7 Minuten Lesezeit 27 Juli 2020
A view on a central station in Zurich.

Die Corona-Krise nutzen, um mit digitalen Lösungen eine nachhaltige Mobilität zu stärken

Von Carmen Maria Sprus

EYCarbon and Smart City | Switzerland

Accompanies the transformation of corporates and cities to reduce their carbon footprint. Enthusiastic relationship builder who brings key stakeholders together to develop sustainable solutions.

7 Minuten Lesezeit 27 Juli 2020

Mobilität stellt ein zentrales gesellschaftliches Bedürfnis dar, allerdings haben sich unsere Routinen während des Ausnahmezustands schnell verändert und wir waren selten ausser Haus unterwegs.

COVID-19 bremste uns nicht nur stark aus, sondern führte auch zu einer Abnahme des Verkehrsaufkommens und beeinflusste erheblich unsere Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel. Laut den aktuellen Ergebnissen einer Datenrecherche, die das Wuppertal-Institut und Ernst & Young (EY) im Auftrag des Bundesumweltministeriums durchgeführt haben, wird der Personenverkehr langfristig um 8 Prozent abnehmen. Pendlerströme und Geschäftsreisen werden durch die Ausweitung des Homeoffice und virtuelle Meetings substituiert.

Verkehrsentwicklung

75 %

der deutschen Bevölkerung erwarten eine längerfristige Reduktion des Verkehrs durch die Digitalisierung

Inwiefern kann diese Phase genutzt werden, die vom Verkehr ausgehende Wirkung auf das Klima positiv zu beeinflussen? Die voranschreitende Digitalisierung und Elektrifizierung städtischer Verkehre, die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und der Wandel des Mobilitätsverhaltens bieten grosse Chancen, Corona als Beschleuniger für die ohnehin notwendige Transformation der urbanen Mobilität zu nutzen.

Eine Station mit Fahrrädern
(Chapter breaker)
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Kapitel 1

COVID-19 und sein Einfluss auf unsere Mobilität

Wie werden sich die neuen Gewohnheiten auf den öffentlichen Verkehr auswirken?

Unter allen Verkehrsmitteln ist der öffentliche Nahverkehr der grosse Verlierer der Corona-Krise. Während des Ausnahmezustands sind in den grössten Städten der Welt die Passagierzahlen in Bussen und Bahnen bis zu 90 Prozent eingebrochen. Der ÖV muss nicht nur das Problem deutlich weniger Kunden, sondern auch die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln gewährleisten. Lars Wagner, Pressesprecher des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmer, betont: "Wenn wir bei der sonst üblichen Anzahl an Fahrgästen zu Stosszeiten den Abstand von 1,5 Metern einhalten müssten, bräuchten wir das Vierfache des heutigen Fahrangebotes."

Obwohl die Automobilindustrie kurzfristig nicht verschont blieb, könnte sie von der Krise profitieren. Im April 2020 sanken die Neuzulassungen in Deutschland zwar im Vergleich zum Vorjahr um 61,1 Prozent und in der Schweiz sogar um 68 Prozent. Doch dieser Nachfrageschock könnte von kurzfristiger Natur sein. Während der Krise stieg nämlich der Anteil der deutschen Autofahrten um 10 Prozent an und das Interesse an einem eigenen Auto nahm bei den unter 35-Jährigen um 45 Prozent zu. Der Verkehr in chinesischen Metropolen ist laut Erhebungen von Bloomberg schon jetzt höher als im Durchschnitt des letzten Jahres. Mobilitätsforscher Dr. Thomas Sauter-Servaes von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften prognostiziert ähnliche Entwicklungen für die Schweiz und Deutschland: "Solange es noch keinen Impfstoff gibt, dürfte das Auto weiter profitieren."

Im Gegensatz dazu stehen Anbieter von Mobilitätsdiensten und klassische Carsharing-Anbieter, wie u. a. Mobility und Ubeeqo. Sie mussten nicht nur für ihre Angestellten Kurzarbeit beantragen, sondern teilweise ihren ganzen Ridepooling und -hailing Betrieb einstellen oder ihr Geschäftsmodell anpassen. Aber auch Mikromobilitätsdienste, wie z. B. E-Trottinetts, E-Bikes oder Segways kämpften aufgrund des geringeren Berufsverkehrs während des Lockdowns ums Überleben. Corona schwächt deshalb auch den kommerziellen Teil der Sharing Economy und lässt das Interesse an exklusiven Mobilitätsangeboten steigen.

In einer ersten Phase gehört der nichtmotorisierte Individualverkehr, wie der Fuss- und Radverkehr, neben dem Auto ebenfalls zu den Gewinnern der Corona-Krise. Seit den Einschränkungen gegen die Corona-Epidemie legen die Schweizer mehr als die doppelte Distanz mit dem Velo oder E-Bike zurück als noch im Herbst 2019. Zur gleichen Zeit ist das Verkehrsaufkommen mit allen anderen Verkehrsmitteln drastisch gesunken. Kein Wunder also, dass das SRF von einer «Velo-Revolution in Europas Städten» spricht. Der Triumphzug des Velos wird allerdings nicht lange anhalten, wenn wir nicht jetzt die nötigen Weichen stellen. Um den Radverkehr dauerhaft zum sicheren Transportmittel der Wahl zu erheben, benötigen wir echte und nicht nur aufgemalte Radwege mit Rechtsvortritt, sowie kräftige Investitionen in eine bessere Infrastruktur und eine gute Signaletik. Städte sollen nur das bauen, was sie auch nach der Krise behalten wollen, sprich ihre Pop-Up-Infrastruktur mit langfristigen Zielen verknüpfen.

Der öffentliche Personennahverkehr ist für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung entscheidend

Neben der Sicherstellung einer guten Erschliessung von Städten und Regionen ist insbesondere der Umweltvorteil des öffentlichen Verkehrs gegenüber dem motorisierten Individualverkehr eine wichtige Begründung für den Einsatz der öffentlichen Hand. Vergleicht man die Auslastung und Treibhausgasemissionen des ÖVs mit denen des PKWs, weist der ÖV eine bessere Umweltbilanz auf: Die Treibhausemissionen pro Personenkilometer des öffentlichen Verkehrs machen weniger als die Hälfte der PKW-Emissionen aus. Dank der Existenz eines umweltschonenden ÖVs werden bspw. in Deutschland jährlich 10,5 Mio. Tonnen CO2 eingespart. Weniger motorisierter Individualverkehr, mehr Hilfen für den öffentlichen Verkehr und die Einfügung eines breiten Sharing-Angebots in bestehende Verkehrsinfrastrukturen sind der einzige Weg zu lebenswerteren Innenstädten und einer erfolgreichen Verkehrswende. Die Finanzierung eines kundenorientierten und klimafreundlichen ÖVs lohnt sich nicht nur aus Umweltsicht. Der gesamtwirtschaftliche Nutzen übersteigt die Höhe der für den Betrieb eingesetzten Mittel durchschnittlich um den Faktor 3,8. Jeder Euro für den ÖV kommt somit drei- bis vierfach zurück.

Eine Frau wartet auf einen Zug am Bahnhof.
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Kapitel 2

Ein grüner wirtschaftlicher Impuls ist notwendig: Klimaschutzinvestitionen im Mobilitäts- und Verkehrssektor vorantreiben

Inwieweit haben die vereinbarten Konjunkturpakete kommunale und private Bahn- und Busunternehmen im öffentlichen Verkehr unterstützt?

Damit auch der ÖV gestärkt aus der Pandemie hervorgehen kann, müssen die nationalen und europäischen Massnahmen- und Konjunkturpakete die vereinbarten Klimaziele berücksichtigen, grüne Eckpfeiler inkludieren und den EU Green Deal als langfristigen Kompass nutzen. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um geplante Investitionen vorzuschieben und nicht nur unserer Wirtschaft, sondern auch unserem Klima einen Booster zu geben. Klimakrise und Wirtschaftsförderung sollten in Einklang gebracht werden.

Drei Länder – drei wirtschafts- und klimapolitische Ansätze

Die in der Schweiz ergriffenen Fiskalmassnahmen von rund CHF 70 Mrd. scheinen bezüglich ihres Umfangs im internationalen Vergleich eher gering zu sein. Dem Schweizer öffentlichen Verkehr entgingen aufgrund der Krise monatlich rund 500 Millionen Franken an Erträgen. Das Schweizerische Bundesamt für Verkehr (BAV) hatte nach Erklärung der ausserordentlichen Lage durch den Bundesrat sofort reagiert und die Liquidität der Transportunternehmen sichergestellt, z. B. mit der vorgezogenen Auszahlung von bereits früher beschlossenen Subventionen. Umstritten war das CHF 1.5 Mrd. Darlehen ohne Umweltauflagen für die Swiss und Edelweiss. Die Förderung des Flugverkehrs sehen Aktivisten und Wissenschaftler kritisch und wünschen sich stattdessen Investitionen in Nachtzuglinien. In ihrem vorgestellten "Krisenaktionsplan" fordern sie die gleichzeitige Überwindung der Klima- und der Corona-Krise. Sie appellieren an den Bundesrat, anstelle von bedingungslosen Darlehen in autofreie Städte, emissionsarme Fahrzeuge, mehr Radspuren, sowie Ladestationen für E-Bikes und E-Autos zu investieren.

Im EUR 130 Mrd. schweren deutschen Konjunktur- und Zukunftspaket gehört die Elektromobilität zu den Profiteuren: Statt einer neuen Abwrackprämie steigt die bestehende «Umweltprämie» auf bis zu EUR 9.000. Die Umweltprämie für das Elektroauto greift allerdings zu kurz und wird dem Klimaschutz langfristig nicht dienlich sein. Die Modellpalette der verfügbaren Elektromobile ist zu klein und die Bundesregierung fördert Produkte, die die Industrie (noch) gar nicht anbietet. Der Strukturwandel bleibt dabei überfällig. Eine wirkliche Transformation unserer heutigen Mobilität kann nur gelingen, wenn Elektromobilität als eine Systeminnovation verstanden wird. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel technologischer und sozialer Innnovationen wie z. B. die Einbettung des Elektroautos in eine kollaborative Mobilität mit intermodalen Verkehrskonzepten. Die deutsche Bundesumweltministerin Svenja Schulze und vier Wirtschaftsforschungsinstitute fordern deshalb eine Mobilitätswende im Zuge des Konjunkturpakets. Neben Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr soll es ein Ende der Steuerbefreiungen oder -erleichterungen für Kerosin, Dieselkraftstoff und Dienstwagen geben.

Im Vergleich dazu hatte Österreich ein sehr proaktives Vorgehen eingeschlagen. Die österreichische Regierung war die Erste, welche ankündigte, EUR 300 Mio. in den Bahnverkehr zu investieren, Bahnhöfe zu modernisieren und mit Velostellplätzen und Park-and-Ride-Anlagen den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten. Lob gab es bereits von WWF Austria via Twitter: "Das Konjunkturpaket geht in die richtige Richtung: Der zusätzliche Ausbau des öffentlichen Verkehrs hilft dem Arbeitsmarkt, stärkt die Wirtschaft und erhöht die Lebensqualität." Zudem plant die österreichische Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler eine Reduzierung der Schienenmaut und die frühere Einführung eines "1-2-3- Tickets", welches die Bepreisung der Zugtickets vereinfachen soll.

 Verkehrsautos in der Stadtstraße.
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Kapitel 3

Vier Investitionen in digitale Lösungen, die eine nachhaltige Mobilität stärken können

Was müssen Verkehrsplaner, Anbieter und Regierungen jetzt berücksichtigen, um angesichts des neuen Mobilitätsverhaltens erfolgreich zu sein?

Unsere wachstumsfördernden Investitionen, welche die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie überwinden sollen, müssen der Herausforderung der Klimaneutralität gerecht werden. Deshalb sollten die vereinbarten Klimaziele für den wirtschaftlichen Wiederaufbau berücksichtigt, neue Strukturen etabliert und die vor uns liegenden Herausforderungen zügig angegangen werden. Für eine erfolgreiche Verkehrswende ist der ÖV das Rückgrat der Mobilität und spielte bereits vor der Krise für die Erreichung der Klimaziele eine entscheidende Rolle. Um die aktuellen Abstandsregelungen einzuhalten, müsste die Kapazität des öffentlichen Verkehrs massiv erweitert werden. Doch diese ist mit langen Planungszyklen und Investitionen verbunden. Mit welchen kurzfristig umsetzbaren Massnahmen kann der öffentliche Verkehr gestärkt werden, sodass sich die teils neuen Gewohnheiten des motorisierten Individualverkehrs nicht manifestieren?

Die Digitalisierung bietet die grosse Chance, Mobilität neu, umweltverträglich und sicher zu organisieren, indem sie den Zugang zu nachhaltigen Mobilitätsdienstleistungen vereinfacht und intelligente Mobilitätsapplikationen stärkt. Wir müssen die digitalen Instrumente so einsetzen, dass wir den ÖV effizient auslasten, aber gleichzeitig auch als sicheres Verkehrsmittel nutzbar machen.

Die folgenden vier Investition in digitale Lösungen können eine nachhaltige Mobilität stärken

Diagramm zeigt vier Investitionen in Digitale Lösungen für Nachhaltige Mobilität
  • 1. KI für optimierte Auslastungssteuerung und Vertriebswege im ÖV

    These
    Wie eingangs erwähnt ist die Nutzung des ÖVs — aus Angst vor Viren und einer möglichen Ansteckungsgefahr — während der Corona-Krise stark zurückgegangen. Die Erhöhung der Infektionssicherheit bei Nutzung der Verkehrsträger ist deshalb ein entscheidendes Thema. Neben entsprechenden Apps für den Zugang benötigen wir deshalb Investitionen in Echtzeit-Daten, die uns über die Auslastung einzelner Busse und Bahnen informieren. Mittels einer effektiven Verkehrsüberwachung und somit generierten Auslastungsinformationen sollen den Fahrgästen alternative Routen angeboten werden. 

    Ziel
    Pendler besser verteilen: Wenn zu Stosszeiten weniger Passagiere unterwegs sind, verringert sich die Ansteckungsgefahr.

    Massnahmen

    • Entwicklung und Ausbau KI-basierter Lösungen für eine optimierte und flexible Auslastungssteuerung im ÖV, sowie effektives Monitoring der Fahrzeuge
    • Einbindung (privater) Sharing-Konzepte als Backup-Lösung bei hoher Auslastung des ÖV
    • Nachfrageorientierte Bepreisung aller Services (inkl. Rabatte), um eine effiziente Nutzung sicherzustellen
       
  • 2. Wiederhochlauf digitaler Sharing-Konzepte in der Mobilität

    These
    Digitale Mobilitätsdienstleistungen wie Sharing-Konzepte und On-Demand-Ridepooling-Services können als Teil des ÖVs und Antriebsfeder der Digitalisierung dienen und sollten jetzt wieder angekurbelt werden. Wie gut das funktionieren kann, hat der Kreis Offenbach bereits in seinem Pilotprojekt «Hopper» der kvgOF unter Beweis gestellt. Fahrgäste können mittels App ihre Wunschstrecken nahe der Haustür zu festgelegten Zielpunkten komfortabel und flexibel buchen und werden von Kleinbussen befördert. On-Demand-Angebote müssen verkehrsplanerisch und tariflich in das System des öffentlichen Verkehrs eingebettet werden, damit es nicht zu einer Kannibalisierung des öffentlichen Nahverkehrs kommt. Auch Unternehmen können über (unternehmensübergreifende) Fahrgemeinschaften einen Beitrag leisten.

    Ziel
    Ziel ist kollaborative Mobilität und die Schliessung der Angebotslücke zwischen der aktiven Mobilität, dem motorisierten Individualverkehr und dem öffentlichen Verkehr. Sharing-Dienste für E-Roller und E-Bikes sollen in die App der SBB integriert werden. Auf diese Weise entsteht eine gesamtheitliche Verkehrsdienstleistung und die Reisenden verteilen sich besser auf verschiedene Verkehrsmittel.

    Massnahmen

    • Ergänzung von «gebündeltem Bedarfsverkehr» als attraktive Alternative zur Nutzung des eigenen Pkws
    • Ergänzung von Haltepunkten nichtbaulicher Art
       
  • 3. Einführung eines digitalen Mobilitätsbudgets für Privatpersonen

    These
    Im heutigen System ist der Kostendeckungsgrad aus den Ticketverkäufen verschwindend gering. Ein digitales Mobilitätsbudget, welches einzelne Mobilitätsdienstleistungen in einem Paket bündelt, würde geteilte und nachhaltige Mobilitätskonzepte unterstützen. Dieses Paket würde somit alle Verkehrsarten wie Bus, Tram, Car-, Scooter- und Bikesharing sowie Ridepooling zum monatlichen/jährlichen Festpreis anbieten. Für die Einführung eines Mobilitätsbudgets würde eine finanzielle Förderung der Verkehrsbetriebe und -verbünde sowie des SBB-Fernverkehrs durch den Bund benötigt werden. Die Stadt Augsburg lancierte Ende 2019 die erste Mobilitäts-Flatrate in Deutschland – mit Erfolg.

    Ziel
    Die Einführung eines Mobilitätsbudgets könnte nicht nur die Attraktivität des ÖVs und Einnahmen der Gemeinden erhöhen, sondern auch die Mobilitätsdienstleister in urbanen Räumen stärken.

    Massnahmen

    • Teilnehmende Gemeinden verpflichten Verkehrsverbünde/-betriebe zur Freigabe eines Mobilitätsbudgets unter Einbindung weiterer Mobilitätsanbieter
    • Mobilitätsbudget als digitale Anwendung für die Endkunden, welche von der Stadt flexibel gesteuert wird
       
  • 4. Effizientere Flächennutzung durch digitales Management

    These
    Während des Ausnahmezustands hat sich gezeigt: Die Fläche in Städten ist ein wertvolles Gut. Autospuren auf innerstädtischen Strassen wurden zu provisorischen breiteren Velowegen, das Trottoir zum Badmintonfeld und auf Freiflächen wurde städtische Landwirtschaft betrieben. Stadtplaner versuchen bereits Städte kleinteilig nach innen und in die Höhe zu entwickeln und keine weiteren Flächen zu zersiedeln. Ein digitales Flächenmanagement könnte den Gemeinden ermöglichen, ihre verfügbaren Flächenpotenziale besser darzustellen und zu vermarkten. Anwendungsbeispiele sind das Management von Park- oder Ladezonen. Diese Flächen werden mit Sensoren ausgestattet, so dass die Belegdaten in Echtzeit abrufbar und die Zonen digital reservierbar sind. Ladezonen und temporäre Flächennutzung können somit optimal priorisiert und ausgenutzt werden. Das Hamburger Projekt «Smarte Liefer- und Ladezonen» (SmaLa) wurde erst kürzlich vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium mit dem Innovationspreis ausgezeichnet. Die Idee hinter SmaLa ist, dass die Flächen tagsüber zum Be- und Entladen von Waren und am Abend als zusätzliche Parkfläche inkl. Ladestation für Anwohner genutzt werden.

    Ziel
    Ein digitales Flächenmanagement in Echtzeit ermöglicht es Gemeinden, ihre verfügbaren Flächenpotenziale darzustellen, zu vermarkten und Leerständen zu beseitigen. Das digitale Management führt zu einer besseren Flächennutzung, kann den Suchverkehr reduzieren und entlastet somit den Verkehrsfluss und letztendlich die Umwelt.

    Massnahmen

    • Ermittlung des vorhandenen Flächenangebots
    • Flächendeckende Infrastruktur mit intelligenter Sensorik
    • Fördern, Anregen und aktives Begleiten von gemischten Zwischennutzungen
       

Weitere Hintergrundinformationen zum Artikel finden Sie hier.

Fazit

Mit Hilfe digitaler Technologien kann ein breites Mobilitätsangebot etabliert werden. Dieses hilft nicht nur während der Corona-Krise schnelle Entlastungseffekte zu erzielen, sondern stärkt auch den Zugang zu nachhaltigen Mobilitätsangeboten. Denn egal welche neuen Verhaltensänderungen bleiben und welche wieder der alten Normalität weichen, wir brauchen eine umweltfreundliche, effiziente sowie sichere Mobilität und Logistik. Diese Pandemie bietet ein wichtiges Zeitfenster, um all die genannten Massnahmen und Verkehrsverbesserungen umzusetzen. Die Landesgesetzgeber haben die Kompetenz, den Städten und Gemeinden Gestaltungsinstrumente für eine umweltfreundliche, digitale Mobilität an die Hand zu geben. Absehbar ist, dass ohne Massnahmen – auch bei verändertem Mobilitätsverhalten und -aufkommen – die Klimaziele nicht erreicht werden können.

Über diesen Artikel

Von Carmen Maria Sprus

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