In Ökosystemen bringen unterschiedliche Marktteilnehmer unterschiedliches Wissen zum Vorteil des Verbrauchers ein.
Bei diesen Zusammenschlüssen bringen unterschiedliche Marktteilnehmer unterschiedliches Wissen zusammen, zum Vorteil des Verbrauchers. So entstehen Ökosysteme, in denen verschiedene Anbieter zusammenarbeiten, häufig über digitale Plattformen. Auf diesen erhält der Endkunde über eine gemeinsame Schnittstelle Zugang zu einer Vielzahl an Produkten und Dienstleistungen. Dabei könnte das Smart-Meter-Gateway (SMGW) – eine sichere, zentrale Informationsschnittstelle zwischen Energieversorger und Verbraucher – zum Türöffner dieser neuen Plattformwirtschaft avancieren.
Vertrauen ist Kapital
Bekannte und erfolgreiche Internetplattformen haben sich vom Vertreiber einzelner Produktgruppen zum weltweiten Marktplatz für alle möglichen Waren entwickelt. Außerdem sind zahlreiche Fremdverkäufer angedockt.
Ähnlich gedachte Ökosysteme könnten auch Stadtwerke und Versorger aufbauen – wenngleich weniger global. Doch gerade die regionale Verwurzelung bietet einen Wettbewerbsvorteil. Dort, wo Vertrauen Voraussetzung für die Geschäftsentwicklung ist, haben Stadtwerke ein Ass im Ärmel.
Im digitalen Zeitalter haben Stadtwerke eine komfortable Marktstellung, denn sie verfügen über den Endkundenzugang und damit über dessen Daten.
Das Umdenken in Richtung Plattformbetreiber ist notwendig, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die Plattform, die als erstes Angebot und Nachfrage intelligent und komfortabel zusammenbringt, beherrscht bald das Marktsegment. Im digitalen Zeitalter geht es dabei mehr denn je um Daten. Hier haben Stadtwerke eine komfortable Marktstellung, denn sie verfügen über den Endkundenzugang und damit über dessen Daten.
Diese Daten sind interessant für Gerätehersteller, Wohnungswirtschaft, Effizienzberater, Versicherungen und – nicht zu vergessen – die Verbraucher selbst. Wie die EY Stadtwerkestudie 2019 bestätigt, stehen diese Daten keineswegs zum freien Verkauf: Keines der befragten 172 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz plant eine Datenvermarktung an Dritte. Vielmehr geht es um kombinierte Lieferung und Messung, Energieautarkie, Bündelablesungen und variable Tarife.
Wachstumschancen nutzen
Das Verweben der Sektoren begreifen die in der EY Stadtwerkestudie 2019 befragten Entscheider vor allem als Chance:
- Die größten Synergiepotenziale sehen die Unternehmen in der Annäherung an die Wohnungswirtschaft, den Technologie- und den Telekommunikations-Sektor.
- Chancen bieten vor allem die dezentrale Stromerzeugung, Smart Metering und Elektromobilität.
- Stadtwerke und Energieversorger sehen sich zukünftig als umfassende Plattformbetreiber im Betrieb von Smart Meter Gateways, der Ladeinfrastruktur oder im Gebäudemanagement.
- Sie erkennen weitere Entwicklungspotenziale in Bereichen wie Telekommunikation, Quartierskonzepte sowie in Smart-Home- und Smart-Metering-Ansätzen.
- Zahlreiche neue Geschäftsmodelle spiegeln die gute Stimmung in der Energiewirtschaft und die Entwicklung zur Wachstumsbranche wieder.
Wer sich nicht bewegt, verliert
Digitalisierung und Sektorkonvergenz bergen jedoch auch Risiken. Die Umbrüche erfolgen enorm schnell. Daher gehen etwa rund drei Viertel der Befragten davon aus, dass Smart-City-Ansätze nur in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern erfolgreich umgesetzt werden können. Gleichzeitig scheut die Mehrheit der Befragten aber noch den Schritt in neue Geschäftsfelder jenseits der Energieversorgung.
Das ist bedenklich, denn das Umfeld steht nicht still: Es ist zu erwarten, dass sich künftig noch mehr Marktakteure aus anderen Branchen in der Energiewirtschaft engagieren und den Druck auf die Etablierten erhöhen. Die erhoffte Chance kann zum Risiko werden, wenn die Energieversorger selbst das Risiko scheuen.
Fazit
Die Stadtwerke sollten nicht die Chancen verpassen, die ihnen der immer schnellere Wandel bietet. Kooperationen und eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur können ihnen helfen, zum agilen und digitalen Plattformunternehmen zu werden.