Welche Ansätze verfolgen Firmen, um ihre Emissionen zu reduzieren?
Teufel: Das kommt ganz auf die Branche an. Wichtig ist, dass ein Unternehmen evaluiert, wie viel Emissionen es direkt und indirekt durch seine Geschäftstätigkeit verantwortet und dann Möglichkeiten identifiziert, um Emissionen zu reduzieren.
Wer sind die Vorreiter?
Teufel: Die Energieversorger, Chemie- und Zementunternehmen und die Automobilkonzerne gehen im Moment voraus. Die Investitionsgüterbranche zieht nach, indem sie ihre Produkte und Dienstleistungen so anbietet, dass möglichst wenig Emissionen verursacht werden und Produkte rezykliert werden können. Ebenso werden die Schiff- und Luftfahrt mitziehen – dort sind die Herausforderungen aber am grössten.
Welche anderen Industrien folgen?
Isenegger: Neben den erwähnten CO2-lastigen Industriezweigen, die sich im Sinne von „Transform or be Transformed“ bewegen müssen, erkennen immer mehr Unternehmen ihre Chancen. Die Konsumgüterindustrie macht das mit nachhaltigen Produkten, die gut bei den Kundinnen und Kunden ankommen – eine “Transform to Win”-Strategie. Die CO2-Reduktionsziele der grossen Konsumgüterhersteller zeigen bereits Wirkung auf die meisten Zulieferer, denn diese müssen sich ebenfalls anpassen. Ein „Domino-Effekt“ der Dekarbonisierung durch die Lieferketten ist bereits heute zu beobachten. Im Finanzbereich bekommen die ESG-Ratings bei der Bewertung von Unternehmen immer mehr Gewicht. Damit schliesst sich der Dekarbonisierungskreislauf zwischen Finanz- und Realwirtschaft.
Die Wirtschaft ist mit der digitalen Transformation gefordert. Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Kampf gegen den Klimawandel?
Teufel: Die Digitalisierung ist per se weder gut noch schlecht für die Erreichung der Klimaziele. Es kommt darauf an, was wir daraus machen. Die Digitalisierung ermöglicht neue Formen von Transparenz, Zusammenarbeit und Steuerung, liefert die Daten für besser informierte Produktions- und Konsumentscheidungen und eröffnet in der Umweltpolitik neue Gestaltungsmöglichkeiten. Die Digitalisierung kann ein Nachhaltigkeitsmotor sein.
Asien und die USA sind uns in Europa bei der Digitalisierung weit voraus. Laufen wir Gefahr, dass wir auch bei der Dekarbonisierung «abgehängt» werden?
Teufel: Europa – und mit ihr die Schweiz – haben verstanden, dass Dekarbonisierung das Thema der Zukunft ist. Mit dem «Green Deal» hat die EU zu verstehen gegeben, dass sie nicht nochmal abgehängt werden will. Und auch die Schweiz forciert regulatorisch, dass das Thema Nachhaltigkeit einen Rahmen mit konkreten Vorgaben bekommt.
Isenegger: Genau wie bei der Digitalisierung ist auch Greentech ein Wettbewerb unter den Nationen. Die EU hat erkannt, dass Investitionen in Greentech, gerade nach Covid, neue Wachstumsmöglichkeiten bieten. Das ist gut und fördert die Wettbewerbsfähigkeit. Die EU investiert, die USA unter Joe Biden auch, China ebenso. Die Schweiz hat eine riesige Chance, hier eine führende Position einzunehmen. Mit Technologie-Institutionen, wie zum Beispiel der ETH und EPFL, führenden Grossfirmen und einer der weltweit bezüglich Innovationen wettbewerbsfähigsten KMU-Landschaft. Diese Ausgangslage dürfen wir nicht verspielen!