Diese Fachkräfte müssen nicht allein mit den extrem vielfältigen steuerlichen Anforderungen vertraut sein, sondern auch mit den digitalen Technologien und Prozessen auf „Du und Du“ stehen. Sie müssen die hoch komplexen Daten so aufbereiten und auswerten können, dass sie für die Steuerabteilung nutzbar gemacht und eingesetzt werden können.
So haben wir herausgefunden, dass fast 90 Prozent der von uns befragten Unternehmen Schwierigkeiten haben, die richtigen Mitarbeiter zu finden. Und fast ebenso viele geben an, dass ihnen die notwendigen Ressourcen fehlen, um die für sie relevanten Gesetzesänderungen und steuerlichen Vorgaben zu identifizieren und gewinnbringend zu bewerten.
Welche neuen Chancen bietet die „Steuerabteilung 4.0“ – beispielsweise im Hinblick auf die Unternehmensplanung oder auf Compliance-Themen?
Die große Chance besteht darin, Routinen auszulagern und sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren. Die Steuerabteilung 4.0 bringt mehr Transparenz und Sicherheit ins Unternehmen und mausert sich zu einem wichtigen Entscheidungsträger: Sie kann aus ihrem bisherigen Hinterzimmer hervorkommen und zeigen, dass sie bei der Steuerung des Unternehmens ein gewichtiges Wort mitzusprechen hat. Sie ist somit kein Kostenfaktor, sondern ein Ertragsbringer.
Die Steuerabteilung 4.0 sorgt beispielsweise dafür, dass ein Umsatzsteuerüberhang schneller ins Unternehmen zurückfließt und damit die Liquidität steigt. Sie sagt, wo die nächste Investition stattfinden sollte, weil es dort die besten Steuerbedingungen gibt. Oder sie stellt mit der Verwendung eines digitalen Tax-Compliance-Management-Systems sicher, dass nachträgliche Steueranpassungen nicht als Steuerhinterziehung, sondern als Steuerberichtigung behandelt werden. Die moderne Steuerabteilung reduziert damit Risiken und schafft einen Mehrwert für das Unternehmen.
Wie eng hängen eine übergreifende digitale Unternehmensstrategie und die Digitalisierung der Steuerfunktionen zusammen? Und wie sieht es dabei mit der Kooperation von IT- und Steuerabteilung aus?
Beides bedingt sich gegenseitig. Zu jeder digitalen Unternehmensstrategie gehört auch eine digitale Steuerstrategie – und umgekehrt. Wenn sich ein Unternehmen für die digitale Zukunft fit machen will, muss es auch die Steuerfunktionen mit einbeziehen. Die Informationstechnologie spielt dabei eine wichtige unterstützende Funktion, und zwar sowohl für die digitale Steuer- als auch für die digitale Gesamtstrategie. Hier muss IT „Steuern“ und Steuern „IT“ lernen.