Wer sich nicht schnell genug anpasst und dabei nach vorn schaut, wird enden wie die Dinosaurier und keine Rolle mehr spielen.
Ein führender Bahnkonzern ergriff die Flucht nach vorn, als die Wettbewerber ebenfalls mit guten Lokomotiven auf Kundenfang gingen. Das Unternehmen entwickelte ganz neue, wasserstoffbetriebene Züge und vermarktete diese als Komplettservice: Der Kunde bekommt den vollgetankten Wasserstoffzug auf der Schiene und braucht sich weder um die Wasserstoffproduktion noch um die Logistik zu kümmern. Alles ist inbegriffen. Das ist nur ein Beispiel, wie Unternehmen Veränderungen als Chance erkannt haben. Die Techniker und Tüftler in diesem Land werden Mobilitätslösungen erfinden, die auch in 15 oder 20 Jahren noch Spaß machen, aber die Umwelt und die Menschen nicht mehr belasten. Wer sich jedoch nicht schnell genug anpasst und dabei nach vorn schaut, wird enden wie die Dinosaurier und keine Rolle mehr spielen.
Für die Automobilindustrie ist der Strukturwandel unbestritten eine immense und kostenintensive Herausforderung. Doch die Startbedingungen sind nicht schlecht: Die Branche verfügt über gut ausgebildete Mitarbeiter und ist hochinnovativ. Mit Blick auf Know-how und Finanzen ist jedoch klar: Nicht alles lässt sich alleine stemmen. Partnerschaften zwischen Herstellern und Zulieferern, aber auch mit Infrastrukturbetreibern, Software-Anbietern, Startups und Kommunen können Kapazitäten und Wissen bündeln, woraus schließlich neue Geschäftsmodelle erwachsen. Bisher sind gute Beispiele rar – auch weil bislang verantwortliche Organisatoren dieser neuen Ökosysteme fehlen.
Strukturwandel und die Mobilität der Zukunft beginnen im Kopf
Zum Strukturwandel gehört auch, dass jeder Einzelne von uns umdenken muss. Die Gesellschaft kann es sich nicht länger leisten, die immer knapper werdenden Flächen in der Stadt exklusiv und kostenlos Menschen mit Autos zur Verfügung zu stellen. Öffentlicher Raum in der Stadt hat einen Wert und braucht daher einen Preis. Manchmal hilft nur ein gewisser Zwang, indem etwa fossile Kraftstoffe oder das Parken in den Innenstädten teurer werden. Wichtiger und zielführender als jede Erziehung ist es jedoch, wenn Angebote aus sich heraus überzeugen: der umweltfreundliche Wagen im Autohaus, ein bequemer und zuverlässiger Nahverkehr oder sichere Fahrradwege.
Wer den Verkehr in den Innenstädten reduzieren will – und das ist ganz klar der Trend –, muss Alternativen parat haben. Unternehmen in München, Stuttgart, Frankfurt, Köln oder Hamburg könnten Coworking Spaces in der Peripherie für ihre Mitarbeiter anbieten, damit diese nicht mehr in die Innenstadt zur Arbeit pendeln müssen. Städte, die über eine City-Maut nachdenken, sollten als Alternative einen komfortablen, sicheren und preiswerten Nahverkehr sowie verkehrsgünstig gelegene und gut angebundene Umstiegsmöglichkeiten parat haben. Wer Zonen nur für Fußgänger und Radfahrer einrichtet, sollte sich Gedanken machen, wie die Geschäfte und Bewohner beliefert werden und die Handwerker zu ihren Kunden kommen.
Es bewegt sich etwas. Erste Leuchtturmprojekte, Städte, Unternehmen und Initiativen testen neue Mobilitätskonzepte. Es sind zaghafte Anfänge. Auch wenn es wegen der Pandemie gerade nicht leichtfällt: Für die anstehenden Veränderungen täte mehr Aufbruchstimmung in der deutschen Automobilindustrie gut.
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Fazit
Für eine klimafreundliche Mobilität reichen ein paar E-Autos und mehr Biokraftstoff im Tank nicht aus. Die gesamte Struktur muss sich verändern. Das beginnt beim Umdenken für jeden Einzelnen und kann auch mal beim Durchfahrt-verboten-Schild enden. Innenstädte ohne Autoverkehr sind möglich und geben Städten neue Wachstumsmöglichkeiten. Aber sie brauchen attraktive Mobilitätsalternativen, einen Plan und gute Partner.