Die ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland blieben stabil, lagen aber deutlich unter den Höchstzahlen von 2017 und 2016.
Die Zahl der ausländischen Direktinvestitionen hat sich in Deutschland 2019 nicht ganz so erfreulich entwickelt wie etwa bei den direkten Konkurrenten Frankreich und Großbritannien. Sie stabilisierte sich mit 971 angekündigten Projekten zwar auf einem recht hohen Niveau (2018: 973), lag damit aber weiterhin deutlich unterhalb der Höchstzahlen der Jahre 2017 und 2016, in denen ausländische Unternehmen 1.124 bzw. 1.063 Investitionsprojekte angekündigt hatten.
Der Grund für diese Stagnation war die gesunkene Zahl avisierter Investitionsprojekte US-amerikanischer Unternehmen. Diese waren mit 193 Projekten zwar nach wie vor die stärksten Investoren, allerdings ist die Zahl der Projekte gegenüber 2018 um 12 Prozent gesunken. Ebenfalls rückläufig waren die Investitionen aus den Nachbarländern Schweiz (-15 Prozent auf 60 Projekte), Frankreich (-35 Prozent auf 40 Projekte) und Österreich (-36 Prozent auf 30 Projekte).

Investitionen chinesischer und türkischer Unternehmen nahmen zu
Besonders investitionsfreudig zeigten sich dagegen Unternehmen aus China und der Türkei. So kündigten chinesische Unternehmen 84 Projekte an – ein Zuwachs von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Türkische Unternehmen haben ihre Investitionen in Deutschland auf 77 avisierte Projekte mehr als verdoppelt. Auch die Investitionen kanadischer Unternehmen stiegen deutlich um 67 Prozent, auch wenn sie mit 25 angekündigten Projekten hierzulande noch eine kleinere Rolle spielen.
Interessant ist ein Blick auf diejenigen deutschen Branchen, in denen Unternehmen aus dem Ausland 2019 bevorzugt investieren wollten. Spitzenreiter war mit 177 avisierten Investitionsprojekten die Branche Handel/Logistik, gefolgt von der Digitalbranche (145 Projekte), Unternehmensdienstleistungen (134 Projekte) sowie Maschinen- und Anlagenbau (129 Projekte). Europaweit führend ist Deutschland lediglich im Maschinen- und Anlagenbau, in den anderen Branchen liegen die europäischen Nachbarn Frankreich, Großbritannien und Spanien deutlich vorn.

Ausländische Unternehmen planten mehr als 32.000 Arbeitsplätze in Deutschland
Im Jahr 2019 kündigten Unternehmen aus der ganzen Welt an, im Rahmen ausländischer Direktinvestitionen insgesamt 32.300 neue Stellen in Deutschland schaffen zu wollen. Auch hier sind US-amerikanische Unternehmen Spitzenreiter: So machten die 19.080 von US-Unternehmen avisierten Stellen deutlich mehr als die Hälfte aller Beschäftigungsverhältnisse aus, die im Zuge ausländischer Direktinvestitionen entstanden sind.
Auch beim Personalaufbau zeigen sich teils enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen in Deutschland. An der Spitze stand der Fahrzeugbau, zu dem nicht nur Pkw- und Lkw-Produktion zählen, sondern auch Flugzeug- und Eisenbahnbau: 11.212 neuen Stellen kündigten ausländische Unternehmen 2019 für diese Branche an – etwa so viele wie Handel (5794) und Maschinen- und Anlagenbau (5.515 neue Stellen) zusammengenommen.
Corona-Pandemie führt zu massiven Einbrüchen
Ob die positive Entwicklung 2020 anhält, ist mehr als fraglich. Die Corona-Krise führt dazu, dass weltweit Unternehmen ihre Investitionen auf ein Minimum reduzieren und abwarten, wie stark die Konjunktur einbricht und wie sich Absatzmärkte entwickeln. So wurden von den avisierten 6.412 Investitionsprojekten schätzungsweise 65 Prozent vor dem Ausbruch der Pandemie zumindest ansatzweise umgesetzt, während 25 Prozent aufgeschoben und zehn Prozent gestrichen wurden.
Während Investitionen in Maschinenbau und Autoindustrie deutlich zurückgehen, steigen sie in Pharmaindustrie und IT.
Im Jahr 2020 ist in Europa insgesamt daher mit einem Rückgang der ausländischen Investitionen um 35 bis 50 Prozent zu rechnen – und der Ausblick für Deutschland fällt ähnlich pessimistisch aus. Dabei dürfte sich die Entwicklung in den einzelnen Branchen erheblich unterscheiden: Während Investitionen in Maschinenbau und Fahrzeugbau deutlich zurückgehen, steigen sie in Pharmaindustrie und IT.
Fazit
Europa hat sich im Jahr 2019 als attraktiver Investitionsstandort behauptet: Die Zahl der Investitionsprojekte, die ausländische Unternehmen ankündigten, stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht um ein Prozent, ergab eine EY-Studie zu Investitionsprojekten ausländischer Unternehmen in Europa. Dabei belegte Frankreich erstmals den ersten Platz, gefolgt von Großbritannien und Deutschland. In Deutschland stagnierte 2019 die Zahl der angekündigten Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen auf hohem Niveau. Allerdings ist für 2020 aufgrund der Corona-Krise zu erwarten, dass ausländische Direktinvestitionen in Deutschland und Europa massiv zurückgehen werden.