3 Minuten Lesezeit 20 Februar 2019
Mädchen mit interaktiver Karte auf der Stadtstraße in der Nacht

Wie IoT und Daten-Monetarisierung bestehende Geschäftsmodelle verändern

Von Aleksander Poniewierski

EY Global IoT Leader and Partner, EY EMEIA Advisory Center

Leading-class knowledge in IT/OT security and IT systems risk management. My passion for IoT is probably paralleled only by my interest in photography.

3 Minuten Lesezeit 20 Februar 2019

Immer mehr Entscheidungsträger entdecken das disruptive Potenzial des IoT und nutzen gesammelte Daten für ihre Wertschöpfung.

Das Internet der Dinge (IoT) hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Doch seine Technologien, Systeme und Betriebsstandards unterscheiden sich noch immer sehr.

1. IoT-Monetarisierung: der Übergang von „Werte-Inseln“ zu „Werte-Ökosystemen“

Geschäftsmodelle, die die Fähigkeiten des IoT nutzen, sind noch immer sehr traditionell geprägt.

Sie konzentrierten sich bislang darauf, Wertzuwachs durch Produktivitätssteigerung, Prozessautomatisierung und Senkung von Wartungskosten zu erreichen (was zu Werte-Inseln geführt hat).

Allerdings entdecken immer mehr Entscheidungsträger das disruptive Potenzial des IoT. Sie wollen seinen aktuellen Wertstrom steigern (hin zu Werte-Ökosystemen) und gesammelte Daten effektiver nutzen und monetisieren. Unternehmensleitungen erkennen zunehmend das große Wertschöpfungspotenzial durch IoT-Systeme. Sie suchen innerhalb ihres Unternehmens nach neuen Anwendungsgebieten. Unsere Analyse zeigt, dass wir für 2019 mehrere Wirksamkeitsnachweise solcher Lösungen sowie Übernahmen von Start-ups mit IoT-Lösungsportfolio erwarten können. Das stellt Unternehmen allerdings vor neue Herausforderungen, da Geschäftsmodelle neu gestaltet werden müssen. Dabei ist Interoperabilität mit derzeitigen Lösungen über den gesamten IoT-Technologie-Stack hinweg erforderlich und neue IoT-Sensoren müssen in bestehende Produkte eingebettet werden können.
Dr. Aleksander Poniewierski
EY Global IoT Leader and Partner, EY EMEIA Advisory Center

2. Eine neue Ära der Datenverarbeitung am Netzwerkrand

Schon in den frühen Entwicklungsjahren des IoT erwartete man die Verschiebung der IoT-Datenverarbeitung zum Netzwerkrand. Allerdings verlangsamte sich der Prozess aufgrund der abnehmenden Konnektivitätskosten und des steigenden Durchsatzes von Kommunikationsnetzwerken. Das Ergebnis war ein Übergang zur zentralen Verarbeitung. Doch nun haben fallende Preise und eine höhere Verarbeitungsleistung von Edge-Devices den Trend hin zum Netzwerkrand wiederbelebt.

Die veränderten Anforderungen an verbundene Geräte, wie Durchsatz und Energieverbrauch, haben dafür gesorgt, dass Einheits-Kommunikationsnetzwerke gegenüber Netzwerken mit flexiblen Eigenschaften ins Hintertreffen geraten. Neue datenschutzrechtliche Bedenken – seit der DSGVO insbesondere in Europa – können dazu führen, dass Unternehmen den Transfer von Rohdaten in die öffentliche Cloud vermeiden. Wir gehen deshalb davon aus, dass Unternehmen zunehmend auf die Datenverarbeitung am Netzwerkrand zurückgreifen.
Dr. Aleksander Poniewierski
EY Global IoT Leader and Partner, EY EMEIA Advisory Center

Vollständig integrierte IT-Systeme lassen disruptive Technologien zusammenwachsen.

3. Disruptive Technologien wachsen zusammen

Technologien wie IoT, Blockchain, künstliche Intelligenz (KI) und robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) vereinen sich allmählich unter dem Dach der digitalen Disruption. Das IoT Competence Center von EY geht davon aus, dass sich Anbieter verstärkt der vollständigen Integration von IT-Systemen widmen werden, die Unternehmensprozesse und Automatisierungslösungen unterstützen. Ihr Ziel wird es sein, vollständig integrierte Lösungen für eine „intelligente Automatisierung“ aufzubauen.

Aus der Unternehmensperspektive betrachtet ergänzen sich die Technologien der digitalen Disruption und erfüllen in mehreren Bereichen des Unternehmens besondere Aufgaben. Wir gehen davon aus, dass es eine erste Phase der Euphorie mit testweisen Implementierungen einzelner disruptiver Technologien geben wird und Branchenführer danach einen deutlich besser integrierten Ansatz für die Umsetzung digitaler Technologien erwarten – und zwar mit einem messbaren ROI.
Dr. Aleksander Poniewierski
EY Global IoT Leader and Partner, EY EMEIA Advisory Center

4. IoT-Konnektivität: der harte Kampf um Standards

Die Interkonnektivität von IoT-Geräten ist bisher kaum möglich, da alle Anbieter ihre spezifischen Ansätze und Lösungen nutzen, die nur von eigenen Standards und Protokollen unterstützt werden. Das hat zu einer Vielzahl geschlossener Systeme geführt, die nicht mit anderen Geräten kommunizieren.

Ohne eine effektive und bezahlbare Drahtlosverbindung, Interoperabilität und gemeinsame Standards wird sich der Erfolg des IoT in Grenzen halten. 5G kann die Art und Weise, wie IoT-Ökosysteme künftig funktionieren, immens beeinflussen. Dies gilt insbesondere für Messbarkeit, Latenz, Zuverlässigkeit, Sicherheit und das Maß der individuellen Kontrolle auf Konnektivitätsparameter.
Dr. Aleksander Poniewierski
EY Global IoT Leader and Partner, EY EMEIA Advisory Center

Das gilt insbesondere für Anwendungen, die ein hohes Maß an Zuverlässigkeit benötigen. Sicherheit und Datenschutz sind die Hauptgründe, weshalb Unternehmen bei der Umsetzung von IoT-Lösungen zögern.

5. Von Cybersecurity zu individuell gestalteter Resilienz

Sicherheits- und datenschutzrechtliche Bedenken sind die Hauptgründe, weshalb Entscheidungsträger zögern, IoT zu entwickeln und zu implementieren. Das zeigt die Analyse des IoT Competence Centers von EY. Unternehmen erkennen zunehmend, dass Lösungen, die für den sicheren Betrieb eines zentralisierten IT-Systems erforderlich sind, für ein verteiltes IoT-System nicht ausreichen.

IoT-Lösungen müssen Sicherheit, Datenschutz, Zuverlässigkeit und Resilienz gewährleisten; das kann durch das Sichern einzelner Elemente einer Mehrzweckumgebung nicht erreicht werden. Daher müssen sich aktuelle Ansätze davon lösen, einfach nur Sicherheit zu gewährleisten, und sich stattdessen auf individuell gestaltete Resilienz konzentrieren. Hierbei integrieren Unternehmen Redundanzen sowohl in die physische Architektur als auch in die Organisationsstruktur und verarbeiten Daten getrennt.
Dr. Aleksander Poniewierski
EY Global IoT Leader and Partner, EY EMEIA Advisory Center

Fazit

Die Monetisierung von Daten, die aus vernetzten IoT-Geräten stammen, das Zusammenlaufen unterschiedlicher disruptiver Technologien und Standards sowie die Datenverarbeitung am Netzwerkrand sind laut des globalen Expertenteams des IoT Competence Centers von EY die Schlüsseltrends des Jahres 2019.

Über diesen Artikel

Von Aleksander Poniewierski

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