Features auf Knopfdruck ermöglichen einen flexibleren Umgang mit dem Produkt, bei geringerem Aufwand und Kosten – viele Vorteile also für Hersteller und Anwender.
Bei Hardwarekomponenten sollte der Hersteller von vornherein in die Zukunft planen – auch für Anwendungsfälle, die es noch gar nicht gibt. Als die ersten Smartphones auf den Markt kamen, hatten sie bereits Bewegungs- und Lagesensoren. Die ersten Apps, die davon etwa für einen Kompass sinnvoll Gebrauch machten, wurden erst danach entwickelt. Es kann sich also lohnen, etwa günstige Sensoren proaktiv zu verbauen, auch wenn Anwendungen dafür sich erst noch finden müssen.
Die Standardisierung von Anlagen für Features auf Knopfdruck bringt nicht nur in Entwicklung und Betrieb Einkaufsvorteile, weniger Komplexität und geringe Fehleranfälligkeit. Sie steigert auch den Wiederverkaufswert der Anlage, in der ja bereits weitere Features und Modellvarianten enthalten sind. Eine Umrüstung findet ohne Umbau statt – einfach per Knopfdruck. Der höhere Restwert zum Ende einer ersten Einsatzphase macht eine derart flexibel einsetzbare Anlage für Kunden noch attraktiver.
Die längere Lebensdauer und ein mögliches „Second Life“ bedient auch den wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit. Die Europäische Union (EU) treibt das Konzept der Circular Economy mit Nachdruck voran. Eine flexiblere Nutzung und längere Einsatzzeiten kommen dem entgegen. Die Anlage behält einen Großteil ihres Wertes und muss nicht entsorgt werden.
Digitalisierung und Virtualisierung von Features unterstützen das Konzept der Circular Economy.
3. Als Plattformbetreiber auftreten
Ähnlich wie bekannte Start-ups der Sharing Economy können auch Maschinen- und Anlagenbauer als Plattformbetreiber auftreten und dadurch an nachgelagerten Wertschöpfungsschritten partizipieren. Dabei geht es nicht mehr nur um das eigene Produkt. Auch namhafte Autohersteller betreiben mittlerweile gemeinsam Plattformen für Car-sharing und Taxidienste. Dort vermitteln sie Transportbedarf – unabhängig vom Hersteller der letztlich eingesetzten Fahrzeuge.
Im Maschinen- und Anlagenbau sind neue Plattformen denkbar, auf denen nicht nur die eigenen Anlagen, sondern auch Produkte von Wettbewerbern vernetzt sind. Die einen Kunden können ihre zusätzlichen Produktionskapazitäten dort anbieten – die anderen dazu buchen, um Produktionsspitzen, kurzfristige Schwankungen oder Ausfälle eigener Maschinen auszugleichen. Der Betreiber der Plattform verdient auf diesem Weg an Anlagen mit, die er gar nicht selbst betreibt.
Ein Hersteller muss auch nicht alles selbst entwickeln, sondern kann Schnittstellen von Hardware und Software an seinen Anlagen freigeben, etwa im Robotik-Bereich. Andere könnten dann unterschiedlichste Soft- und Hardware-Erweiterungen entwickeln, die sich dort einsetzen lassen. Gegen eine Umsatzbeteiligung nimmt der Hersteller sie auf seine Plattform.
Potenziale erkennen
Dem Maschinen- und Anlagenbau ermöglicht Digitalisierung zahlreiche neuartige, lukrative Umsatzmöglichkeiten. Um davon zu profitieren, müssen Hersteller aktiv werden und Geschäftsmodell-Entwicklung betreiben: Was ist in der eigenen Branche möglich, mit welchen Modellen lässt sich Geld verdienen? Und auf Engineering-Seite: Welche Variantenvielfalt ist nötig, wie kann sie per Software aktiviert werden?
Die Branche steht am Beginn einer aufregenden Entwicklung. Das Potenzial, mit Digitalisierung Geld zu verdienen, ist noch nicht überall bekannt. Die Zeit, die Weichen zu stellen, ist jetzt.
Fazit
Die große Chance von Industrie 4.0 für Maschinen- und Anlagenbauer liegt nicht in Effizienz und Kostenvorteilen. Es ist die Möglichkeit, dank Digitalisierung ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und profitabel zu betreiben. Dabei können sie auf bereits Vorhandenes setzen: etwa gespeicherte Nutzungsdaten oder Anlagen mit standardmäßig verbauten Features, die nur noch per Software freigeschaltet werden müssen. So sparen sie Kosten und Ressourcen und erschließen sich neue profitable Umsatzpotenziale.