Pressemitteilung

29 September 2022 Eschborn/Frankfurt (Main), DE

Zurückhaltung auf dem weltweiten Markt für Börsengänge hält an – IPO-Kandidaten warten auf günstigeres Umfeld

Frankfurt, 29.09.2022. Angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen, steigender Zinsen und einer hohen Volatilität an den Weltbörsen verharren viele IPO-Kandidaten in Wartestellung: Insgesamt wagten im traditionell schwachen dritten Quartal weltweit 355 Unternehmen den Sprung aufs Parkett

Verwandte Themen Börsengang (IPO)

Weitere Materialien

  • Zahl der Börsengänge sinkt weltweit im dritten Quartal um 41 Prozent auf 355, Emissionsvolumen schrumpft um 56 Prozent auf 51 Milliarden US-Dollar gegenüber dem Rekordjahr 2021
  • Porsche-IPO weltweit größter Börsengang im dritten Quartal
  • Stärkster Rückgang in den USA: Zahl der IPOs sinkt um 69 Prozent, Emissionsvolumen um 92 Prozent
  • China bleibt stabil: Zahl der IPOs steigt um 3 Prozent, Emissionsvolumen sinkt um 5 Prozent

Angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen, steigender Zinsen und einer hohen Volatilität an den Weltbörsen verharren viele IPO-Kandidaten in Wartestellung: Insgesamt wagten im traditionell schwachen dritten Quartal weltweit 355 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 41 Prozent weniger als im dritten Quartal des Rekordjahres 2021. Das Emissionsvolumen sank um 56 Prozent auf 50,6 Milliarden US-Dollar.

Am stärksten betroffen war der Börsenplatz USA: Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres sank in den Vereinigten Staaten die Zahl der Börsengänge um 69 Prozent auf 32, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 92 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar. In Europa ging die Zahl der Börsengänge um 71 Prozent auf 30 zurück, das Emissionsvolumen sank aber nur um 29 Prozent auf 10,8 Milliarden US-Dollar.

Deutlich geringere Einbußen zeigten sich auf dem chinesischen Markt: In China (einschließlich Hongkong) ging im dritten Quartal zwar das Emissionsvolumen um 5 Prozent zurück, die Zahl der Börsenneulinge stieg aber um 3 Prozent auf 158. Der Marktanteil Chinas am weltweiten IPO-Markt stieg entsprechend stark von 26 Prozent im Vorjahresquartal auf 45 Prozent.

Das sind Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY.

„Angesichts anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen lässt die Erholung an vielen Börsen weiter auf sich warten“, sagt Dr. Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. „Die wichtigsten Volkswirtschaften und Finanzmärkte stehen weiterhin unter Druck, da die Zinswende und die quantitative Straffung der Geldpolitik an Fahrt gewinnen. Rezessionssorgen, hohe Inflation und die nach wie vor bestehenden Unsicherheiten in Bezug auf die Energieversorgung in Europa belasten die Stimmung zusätzlich. Entsprechend vorsichtig verhalten sich die Investoren. Mit weltweit fast 1.000 Börsengängen im laufenden Jahr, die 146 Milliarden US-Dollar einsammelten, liegt der Markt zwar deutlich unter den beiden sehr starken Vorjahren, aber etwa auf dem Niveau der Jahre 2017 bis 2019 – was angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ein bemerkenswert starkes Ergebnis ist. Zudem zeigt sich, dass auch in diesen Zeiten Mega-IPOs möglich sind, wenn den Investoren spannende Equity Stories präsentiert werden – gerade in Bereichen der Energietransformation, ESG und digitalen Disruption.“

Porsche weltweit größter Börsengang im dritten Quartal

In Deutschland ist die einzige Erstnotiz im 3. Quartal der Börsengang der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. Der Börsengang ist mit einem Emissionsvolumen von 9,4 Milliarden Euro bzw. 9,1 Milliarden US-Dollar der weltweit mit Abstand größte Börsengang des dritten Quartals und der zweitrößte im bisherigen Jahresverlauf. In Europa ist der Porsche Börsengang die größte derartige Transaktion seit elf Jahren: Ein höheres Emissionsvolumen hatte zuletzt der Glencore-Börsengang im Jahr 2011 mit 10,0 Milliarden US-Dollar erbracht. Bezogen auf die Marktkapitalisierung ist Porsche sogar das größte Unternehmen, das in diesem Jahrtausend in Europa an die Börse gegangen ist.

Verhaltener Ausblick

„Eine durchgreifende Verbesserung der Lage auf dem weltweiten IPO-Markt ist derzeit noch nicht in Sicht“, so Steinbach, „allerdings gilt weiterhin, dass Schwergewichte, bekannte Marken mit hoher Profitabilität und einer nachhaltigen Unternehmensgeschichte insbesondere im Umfeld der digitalen Transformation und von ESG auf großes Investoreninteresse stoßen. Angesichts der erheblichen Unsicherheiten im Markt und der Vielzahl an Krisenherden warten allerdings gerade kleinere und mittlere Unternehmen auf eine stabilere und positivere Marktstimmung. Wann sich das IPO-Fenster wieder für alle öffnet, hängt von vielen Faktoren ab. Voraussetzung ist die Auflösung der großen Unsicherheiten aus Investorensicht und ein Rückgang der Volatilität in wichtigen Kapitalmärkten. Zudem sind Investoren selektiver und legen in diesem Umfeld mehr Wert auf die Profitabilität und Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle“.

SPAC-Emissionen sinken weiter

Vom SPAC-Boom des Jahres 2021 ist nicht mehr viel zu sehen: Nachdem im Vorjahr in den ersten drei Quartalen weltweit 498 SPAC-Transaktionen gezählt worden waren, lag die Zahl im laufenden Jahr nur bei 125. Im dritten Quartal dieses Jahres gab es weltweit sogar nur 17 derartige Transaktionen – nach 106 im Vorjahreszeitraum. Das weltweite Emissionsvolumen schrumpfte von 18,3 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2021 auf 0,9 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2022.

“Eine Vielzahl der gerade im vergangenen Jahr auf den Markt gekommenen SPACs steht unter hohem Zeitdruck – sie müssen das eingesammelte Geld innerhalb von 24 Monaten investieren. Für Unternehmen, die den Weg an die Börse suchen, kann ein Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft ein interessanter alternativer Weg aufs Parkett sein – sowohl in Europa als auch den USA.“

 

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