Keine Panik trotz erwarteten Kreditausfällen
Trotz der guten Ausgangslage sind sich die Banken einig, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie nicht spurlos an ihnen vorbeigehen werden. Eine Mehrheit von 75% der befragten Banken befürchtet dennoch, dass es kurzfristig zu einem sprunghaften Anstieg der Wertberichtigungen vor allem im Kreditgeschäft mit KMU kommen wird (Vorjahr: 12%). Auch im Geschäft mit Wohnbaufinanzierungen ist die Skepsis etwas gestiegen. So rechnen 36% der Banken mit steigenden Kreditausfällen in den kommenden sechs bis zwölf Monaten (Vorjahr: 7%). Angesichts dieser Erwartungen überrascht es nicht, dass nur noch 59% der befragen Banken, das sind 8 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr, kurzfristig mit einer positiven Geschäftsentwicklung rechnen (Vorjahr: 67%).
Auf lange Sicht kommt bei den Banken keine Panik in Bezug auf die drohenden Kreditausfälle auf. 52% bzw. 44% der befragten Institute gehen langfristig für Wohnbau- bzw. KMU-Finanzierungen von unveränderten Wertberichtigungen aus und rechnen offensichtlich nur mit einer kurzfristigen Phase von erhöhten Kreditausfällen. Dies ist vor allem begründet durch die gesunde Struktur der Kreditbücher der Banken, welche vornehmlich aus hypothekarisch besicherten Krediten bestehen. Darüber hinaus sind die Banken von der Widerstandsfähigkeit der Schweizer KMU überzeugt. 83% der Banken rechnen nämlich damit, dass sich die KMU innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre von der Krise erholen.
Negativzinsen für Privatkunden unausweichlich?
Eine Normalisierung der Geldpolitik ist mit der zusätzlichen Ausweitung der Geldmengen durch die Zentralbanken als Folge der Corona-Krise in weite Ferne gerückt. So glaubt die grosse Mehrheit der Banken (82%), dass die Zinsen in der Schweiz auch noch in 10 Jahren sehr tief sein werden. Die Aussicht, dass die Niedrig-/Negativzinsen möglicherweise noch mehrere Jahre Bestand haben werden, verschärft die strukturellen Ertragsprobleme der Banken und die bereits seit einigen Jahren anhaltende Margenerosion im wichtigen Zinsgeschäft. Die höher verzinslichen Kredite und Finanzanlagen aus der Vergangenheit laufen allmählich aus – ohne dass diese adäquat ersetzt werden können. Dies gilt auch für die Anleger, welche die Rückzahlungen auslaufender Obligationen mangels Alternativen vorerst auf dem Bankkonto belassen und damit die Ertragsprobleme der Banken weiter verstärken.