Warum wird die Debatte um Wasserstoff erst jetzt intensiviert?
Metz: Mit dem Ziel der Klimaneutralität hat Wasserstoff eine neue Bedeutung bekommen, denn jetzt muss auch das kostengünstigere Erdgas bis zum Zieljahr komplett ersetzt werden, um auf netto null Treibhausgasemissionen zu kommen. Ohne Wasserstoff werden wir das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichen.
Huber: Fast alle Ressourcen, die wir zur Dekarbonisierung brauchen, sind wahnsinnig knapp: Fähigkeiten und Kenntnisse, Mitarbeiter, Teile der Brennstoffe, Ingenieurleistungen für die neuen Technologien, selbst grüne Energie. Wir können uns daher keine Verschwendung von Ressourcen leisten und auch keine Alternativen ausarbeiten, die nicht relevant sind. Das gilt besonders beim Thema Wasserstoff, weil er eine der knappsten Ressourcen ist. Wasserstoff darf nur dort angewandt werden, wo er alternativlos ist. Darum muss man zwischen den Sektoren vermitteln und sektorenübergreifend diskutieren, sonst kommt es zu suboptimalen Lösungen.
Das Klima scheint sich unerwartet stark zu verändern. Sind die bisherigen Klimamodelle zu optimistisch gewesen?
Metz: Das nehme ich auch wahr. Es verstärkt eigentlich nur den Handlungsdruck. Aktuell liegt die Erderwärmung global bei 1,1 Grad. 1,5 Grad sind noch einzuhalten, aber nur mit extremen Anstrengungen und erhöhtem Tempo – und zwar global. Dafür ist es wichtig, dass Deutschland einen Maßstab setzt und vorangeht – als wirtschaftsstarkes Land für sich, aber auch als Treiber in der europäischen Klimapolitik und damit auch für die Dynamik zwischen den Wirtschaftsregionen auf internationaler Ebene. Die Bedeutung dessen, was die nächste Bundesregierung bewirken kann, darf nicht unterschätzt werden.
Fazit
Noch besteht die Chance, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Doch die Zeit drängt. Viel hängt von den regulierenden Maßnahmen der nächsten Bundesregierung ab, die zügig eingeleitet werden sollten. Die Publikation „50 Politikinstrumente für ein klimaneutrales Deutschland“ gibt hierfür wertvolle Handlungsempfehlungen.