Kapitel 1
Liegt die Zukunft der traditionellen Industrie in Ökosystemen?
Das Gesundheitswesen verschmilzt mit Big Data und Künstlicher Intelligenz (KI).
Die europäischen Größen der Pharmaindustrie befinden sich in revolutionären Zeiten. Neue finanzstarke internationale Akteure verbinden Big Data mit individualisierter Medizin. Eine personalisierte Gesundheitstechnologie stellt den Menschen in den Mittelpunkt.
Neue Technologien wandeln den menschlichen Körper in eine Datenplattform, die nicht mehr auf standardisierte Massenmedikamente angewiesen ist. Anders gesagt: Ohne Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) wird das Gesundheitswesen zukünftig nicht mehr auskommen.
Individualisierte Medizin und Gesundheitstechnologie lassen die Wertschöpfung steigen
Damit die deutsche, österreichische und schweizerische Life Science-Industrie mit ihren über 172.000 Beschäftigten langfristig umsatzstark überleben kann, sollte ein rasches Umdenken erfolgen. Denn die Eintrittsbarrieren in den Markt haben sich längst verschoben und neue Technologie hält unaufhaltsam Einzug in das Gesundheitswesen.
Ökosysteme werden einen entscheidenden Anteil an der Wertschöpfung bis 2030 haben. Um davon zu profitieren, muss man neue Wege gehen – bei Medizinforschung, Vertrieb und Produktverbesserung.
Unsere Studie „From Participants to Principals“ prognostiziert eine Steigerung der Wertschöpfung der Branche von 62 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 130 Milliarden Euro bis 2030. Dabei verliert der traditionelle lineare pharmazeutische Prozess aus Forschung, Entwicklung, Verkauf und Distribution an Bedeutung. Die neuen Treiber sind individualisierte Medizin und Daten, die in digitalen Apps und smarten Geräten generiert werden. Eine weitere Innovation: Pharmaunternehmen haben Zugriff auf möglichst große Datenbanken für Big Data. Diese Daten werden dann mithilfe von KI analysiert und ausgewertet.
Es geht um nicht weniger als die künftige internationale Positionierung und die Wirtschaftskraft von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Pharmakonzerne und Kliniken sollten jetzt umdenken und sich für eine Strategie entscheiden.
Kapitel 2
Die vier großen P: Participant, Pilot, Principal oder Profiteer
Pharmaunternehmen haben vier Strategien zur Auswahl, denn noch sind die neuen Ökosysteme nicht ausgereift.
Vor der Entscheidung für eine Strategie müssen wichtige Aspekte bedacht werden: Wo will sich das Unternehmen im neuen Ökosystem positionieren? Wo kann es den höchsten Wertzuwachs generieren? Und welche Management-Strukturen müssen zuvor etabliert werden?
Wir haben die Pharmaindustrie in vier Akteurs-Kategorien unterteilt. Jede Kategorie steht für eine mögliche Unternehmensstrategie: Participants, Pilots, Principals und Profiteers.
Pharmaunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz positionieren sich bislang hauptsächlich als Participants und Pilots. Beim Thema der neuen Ökosysteme stehen alle drei Länder noch am Anfang. Das erlaubt den Unternehmen zumindest temporäre Flexibilität, da noch zwischen den Strategien gewechselt werden kann. So können sie als Participant zum Pilot oder Principal aufsteigen – oder als Profiteer weiter auf traditionelle Abläufe bauen.
Das Potenzial für Pharmaunternehmen hängt davon ab, für welche Strategien sie sich entscheiden und welche Managementstrukturen zur Überwachung eingesetzt werden.
Kapitel 3
Wertvolle Zukunft
Die Wertschöpfung steigt bis 2030 auf 130 Milliarden Euro – von 62 Milliarden Euro in 2015.
Verdopplung der Wertschöpfung in Deutschland
Wie sieht der zukünftige Umgang der Wertschöpfung des Pharmamarktes in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus? Die Zuwachsraten sind enorm: 2015 belief sich die Wertschöpfung in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich laut Eurostat- und BFS-Daten auf rund 62 Milliarden Euro. Bis 2030 wird sie in allen drei Ländern bei fast 130 Milliarden Euro liegen. Gleichzeitig werden Bereiche wie Datenanalyse und nicht-pharmazeutische Anwendungen im Gesundheitswesen ihren Anteil an der Wertschöpfung mehr als verdoppeln.
Entwicklung der Wertschöpfung
130Milliarden Euro wird die Wertschöpfung im Pharmamarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2030 betragen.
In Deutschland, dem größten Markt, wird sie von 32 Milliarden Euro auf knapp 65 Milliarden Euro anwachsen – dicht gefolgt von der Schweiz, deren Markt von knapp 27 Milliarden Euro auf rund 60 Milliarden Euro steigen wird. Der Wert, der von österreichischen Firmen produziert wird, nimmt von drei auf über fünf Milliarden Euro zu. Hinzu kommen Prognosen, dass sich durch Digitalisierung und die Nutzung von Ökosystemen die Kosten weiter reduzieren lassen.
Fazit
Früher war es einfach. Massenkompatible Medikamente waren erfolgreich und Pharmakonzerne oder Kliniken hatten das Sagen. Jetzt rücken individualisierte Medizin und personalisierte Gesundheitstechnologie in den Fokus, und nicht nur das: Der Pharmamarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz wandelt sich rasant. Unternehmen, die auch in Zukunft mithalten möchten, sollten umdenken und sich für Big Data und Künstliche Intelligenz öffnen.