Pressemitteilung

21 November 2022 Stuttgart, DE

Studierende fürchten sinkenden Wohlstand in Deutschland

Stuttgart, 21.11.2022. Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Klimawandel: Die Herausforderungen für die Gesellschaft sind aktuell so groß wie selten zuvor. Vielen jungen Erwachsenen bereitet dies Sorgen, und sie blicken wenig zuversichtlich in die Zukunft, wenn es um die Entwicklung des Lebensstandards geht: 62 Prozent der Hochschülerinnen und Hochschüler gehen davon aus, dass der Wohlstand hierzulande innerhalb der nächsten zehn Jahre sinken wird.

Weitere Materialien

  • Hochschülerinnen und Hochschüler rechnen mehrheitlich mit niedrigerem Lebensstandard in Deutschland innerhalb der nächsten 10 Jahre
  • Unzufriedenheit mit persönlicher Situation bei Studentinnen und Studenten auf Rekordniveau
  • Studierende sind bereit sich einzuschränken, wenn es gegen den Klimawandel hilft – Frauen eher als Männer

Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Klimawandel: Die Herausforderungen für die Gesellschaft sind aktuell so groß wie selten zuvor. Vielen jungen Erwachsenen bereitet dies Sorgen, und sie blicken wenig zuversichtlich in die Zukunft, wenn es um die Entwicklung des Lebensstandards geht: 62 Prozent der Hochschülerinnen und Hochschüler gehen davon aus, dass der Wohlstand hierzulande innerhalb der nächsten zehn Jahre sinken wird. Von dieser pessimistisch gestimmten Gruppe sagen 16 Prozent, dass er sogar deutlich sinken wird. Umgekehrt rechnen gerade einmal 14 Prozent mit zunehmendem Wohlstand. Besonders pessimistisch sind dabei die Studentinnen: 67 Prozent der Frauen rechnen mit sinkendem Reichtum und Lebensstandard, bei den Männern sind es 57 Prozent.

Aktuell ist außerdem nur knapp jede oder jeder Fünfte (19 Prozent) sehr zufrieden mit der persönlichen Situation. Bei den Studentinnen sind es mit 17 Prozent etwas weniger als bei den Studenten mit 21 Prozent. Im Jahr 2018, also vor der Pandemie, war noch jeder dritte Studierende uneingeschränkt zufrieden. Gleichzeitig nahm der Anteil der Studierenden, die unzufrieden mit ihrer persönlichen Situation sind, zu – von 12 Prozent im Jahr 2018 auf 21 Prozent im Jahr 2020. In diesem Jahr ist er ebenso hoch. Studentinnen sagten dies häufiger (20 Prozent) als ihre Kommilitonen (16 Prozent).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden mehr als 2.000 Studentinnen und Studenten befragt.

Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Personal bei EY: „Die Corona-Pandemie ist noch nicht überstanden, die direkten Folgen schon seit längerem spür- aber noch nicht komplett absehbar. Auch der aktuelle russische Angriffskrieg auf die Ukraine lässt die uns bekannte Weltordnung so fragil wie wahrscheinlich noch nie erscheinen. Hinzu kommen die hohe Inflation und die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt, die den Erwerb der eigenen vier Wände für viele junge Menschen selbst langfristig nahezu unmöglich erscheinen lassen. Unsere Gesellschaft befindet sich seit einigen Jahren in einem Dauerkrisenmodus, was insbesondere für junge Menschen sehr belastend sein kann.“

Wohlstand nicht nur über Wachstum definieren

Ihre eigene berufliche Zukunft bewerten die Studierenden trotz allem weiterhin grundsätzlich positiv: Der Großteil der Studentinnen und Studenten in Deutschland geht davon aus, nach dem Abschluss schnell einen passenden Job zu finden. Jeweils 44 Prozent der Befragten sagen, dass sie dies sicher glauben, beziehungsweise dies eher glauben. Nur etwas mehr als jeder Zehnte (zwölf Prozent) fürchtet dagegen keine Stelle zu finden, die die eigenen Erwartungen erfüllt und zu den erlernten Qualifikationen passt.

Dies zeige, dass die angehenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchaus an ihre Chancen und Fähigkeiten glauben – zu Recht, wie Hinz betont: „Wir befinden uns ohne Frage in einem der größten wirtschaftlichen Transformationsprozesse aller Zeiten – um diesen Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten, brauchen wir in Deutschland mehr denn je hervorragend ausgebildete und motivierte Fachkräfte.“

Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit sei unumkehrbar, sagt Hinz: „Viele der bisher von der Wirtschaft und dadurch auch von jedem einzelnen von uns genutzten, günstigen Rohstoffe sind entweder nicht mehr so zugänglich wie früher, schlecht für die Umwelt oder aus moralischen und politischen Gründen keine Alternativen mehr. Daher müssen wir zwangsläufig auf Nachhaltigkeit setzen.“

Dies werde kein einfacher Weg in den nächsten Jahren sein, so Hinz, und er könne durchaus mit Entbehrungen verbunden sein. Daher sei es nicht verwunderlich, dass junge Menschen an einer positiven Entwicklung des Lebensstandards in ihrem Land zweifeln – dieser Pessimismus dürfte sich allerdings nicht dauerhaft breit machen, so Hinz: „Das unternehmerische und fachliche Potential für eine langfristig positive Entwicklung unserer Gesellschaft mit steigendem Lebensstandard ist in Deutschland definitiv gegeben. Für Pessimismus gibt es eigentlich keinen Anlass.“

Studierende bereit sich einzuschränken

„Wir haben,“ so Hinz, „noch selbst die Chance, diesen Umbruch zu gestalten – und damit auch die Auswirkungen auf Faktoren, die abseits vom materiellen Wohlstand für unsere Gesellschaft essenziell sind.“ Gesundheit, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und eine saubere Umwelt spielten beim Thema Lebensstandard ebenfalls eine wichtige Rolle, so Hinz.

Gerade der letzte Aspekt ist für die aktuelle Akademikergeneration wichtig. Wenig verwunderlich ist daher, dass Studierende bereit sind, zu verzichten, wenn es um den Kampf gegen den Klimawandel geht: Technische Geräte und Bekleidung wollen sie länger verwenden (80 Prozent), sich bei der Nutzung von Strom und Wasser (72 Prozent), Fleischkonsum (66 Prozent), und Fernreisen (50 Prozent) stärker einschränken.

Grundsätzlich sind Studentinnen eher zum Verzicht bereit als ihre männlichen Kommilitonen – mit einer Ausnahme: Auf lange Urlaubsreisen können Männer (53 Prozent) eher verzichten als Frauen (48 Prozent). Aber sowohl bei der längeren Verwendung von Kleidung und Geräten – hier sagen 85 Prozent der Frauen und 75 Prozent der Männer, dass sie diese länger nutzen und tragen wollen – als auch beim Thema Strom und Wasser sparen – hier sagen 76 Prozent der Frauen und 69 Prozent der Männer, dass sie sparsamer sein wollen – sind Studentinnen eher gewillt, zu verzichten. Besonders deutlich wird dies beim Fleischkonsum: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) aller Frauen wollen weniger Steak, Hackfleisch und Co. essen. Bei den Männern ist dazu nur etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) bereit.

Hinz: „In sehr vielen Bereichen sind Studierende bereit, ihre Gewohnheiten zu verändern, wenn es einem großen Ziel dient – in diesem Fall, den Klimawandel aufzuhalten. Das ist beeindruckend und ein Zeichen, dass sich die angehenden Akademiker der Herausforderungen, die auf sie warten, bewusst sind – und diesen mit eigenem Einsatz begegnen.“ 

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