Ein weiteres spannendes Feld eröffnet sich speziell für den Elektrohandel. Die neue Ökodesign-Richtlinie der EU verpflichtet Hersteller zur Produktion ressourcenschonender Geräte und zur Bereitstellung von Ersatzteilen, um Elektroschrott zu vermeiden. Das könnte im Einzelhandel ebenfalls neue Geschäftsmodelle entstehen lassen: Muss die Waschmaschine verkauft werden oder könnte man nicht auf den Gedanken kommen, das Gerät stattdessen nur zu vermieten? Dies käme dem Trend von Verbrauchern entgegen, die vermehrt nicht nur Produkte suchen, sondern Lösungen nachfragen, und es wäre ökologisch. Um die von der Regulatorik eingeforderte Wiederverwertung zu gewährleisten, wird der Konsumgüter- und Handelssektor künftig mehr als bislang mit branchenfremden Firmen kooperieren. Daraus dürften spannende Innovationen entstehen, von denen die Branche profitiert. Konsumgüterhersteller, Handel und Verbraucher müssen Produkte und deren Verpackung stärker als Ressourcen begreifen – sie sind endlich und können Wert stiften.
Der Handel wird zum Gestalter
Einzelhandel und Konsumgüterindustrie brauchen die Konsumenten, um ihre Klimaziele zu erreichen. Sie müssen einerseits die Nachhaltigkeitskonzepte der Branche kennen und verstehen, sonst ziehen sie nicht mit; andererseits können Anregungen aus dem Kundenkreis die Unternehmen unterstützen, sich sowohl nachhaltiger auszurichten als auch Kundenwünsche zu erfüllen. Beide Aspekte setzen eine intensive Kommunikation mit dem Endverbraucher voraus. Workshops, Apps und QR-Codes sind Kommunikationswege, um in den Dialog einzusteigen.
Nur eine umfassende Strategie kann dem großen Ziel der Dekarbonisierung gerecht werden. Einzelhandel und Konsumgüterindustrie haben die Chance, den Prozess mitzugestalten. Sie können wie kaum eine andere Branche Impulse setzen, indem sie eigene Ideen entwickeln und in ihren eigenen Geschäften beispielhaft umsetzen. Über die Kunden wirkt dies in die Gesellschaft hinein. Im Zusammenspiel mit all ihren Stakeholdern wird der Konsumgüter- und Handelssektor selbst zum Treiber einer nachhaltigen Entwicklung. Für einen nachhaltigen Konsum braucht es sowohl das innovative Wirtschaften als auch den bewussten Konsumenten. Dann kann Zukunft gelingen.
Fazit
Wie andere Branchen auch sollen der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie bis 2050 möglichst klimaneutral werden. Vielen Kunden reicht das nicht: Sie achten beim Einkauf auch auf Kriterien wie Tierwohl und Plastikvermeidung. Der Einzelhandel braucht einen ganzheitlichen Ansatz, um den Anforderungen gerecht zu werden und damit seine Kunden zu binden. Mit ihnen gemeinsam kann die Branche den Kampf gegen den Klimawandel mitgestalten und gleichzeitig Potenziale durch neue Geschäftsmodelle erschließen. Alles zusammen zahlt auf das große Ziel der Dekarbonisierung ein.