Entwicklungsmöglichkeiten, dem Arbeitsort und der Vereinbarkeit mit dem Privatleben zu bieten. Darüber hinaus bedeutet es für die Unternehmen, dass eine positive Atmosphäre und Arbeitskultur immens wichtig sind, um gute Mitarbeitende zu halten – und neue zu gewinnen,“ so Rosemarie König, Director Wirtschaftsprüfung und Leiterin des EY Women’s Network Next Gen und Mentorin bei the female factor.
Frauen streben deutlich häufiger eine höhere Funktion an
Stichwort Netzwerken und die eigenen Karriereziele vorantreiben: Geht es um den Karriereplan sind vor allem Frauen auf höhere Funktionen aus. Ein gutes Drittel der befragten Frauen (34 %), die sich aktuell in einem Beschäftigungsverhältnis befinden, strebt innerhalb der nächsten fünf Jahre eine höhere Funktion beim aktuellen Arbeitgeber an. 30 Prozent der Frauen geben an, dies in den kommenden fünf Jahren mit einem Wechsel des Arbeitgebers erreichen zu wollen. Bei den Männern sind es nur 14 Prozent.
„Eines zeigt sich klar: Frauen wollen führen. In unserer Studie wünscht sich jede zweite Frau einen beruflichen Aufstieg und eine höhere Position in den nächsten fünf Jahren. Das ist ein immenses Potenzial an Talenten, die von Unternehmen anerkannt und in den Führungsgremien zugelassen werden muss. Dabei ist auch zu beachten, dass für die weiblichen Befragten Diversität in der Führungsetage derzeit einen höheren Stellenwert hat als für ihre männlichen Kollegen,“ so Mahdis Gharaei, Co-Founder und Co-CEO von the female factor.
Wunsch an Vorgesetzte: Potenziale erkennen und fördern
Mitarbeiter:innen wünschen sich vor allem Förderung – und formulieren das auch gegenüber ihrem Arbeitgeber. 55 Prozent der Befragten reden mit ihren Vorgesetzten über ihre Karrierepläne. Unter Männern ist dieser Anteil mit 58 Prozent etwas höher als unter Frauen (53 %).
Um beim Arbeitgeber motiviert zu bleiben, wünscht sich jede vierte Frau Mentoring-Möglichkeiten und mehr Diversität auf Führungsebene. Nur jeder zehnte Mann findet Mentoring spannend und jeder zwanzigste Mann legt Wert auf Diversität.
„Gut jeder Zweite strebt mittelfristig höhere Position an – entweder im eigenen oder in einem anderen Unternehmen. Um diese Karrierepläne zu erreichen, können vor allem interne und externe Mentoring-Programme hilfreich sein. Jedenfalls sollte man auch gleichzeitig das persönliche Netzwerk vergrößern. Insbesondere Mentor:innen können bei der Potenzialerkennung und Zielformulierung unterstützen“, unterstreicht König die Wichtigkeit von Mentoring-Programmen.
Angestellte mit eigenem Karriereplan wünschen sich von ihren Vorgesetzten nach eigenen Angaben vor allem die Fähigkeit, die Potenziale der Mitarbeiter:innen zu erkennen und zu fördern (50 %) und die Fähigkeit, Ziele klar zu formulieren und zu kommunizieren (48 %). Rund jeweils jede:r dritte Befragte erwartet sich den Vorgesetzten die Entwicklung von Strategien zur Zielerreichung und die Fähigkeit, Konflikte zu erkennen und zu lösen. Frauen wünschen sich viel häufiger Fähigkeit zur Potenzialerkennung (62 %) als Männer (39 %) – Männer umgekehrt häufiger (36 %) Fähigkeiten zur Erkennung und Lösung von Konflikten als Frauen (29 %).
Die Studienergebnisse wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion am 20. April gemeinsam mit kununu und the female factor vorgestellt. Das Event zum Nachsehen gibt es hier: https://bit.ly/tffxEY_study_event