Eine solche Partnerschaft zeigt sich bei unseren Vertragsbauern beispielsweise darin, dass sie ihr Mezzanine-Kapital in unser Unternehmen stecken oder dass wir für sie Kuhpatenschaften vermitteln. Von einer Erfolgsformel zu sprechen, halte ich nicht für richtig. Es ist eine gemeinsame Überzeugung, wohl auch ein Gefühl wie Demut hinsichtlich unserer Verbundenheit mit der Natur, weil alles miteinander vernetzt ist. Wir Menschen sind ja auch ein Teil dieser Natur.
Sie hatten bei vielen Entwicklungen die Nase vorn. Was beschäftigt Sie als Nächstes?
Da will ich nicht zu viel verraten, weil wir auch in Zukunft unsere ökologischen Ziele voranbringen und ganz vorne sein wollen. Meiner Meinung nach muss sich aber insbesondere in der Lebensmittelindustrie etwas Grundsätzliches ändern. Es darf sich in Zukunft nicht mehr alles um den Gewinn drehen, sondern es müssen andere, wichtigere Fragen im Vordergrund stehen und beantwortet werden: Wie gehen wir mit der Natur um? Sind Boden, Luft und Wasser wirklich umsonst zu haben und dürfen sie auch umsonst belastet werden? Welche Verantwortung haben wir als Unternehmer gegenüber dem Verbraucher? Dies sind Themen, die mich – und eigentlich uns alle bei Andechser – aktuell beschäftigen.
Die Andechser-Molkerei positioniert sich klar als Familienunternehmen. Worin zeigt sich das in der täglichen Praxis?
Mein Vater arbeitet hier in der Molkerei, mein Bruder ist Bio-Landwirt und liefert die Ziegenmilch, und meine Schwester betreut unseren Online-Shop. Die Andechser-Molkerei ist ein echtes Familienunternehmen! Als Familie fühlen wir uns auch mit unseren Mitarbeitern, Bio-Bauern, Lieferanten und Kunden eng verbunden. Das gilt auch umgekehrt: Im Sommer kommen viele Besucher zu uns, um sich beispielsweise unseren Hofladen anzuschauen und zu sehen, wo ihr Joghurt herkommt. Darüber freuen wir uns!
Welche Werte spielen für Sie eine Rolle – persönlich und beruflich?
Es sind insbesondere drei Haltungen, die für uns alle von größter Bedeutung sind: Achtsamkeit, Kompromissbereitschaft und Verantwortungsannahme. Wir sollten uns immer bewusst sein, was und wie wir etwas tun. Wir müssen aufeinander zugehen und Kompromisse finden und dürfen nicht nur über Verantwortung reden, sondern müssen sie auch persönlich annehmen.
Frauen haben – insbesondere in gehobenen Positionen – nach wie vor schlechtere Chancen als Männer. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
In unserem Unternehmen gibt es kein „Frauen-Thema“. Für uns sind Qualität und Leistung bei der Arbeit entscheidend, nicht das Geschlecht. Wir sind bei Andechser davon überzeugt und leben auch danach, dass Frauen und Männer vergleichbare Leistungen erbringen. Wenn jemand gute Arbeit leistet und den „Biss“ hat, stehen ihr oder ihm alle Wege offen.