In seinem Büro in der Innenstadt von Toronto lässt Brian Hunt seine neun Jahre als CEO des Canadian Public Accountability Board (CPAB) Revue passieren. Innerhalb fast eines Jahrzehnts hat sich eine Menge verändert. So blickt er zurück auf die Anfänge mit simplen Dokumentenchecks, woraus sich schließlich eine systematische Prüfaufsicht entwickelt hat. Verlässliche Risikobewertungen und die Einbindung von Stakeholdern sind heute, neun Jahre später, selbstverständlich. Ein Erfolg, den der CEO als „herausragend“ bewertet .
Hunts Zeit beim CPAB ging im Februar 2018 zu Ende. Die Qualität von Wirtschaftsprüfungen global zu verbessern, steht aber weiterhin auf seiner Agenda. Im April 2017 trat er seine zweijährige Amtszeit als Vorsitzender des International Forum of Independent Audit Regulators (IFIAR) an und blickt nun auf ein ereignisreiches Jahr zurück.
IFIAR wurde 2006 gegründet, hatte aber lange keinen permanenten Sitz. Erst 2013 wurde beschlossen, ein permanentes Sekretariat einzurichten. Vier Jahre später setzte man den Plan in die Tat um und eröffnete das erste Sekretariat in Tokio. Doch warum in Japan? Die japanische Hauptstadt ist aufgrund ihrer geografischen Lage ein guter Ausgangspunkt, um auch Nichtmitgliedsstaaten zu erreichen. Aktuell kommen die meisten IFIAR-Mitglieder aus Europa.
Das Sekretariat in Tokio öffnet die Tore, um auch in Regionen Afrikas und des Asien-Ozeanien-Raums zu expandieren. Das Sekretariat ist mit fünf Vollzeitmitarbeitern besetzt, die Hunt dabei unterstützen, die Qualität von Prüfungen weltweit zu erhöhen.
2015 setzte sich die Arbeitsgruppe GAQ (Global Audit Quality) von IFIAR ein hohes Ziel: Die Zahl mangelhafter Prüfungen der globalen Mitgliedsfirmen, der sogenannten Big Six, sollte bis 2019 um 25 Prozent sinken. Mit Reporting sprach Brian Hunt über den aktuellen Stand der Dinge und die Ziele des IFIAR nach 2019. Er erklärte, wie die Big Six ihre Leistung weiter verbessern können und welche Ziele bis wann realistisch sind. Darüber hinaus thematisierte Hunt die Rolle von Prüfern jenseits von Finanzberichten und sprach über die laufenden Projekte zur Verbesserung der Auditqualität weltweit. Nicht zuletzt nahm er Bezug zu den stetigen Veränderungen in der Branche.
F: Werden die Big Six das vom IFIAR gesetzte Ziel erreichen?
A: Wir sind tatsächlich bereits auf der Zielgeraden. Es fehlt ihnen nur noch rund ein Prozentpunkt auf das 25-Prozent-Ziel, das sich die Mitglieder der GAQ-Arbeitsgruppe gesetzt haben. Mit dem aktuellen Stand sind wir schon sehr zufrieden. Ich denke, dass sie das Ziel erreichen werden. Zwei Jahre verbleiben noch.
Jetzt müssen wir uns auf das nächste Ziel konzentrieren. Das 25-Prozent-Ziel war ein guter Start, denn es richtete zunächst einmal den Fokus der Firmen auf die Beseitigung von Mängeln. Doch das alleine reicht nicht aus.
Denn wenn sie das Ziel erreichen, bedeutet das immer noch, dass eine von drei Prüfungen einen signifikanten Mangel aufweist. Das ist inakzeptabel. Deshalb wird das IFIAR in den kommenden Monaten die nächsten Ziele nach 2019 mit den Firmen abstecken. Dabei werden wir auch die künftig breitere IFIAR-Mitgliederbasis einbeziehen.
F: Worauf sollten sich die Big Six konzentrieren, um die Qualität ihrer Prüfungen zu verbessern und die Zahl der mangelhaften Prüfungen zu verringern?
A: Die Frage, die hierbei im Raume steht, lautet: Wie garantiert man im gesamten Portfolio Prüfungen von konstant hoher Qualität?
Ich denke, für die Big Six sind die bereits bestehenden Qualitätskontrollprozesse auch weiterhin maßgebend. Sie sollten im Auge behalten, was genau sie während einer Prüfung tun, wie sie Mängel erkennen und wie sie sicherstellen, dass sie das richtige Personal an entsprechender Stelle haben. Das erklärte Ziel muss sein, jederzeit – nicht nur periodisch – eine korrekte Durchführung der Prüfungen zu garantieren.
F: Sie sagen, dass die Big Six letztendlich absolute Fehlerfreiheit anstreben und das nächste Prozentziel einstellig sein sollte. Wie lange werden die Big Six dafür brauchen?
A: Lassen Sie uns dafür einmal in eine Branche schauen, die sich Risiken am wenigsten leisten kann. Die Luftfahrtindustrie eignet sich für einen guten Vergleich: Wir würden in kein Flugzeug mehr steigen, wenn die Fluggesellschaft von einer 10-prozentigen Fehlerrate ausginge. Denn das würde bedeuten, dass jedes zehnte Flugzeug abheben, aber nicht ordnungsgemäß landen würde. – Bruchlandungen wären somit an der Tagesordnung, die Dank angemessener Prüfungen verhindert werden.
Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir schlussendlich absolute Fehlerfreiheit anstreben sollten. Wie die Big Six das schaffen wollen? Wir wissen, dass eine Prüfung ein dynamischer Prozess ist. Dabei sind zahlreiche Variablen zu beachten, die man alle so aufeinander einstellen muss, dass sie in dieselbe Richtung führen. Solche Variablen können ganz verschieden sein. Oftmals liefern beispielsweise Kunden ihre Daten spät oder Ansprechpersonen wechseln. Sie verlassen die Firma, sind krank oder werden für andere Projekte abgezogen.