Wenn etwas viel Geld kostet, gibt man auch viel Geld aus, um es zu vermeiden.
Wollen sie die Klimaschutzziele erreichen und mögliche Strafzahlungen vermeiden, müssen alle Bereiche der Industrie konsequent CO2-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduzieren. Teilweise werden hierzu völlig neue Produktionsprozesse und -technologien benötigt. Für Maschinen- und Anlagenbauer ergeben sich daraus viele Möglichkeiten, sich an diesen Prozessen zu beteiligen und davon zu profitieren – denn der Maschinenbau hat eine Schlüsselposition inne, die ihm in dieser Transformation einmalige Chancen eröffnet.
1. Warum der Maschinenbau etwas tun kann
Der Maschinen- und Anlagenbau selbst ist nur für einen winzigen Teil des weltweiten CO2-Ausstoßes direkt verantwortlich: Laut Erhebungen von Our World in Data macht er gerade einmal 0,5 Prozent der weltweiten Emissionen aus; der größte Teil davon entsteht entlang der Lieferketten, nur 11,0 Prozent bei der eigenen Fertigung.
Trotz ihrer geringen eigenen Emissionen hat die Branche aber eine entscheidende Funktion: Indem sie die entsprechenden Anlagen herstellt, schafft sie erst die Voraussetzungen dafür, dass Unternehmen der Energie- oder Automobilbranche die deutschen und europäischen Klimaziele erreichen können.
2. Warum der Maschinenbau etwas tun muss
Wenn der CO2-Preis steigt und Regulierungen schärfer werden, lohnen sich existierende Geschäftsmodelle und Lösungen mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen immer weniger. Mehr Regulierung führt auch dazu, dass Politik, Investoren, Kunden und Verbraucher höhere Ansprüche an Nachhaltigkeit und Transparenz stellen. Gefragt sind Innovationen und neue Produkte.
Der zunehmende Druck zwingt Unternehmen zum Handeln. Sie müssen nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, Stakeholder überzeugen, nachhaltiges Handeln beweisen und ihren CO2-Fußabdruck in der gesamten Lieferkette verringern – das betrifft auch Maschinen- und Anlagenbauer. Wer frühzeitig handelt, ist vorbereitet auf zukünftige Regulierungen und dynamische Marktentwicklungen.
3. Warum der Maschinenbau mehr tun sollte
Der Kampf gegen den Klimawandel benötigt „grüne“ Technologien. Doch diese müssen erst noch entwickelt oder deutlich weiterentwickelt werden. Das geht nicht ohne den Maschinenbau.
Umweltschutz und Dekarbonisierung führen zu Innovation. Wer frühzeitig die richtigen Weichen stellt und auf Konzepte wie die Circular Economy setzt, schafft neue Wettbewerbschancen und Wachstum.
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Drei Strategien für den Maschinenbau
1. Exploitation: Bestehende Technologien verstärkt nutzen
Um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, sind große Schritte nötig, etwa die vollständige Klimaneutralität der Stahlproduktion. Die komplette Transformation aller Branchen wird ihre Zeit brauchen und ist nicht in wenigen Jahren machbar. Bis das große Ziel erreicht ist, sind auch vermeintlich „kleine“ effizienzsteigernde Aktivitäten in ihrer Summe wichtig, um CO2 einzusparen. Alle Wirtschaftsbereiche können bereits bestehende, technisch machbare Lösungen umsetzen und davon profitieren:
- mehr Energieeffizienz (z. B. Wärmerückgewinnung)
- mehr Automatisierung von Gebäudetechnologie (z. B. Sensorik)
- mehr erneuerbare Energien
Dafür benötigen sie die entsprechenden Anlagen, die Maschinenbauer liefern können. Und natürlich sollten Maschinen- und Anlagenbauer in ihrer eigenen Fertigung selbst mit gutem Vorbild vorangehen.
2. Expansion: Entwicklungen vorantreiben
Unternehmen müssen technisch machbare und marktreife Lösungen weiterentwickeln und perfektionieren – mit dem Ziel, diese zum Standard zu machen. Im Zuge dieser Verbesserung und Umrüstung wird der Bedarf nach neuen, effizienteren Maschinen und Anlagen weiterwachsen. Besonders lohnende Bereiche sind die folgenden:
Die Circular Economy bringt in vielen Bereichen tiefgreifende Veränderungen:
- In Zukunft wird immer mehr wiederverwendet statt verschrottet. Technologische Branchen und die Automobilindustrie benötigen Anlagen, die ihre gebrauchten Geräte automatisiert in Einzelteile zerlegen und so zum Beispiel Rohstoffe aus Batterien wiedergewinnen. Die Lebensdauer von Komponenten kann dann länger sein als die der Endprodukte.
- Das Prinzip „Features per Knopfdruck“ anstelle von aufwendigen Sonderserien ermöglicht ein Second Life für Anlagen, die an andere Anwender weiterverkauft und dort umgerüstet werden können.
- Auch die Stahlindustrie muss ihre Produkte wiederverwenden und zum Beispiel alte Schienen in gleicher Qualität aufbereiten. Dafür werden spezielle Maschinen und Anlagen gefragt sein. Bis die Stahlproduktion komplett dekarbonisiert ist, müssen die Ziele anders erreicht werden, etwa durch verlängerte Einsatzzyklen von Stahl und Edelstahl.
3. Exploration: In die Zukunft denken
Einige Technologien, die bei der Dekarbonisierung helfen können, sind noch nicht ausgereift oder für eine breite Nutzung noch zu teuer. Dazu zählen die folgenden:
- Carbon Capture: Wie kann abgeschiedenes und eingelagertes CO2 genutzt werden – und welche Anlagen wären dafür nötig?
- Carbon to Chem: Die bei der Stahlproduktion anfallenden Gase, inklusive großer Mengen CO2, könnten eingefangen und zu chemischen Wertstoffen verarbeitet werden, statt sie freizusetzen oder in der Stromproduktion zu verbrennen.
- Emissionsfreie Luftfahrt: Laut dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sind reine Wasserstoff-Brennstoffzellen-Flugzeuge realisierbar. Bei Verwendung von grünem Wasserstoff bieten sie langfristig das Potenzial für ausreichende Leistung und Reichweite auch in der kommerziellen Luftfahrt. Die Technologie für solche alternativen Antriebslösungen ist noch kaum ausgereift, der Forschungsbedarf ist groß. Insbesondere müssen die Leistungs- und die Energiedichte aller Komponenten im System erhöht werden.
Maschinen- und Anlagenbauer stehen ebenso wie die gesamte Industrie vor großen Herausforderungen. Doch diese bedeuten zugleich großen Bedarf nach ihren Lösungen. Wer jetzt vorangeht, erlangt einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber langsameren und weniger innovativen Wettbewerbern.
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Fazit
Die Wirtschaft muss über die bisherigen Maßnahmen hinaus Anstrengungen unternehmen, wenn die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius gelingen soll. Dafür ist unter anderem die Energieeffizienz entscheidend, es braucht aber auch grundlegend neue Konzepte wie die Kreislauf- und Wasserstoffwirtschaft. In allen Branchen besteht dabei Bedarf an innovativen, effizienten Anlagen. Das bringt Maschinen- und Anlagenbauer in eine Schlüsselposition, die ihnen profitable neue Geschäftsfelder eröffnen kann.