Pressemitteilung

27 Juli 2022 Wien, AT

EY M&A-Index Österreich erstes Halbjahr 2022

Österreichische M&A-Aktivitäten solide, doch Ungewissheit könnte die Aussicht trüben

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Sarah Mauracher

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

Nina Eggenberger

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

  • Zahl der Transaktionen mit 146 in Österreich im ersten Halbjahr 2022 stabil – nur ein Deal weniger als im Vorjahreszeitraum 
  • Volumen in Österreich fiel dagegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 75,6 Prozent von 4,5 Milliarden Euro auf 1,1 Milliarden Euro 
  • Das Volumen des ersten Halbjahres 2022 wurde im Wesentlichen durch zwei Deals getrieben: den Kauf von Anteilen an der Immofinanz AG durch die CPI Property Group S.A. (403,5 Millionen Euro) und den Kauf von Essentra Packaging durch die Mayr-Melnhof Karton AG (363,5 Millionen Euro) 
  • Die meisten Übernahmen fanden im ersten Halbjahr 2022 im Industriesektor statt, gefolgt vom Immobiliensektor 

Aufgrund des starken geopolitischen und finanziellen Gegenwinds waren die weltweiten M&A-Aktivitäten im ersten Halbjahr 2022 stark rückläufig, die weitere Entwicklung ist aufgrund des Ukraine-Krieges, der verstärkten geopolitischen Spannungen und einer möglichen Rezession zudem ungewiss. Mit 2.274 Deals im Gesamtwert von 2,02 Billionen US-Dollar sind die M&A-Aktivitäten im ersten Halbjahr 2022 zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei der Anzahl um 27 Prozent und beim Volumen um 18 Prozent zurückgegangen, aber im Vergleich zum Durchschnitt des letzten M&A-Zyklus (2015-2019) ist die Anzahl um 35 Prozent und das Volumen um 13 Prozent gestiegen. 

Der österreichische M&A-Markt ist im Vergleich zum weltweiten Rückgang im ersten Halbjahr 2022 solide auf Vorjahresniveau: Die Anzahl der Übernahmen mit österreichischer Beteiligung ist im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um eine Transaktion von 147 auf 146 gesunken. Die Transaktionsvolumina1 sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hingegen deutlich um 75,6 Prozent von 4,5 Milliarden Euro auf 1,1 Milliarden Euro gesunken. Das Volumen ist im ersten Halbjahr 2022 allerdings wenig aussagekräftig, da nur bei jedem zehnten Deal das Volumen bekannt gegeben wurde. 

Das Volumen wurde im Wesentlichen von einem Inbound-Deal im Immobiliensektor sowie einem Outbound-Deal im Industriesektor getrieben: Den Kauf eines Anteils von 12,7 Prozent an der Immofinanz AG durch die CPI Property Group S.A. um 403,5 Millionen Euro und den Kauf von Essentra Packaging durch die Mayr-Melnhof Karton AG um 363,5 Millionen Euro. Weiters sind folgende Deals unter den fünf größten M&A-Transaktionen mit österreichischer Beteiligung: ECE Real Estate Partners kauften das Haid-Center in Linz für 130 Millionen Euro, die BAWAG Group AG übernahm Peak Bancorp Inc. um 57 Millionen Euro und die Boheme Investment GmbH erwarb Anadolu Restoran Isletmeleri Ltd. Sti. um 51,7 Millionen. 

Das sind die Ergebnisse des 14. österreichischen M&A-Index der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Für die Analyse untersucht EY halbjährlich alle veröffentlichten Transaktionen mit österreichischer Mehrheits- und Minderheitsbeteiligung. 

„In Österreich hat sich der M&A-Markt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bisher stabil entwickelt. Das derzeitige unsichere wirtschaftliche Umfeld wird allerdings in den nächsten Monaten dazu führen, dass viele Unternehmen ihre Ausrichtung ändern werden oder ihre Strategie neuformulieren müssen. Der Performance- und Margendruck wird sich erhöhen und die verfügbaren freien Mittel für Investitionen womöglich sinken, gerade dann, wenn Investitionen unter anderem in digitale und technische Komponenten so wichtig sind, um weiterhin vorne dabei zu bleiben. Die Entwicklung des M&A-Markts in den nächsten Monaten ist daher noch ungewiss. Doch die aktuelle Anzahl der Outbound-Deals zeigt, dass die österreichischen Unternehmen ihr Portfolio erweitern und wachsen wollen“, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin der Strategie- und Transaktionsberatung bei EY Österreich.

„Die geopolitischen Instabilitäten der letzten Jahre sowie die importierte Inflation (Energie) sorgen für ein zunehmend komplexeres und vielschichtigeres M&A-Umfeld – Unsicherheiten sind somit in den letzten Jahren zur Normalität geworden. Für Investor:innen und Käufer:innen ist es aufgrund des volatilen Umfelds deutlich schwerer geworden, Unternehmen richtig zu bewerten. Gleichzeitig ist es für Verkäufer:innen schwerer geworden, hohe Bewertungen zu argumentieren“, so Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich.

Strategische Investor:innen dominieren den M&A-Markt

Die überwiegende Mehrheit der Transaktionen im ersten Halbjahr 2022 entfiel mit 139 Deals auf strategische Transaktionen – das entspricht einem Plus von einer Transaktion im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber gab es lediglich sieben Transaktionen durch Finanzinvestor:innen (Private Equity, „PE“ bzw. Venture Capital, „VC“) mit österreichischer Beteiligung. Im Gegensatz zum weltweiten Transaktionsmarkt spielt in Österreich privates Risikokapital damit unverändert eine untergeordnete Rolle. 

Übernahme von ausländischen Unternehmen gestiegen

Österreichische Investor:innen haben im ersten Halbjahr 2022 verstärkt bei ausländischen Unternehmen zugeschlagen: Die Anzahl der Transaktionen stieg im Bereich „Outbound“ um 22 Deals – ein Plus von 47 Prozent. Mit 69 Deals ist diese Kategorie wieder auf ein Vor-Corona-Niveau im Vergleichszeitraum gestiegen. Die Deal-Häufigkeit innerhalb Österreichs („Domestic“) fiel im Vergleichszeitraum um acht Transaktionen (minus 28 %). Das Interesse ausländischer Investor:innen an österreichischen Unternehmen („Inbound“) sank ebenfalls, und zwar um 15 Transaktionen (minus 21 %).

Industriesektor sowie Immobiliensektor im M&A-Fokus

Bei der Anzahl der Transaktionen lag der Industriesektor im ersten Halbjahr 2022 mit 41 Deals vorne, dies sind 28,1 Prozent aller Transaktionen. Danach folgt der Immobiliensektor mit 32 Deals sowie der Technologie-, Medien- und Telekommunikationssektor mit 30 Transaktionen. Bei den veröffentlichen Transaktionsvolumina rangiert der Immobiliensektor mit 0,5 Milliarden Euro vor dem Industriesektor mit 0,4 Milliarden Euro auf Platz eins. Das ist vor allem auf den Erwerb des 12,7 Prozent-Aktienpakets der Immofinanz AG durch die CPI Property Group S.A, sowie den Verkauf des Haid-Centers Linz durch die ECE Real Estate Partners zurückzuführen. Mit einem Volumen von 0,4 Milliarden Euro folgt dahinter der Industriesektor, getrieben durch den Erwerb der Essentra Packaging durch die Mayr-Melnhof Karton AG.

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EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt rund 300.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. 

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at  

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.