Angesichts der rasch wachsenden Bedeutung von Krypto-Assets, ist es für Unternehmen ratsam, im aktuellen Stadium Know-how aufzubauen.
Der Appetit, sich mit digitalen Vermögenswerten zu beschäftigen, ist bei Finanzdienstleistern und anderen Unternehmen noch unterschiedlich ausgeprägt. Doch angesichts der raschen Veränderungen und der wachsenden Bedeutung, die sich abzeichnen, ist es ratsam, in diesem Stadium Know-how aufzubauen. Das bedeutet nicht, das ganze Unternehmen auf Krypto-Assets umzustellen. Vielmehr bietet sich eine Machbarkeitsstudie in kleinem Umfang an, beispielsweise einen überschaubaren Betrag dafür bereit zu stellen, um Erfahrungen zu sammeln und das Risiko im Griff zu haben.
Für Finanzdienstleister spielt dabei neben den Kenntnissen über die verschiedenen Typen von Krypto-Assets und dem Risikobewusstsein auch die Verwahrung eine wichtige Rolle. Außerdem eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für die Gestaltung neuer Produkte. Immer wieder ist im Zusammenhang mit Krypto-Assets von einer Demokratisierung der Geldanlage die Rede. Verpackt in einen Token lassen sich Anlageklassen, die bisher einer kleinen vermögenden Gruppe vorbehalten waren, in Einheiten aufteilen. So wird mit kleinen Beträgen das Investment in Kunst, seltene Antiquitäten, Oldtimer oder exklusiven Schmuck möglich.
Höchste Zeit für Unternehmen, Erfahrungen zu sammeln
Für Unternehmen kann es interessant sein, Kenntnisse zu erwerben, um eines Tages Kryptogeld zur Zahlung zu akzeptieren. Für das Treasury kann sich in Zeiten niedriger Zinssätze die alternative Anlageklasse auch zur Anlage beziehungsweise zu Absicherungszwecken anbieten.
Schließlich bieten sich im Zahlungsverkehr viele Einsatzmöglichkeiten für „Smart Contracts“, die ebenfalls mit DLT arbeiten. Das sind keine Verträge im rechtlichen Sinne, sondern sie koppeln wie ein Algorithmus eine Auszahlung oder einen Geldtransfer an Bedingungen. Eine Zahlung wird automatisch ausgelöst, etwa wenn ein Arbeitsabschnitt auf einer Baustelle abgeschlossen ist, ein Produkt per Sensor im Wareneingang identifiziert wurde oder eine Aufgabe von Auftragnehmern erfüllt ist. Administrative Abläufe werden dadurch deutlich vereinfacht und weniger personalintensiv.
Aufgrund der Tatsache, dass die DLT einem dezentralen Register ähnelt und die Transaktionen gespeichert sowie mithilfe eines Konsensmechanismus verifiziert werden, kann jeder Nutzer jede Transaktion auf der DLT nachverfolgen. Diese Technologie ermöglicht, komplette Geschäftsmodelle zu automatisieren. Beispielsweise gibt es im Supply-Chain-Management verschiedene Informations-, Finanz- und Warenflüsse innerhalb des Produktions- und Vermarktungsprozesses eines Produktes, wodurch ein hoher manueller Aufwand entsteht, zum Beispiel bei der Rechnungsstellung und -abwicklung oder bei der Übersendung von Frachtpapieren. Der Einsatz einer DLT reduziert diesen Aufwand erheblich, da aufgrund der hohen Transparenz, welche die Technologie bietet, allen Teilnehmer eines Supply-Chain-Netzwerkes eine direkte Einsicht in Finanzflüsse, Ursprungserzeuger von Produkten, Track-and-Trace-Lösungen von Lieferungen sowie Eigentumsübergängen ermöglicht wird.
Die Technologie bietet außerdem die Möglichkeit, das Thema digitale Identität weiter voranzubringen. Themen wie Identitätsdiebstahl, Datensicherheit, Fälschungen von Impfnachweisen, Bürokratie bei der Beantragung eines Personalausweises oder bei der Teilnahme an Wahlen beschäftigen die Bevölkerung tagtäglich. Dezentrale digitale Identitäten, die zum Beispiel auf einer Blockchain gespeichert und verifiziert werden, würden es den Bürgern ermöglichen, ihre digitale Identität selbst zu verwalten, ohne von einem Intermediär abhängig zu sein. Eine dezentrale digitale Akte könnte biometrische Daten, Gesundheitsdaten (digitale Krankenakte / digitaler Impfnachweis), Daten über Bonität und Eigentumsverhältnisse sowie weitere persönliche Informationen speichern. Damit würde die Identifizierung und Authentifizierung, die zum Beispiel bei einer Bundestagswahl oder bei einer Aktienhauptversammlung nötig sind, vereinfacht.
Die Breite von Anwendungsmöglichkeiten macht deutlich, welche Chancen in den Krypto-Assets stecken. Während der Hype rund um die Spekulation mit Bitcoin & Co abflaut und die Produkte reifer werden, rücken die Einsatzmöglichkeiten und Vorteile der Kryptowährungen ebenso vermehrt in den Fokus wie Unternehmen, welche die notwendige Infrastruktur zur Verfügung stellen. Möglicherweise wiederholt sich hier auch die Geschichte, denn in Zeiten des großen Goldrausches in Kalifornien sind vor allem jene richtig reich geworden, die die Goldgräber mit Material und Ausstattung versorgt haben. Einer von ihnen hieß übrigens Levi Strauss.
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Fazit
Im Jahresverlauf 2022 dürfte die endgültige Version der EU-Regulierung zu Krypto-Assets (MiCA) vorliegen. Die Zeit sollten Unternehmen und Finanzdienstleister nutzen, um sich mit den verschiedenen digitalen Vermögenswerten auseinanderzusetzen – sei es als Zahlungsmittel, zur Geldanlage oder als Option für innovative Finanzprodukte.