- Sieben von zehn CEOs beschleunigen KI-Investitionen, um Wettbewerbsvorteil zu sichern
- Mehr als zwei Drittel (68 %) sagen, dass Unsicherheiten im Zusammenhang mit KI deren Integration in Unternehmensstrategien erschwert
- Rasantes Tempo als größte Herausforderung für Kapitalallokationsentscheidungen bei GenAI-Initiativen (26 %)
- Mehrheit (87 %) hat bereits neue Mitarbeitende mit relevanten GenAI-Fähigkeiten eingestellt oder befindet sich in diesem Prozess
CEOs weltweit erkennen das Potenzial künstlicher Intelligenz, stoßen jedoch bei der Umsetzung entsprechender Strategien auf erhebliche Herausforderungen, so die Ergebnisse der neuesten EY CEO Outlook Pulse-Umfrage.
Die vierteljährliche Umfrage von EY unter 1.200 globalen CEOs thematisiert KI, Kapitalallokation sowie Investitionsstrategien und spiegelt die Schwierigkeiten wider, mit denen sich CEOs konfrontiert sehen, wenn es um die aufstrebende Technologie geht. Während sieben von zehn CEOs (70 %) die Notwendigkeit sehen, schnell auf KI zu reagieren, um Wettbewerbern keinen strategischen Vorteil zu verschaffen, berichten ebenfalls fast zwei Drittel (68 %), dass die Unsicherheit in diesem Bereich sie daran hindert, rasch in die Umsetzung zu gehen. Angefangen bei der Fülle an potenziellen Anwendungsfällen bis hin zur Ausarbeitung einer schlüssigen Strategie – die Entscheidung, wo investiert und mit wem kooperiert werden soll, ist oft komplex und birgt Unsicherheiten.
Die große Mehrheit (64 %) der Unternehmen, die bereits intensiv mit KI arbeiten, geht davon aus, dass die Technologie ihr gesamtes Geschäfts- und Betriebsmodell in zwei Jahren oder weniger komplett umstellen wird. Im Gegensatz dazu rechnen 67 Prozent der Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit KI gesammelt haben – definiert als fünf oder mehr abgeschlossene Initiativen zur Etablierung von KI-Kompetenzen – damit, dass es drei bis fünf Jahre oder länger dauern wird, um ähnliche Resultate zu erzielen. „Diese längere – und wohl realistischere – Zeitspanne deutet darauf hin, dass KI und GenAI für viele CEOs Neuland sind. Zu hohe Erwartungen zu setzen und diese dann nicht zu erfüllen, kann das Vertrauen von Mitarbeitenden und Aktionär:innen erschüttern und die Transformation auf lange Sicht erschweren. Daher sollten CEOs eng mit CTOs zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Erwartungen und strategischen Pläne rund um KI angesichts der aktuellen Ressourcen und Kompetenzen im Unternehmen umsetzbar sind“, so Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich dazu.
Mit dem Wissen, dass KI etablierte Geschäftsmodelle aushebeln wird, tätigen fast alle CEOs (99 %) daher bedeutende Investitionen in GenAI oder planen diese. Um diese Investitionen zu finanzieren, lagern 69 Prozent Kapital von anderen Investitionsprojekten oder Technologiebudgets um. Mehr als ein Fünftel (23 %) beschafft neues Kapital. Investition in eine KI-fähige Zukunft ist jedoch leichter gesagt als getan: Über ein Viertel (26 %) der Befragten gibt an, dass der rasante Fortschritt bei GenAI die größte Herausforderung für die Kapitalallokationsentscheidungen bei GenAI-Initiativen darstellt. Zwei Drittel (66 %) glauben auch, dass die zunehmende Zahl von Unternehmen, die behaupten, KI-Expertise zu haben, Entscheidungen über glaubwürdige Ökosystempartnerschaften und Übernahmeziele erschwert.
Reimoser dazu: „Das Potenzial von KI ist enorm. CEOs müssen mutige Investitionen in die Technologie tätigen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und ihre Organisationen fit für die Zukunft zu machen. CEOs wissen, dass Unternehmen mit GenAI-Kompetenzen zu spielverändernden Partnern oder Übernahmekandidaten werden können, aber der Hype um künstliche Intelligenz macht es nicht einfach, passende Partner zu identifizieren."
Trotz der Herausforderungen investieren CEOs in ihre Mitarbeiter:innen, um GenAI-Initiativen zu beschleunigen – neun von zehn Unternehmen (87 %) haben bereits neue Mitarbeitende mit relevanten GenAI-Fähigkeiten eingestellt oder befinden sich in diesem Prozess. Viele etablieren auch Pilotprojekte und Partnerschaften mit verschiedenen Unternehmen.
M&A-Investitionen sinken
Während CEOs weiterhin mit regulatorischen Änderungen und geopolitischer Volatilität kämpfen, erwarten viele immer noch hohe Wachstumsraten in naher Zukunft und intensivieren Forschung und Entwicklung sowie Kapitalausgaben. Die EY-Umfrage zeigt, dass eine klare Mehrheit (89 %) in den nächsten zwölf Monaten Transaktionen irgendeiner Art plant. Die Absichten für Fusionen und Übernahmen sind jedoch auf den niedrigsten Stand seit 2014 gesunken: Nur 35 Prozent der CEOs planen Fusionen und Übernahmen in den nächsten zwölf Monaten. Dies ist auf die derzeitige geopolitische und makroökonomische Unsicherheit zurückzuführen und spiegelt auch die Unklarheit über KI-Ziele und den realen Rückgang von KI-fokussierten Fusionen und Übernahmen nach einem Anstieg zu Beginn des Jahres wider. Das Interesse an Fusionen und Übernahmen ist in der Region Amerika (47 %) jedoch deutlich höher als in der EMEA-Region (29 %) oder der asiatisch-pazifischen Region (25 %), was auf den starken Anstieg von Fusionen und Übernahmen in der Region im dritten Quartal 2023 hinweist, insbesondere bei Deals mit US-Unternehmen.
Reimoser dazu: „Die Befragung zeigt jedoch deutlich, dass zwei Faktoren für den Rückgang von M&A-Aktivitäten eine Rolle spielen: das Nachlassen bei Technologie-Fusionen und -Übernahmen, da die sich die Aktivität hier wieder normalisiert und auf das niedrigere Vor-Pandemie-Niveau zurückkehrt sowie die Bemühungen der CEOs, die Auswirkungen von GenAI zu verstehen."
Die Hälfte der CEOs (50 %) plant, in den nächsten zwölf Monaten außerhalb ihres Hauptsitzes zu expandieren. Trotz geringer als erwartetem Wachstum in China hat sich die asiatisch-pazifische Region als ein prominenter Zielmarkt erwiesen, wobei China, Australien, Indien, Japan und Singapur als die fünf wichtigsten Zielmärkte genannt wurden, wenn es darum geht, außerhalb des Hauptsitzmarktes zu investieren.
In den letzten vier Jahren haben CEOs haben auf das geänderte Verbraucherverhalten, die Neuordnung von Lieferketten, die Herausforderungen am globalen Energiemarkt und die volatile Wachstums-, Inflations- und Zinsumgebung reagieren müssen. Dennoch erwartet eine beträchtliche Anzahl von Befragten höhere Wachstumsraten (66 %) und Rentabilität (65 %) im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023. Angesichts der Erwartung, dass die globalen Wachstumserwartungen kurzfristig nach unten korrigiert werden dürften, müssen CEOs reflektieren, ob ihre eigenen Wachstumserwartungen die langsamere Entwicklung des globalen Marktes in den nächsten fünf Jahren widerspiegeln.