2 Minuten Lesezeit 18 August 2020
Eine Frau bedient ein Smart-Home-Panel.

Wie die Wärmewende gelingen kann

Autoren
Metin Fidan

Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Sieht in der Dekarbonisierung, Digitalisierung, in der Dezentralisierung sowie in der Konvergenz vor allem Chancen für die Energiewirtschaft. Wandel ist für ihn eine Gestaltungsaufgabe.

Philipp Rubner

Partner Assurance, Climate Change & Sustainability Services, EY GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Sieht viel Potenzial für Unternehmen in ESG-Aligned Business Models und Green Infrastructure; genießt die Freizeit mit seiner Familie am Strand von Sankt Peter-Ording und ist passionierter Kitesurfer

2 Minuten Lesezeit 18 August 2020

Im Zuge der Professionalisierung ihres Heizungsmanagements können Stadtwerke zum Vorreiter der energetischen Sanierung werden.

Auch im Wärmemarkt sind auf digitalen Daten basierende Plattformgeschäfte für die Wohnungswirtschaft denkbar. Stadtwerke sind prädestiniert, die Betreiber dieser Plattformen zu sein. In der EY & BDEW Stadtwerkestudie 2020 gehört die Wärme zu den Top-3-Kandidaten für neue Synergiepotenziale.

Wohnungsverwaltungsgesellschaften stehen zunehmend vor der Herausforderung, ihr Heizungsmanagement zu professionalisieren. Zum einen sind viele Heizungsanlagen modernisierungsbedürftig und verursachen hohe Energiekosten. Zum anderen sind bei Störungen der Energieanlagen in Wohnobjekten Heizungsmonteure aufgrund der hohen Nachfrage immer schwerer zu bekommen.

Gleichzeitig drängen neue Anbieter auf den Markt. So entwickeln Start-ups neue digitale Lösungen durch moderne, herstellerunabhängige Mess- und Analysesoftware. Diese kann die Wartungsprozesse und -dokumentation durch Digitalisierung vereinfachen und drohende Störungen vorhersagen („Predictive maintenance), damit das Management vieler unterschiedlicher Heizungsanlagen in einem Objektportfolio deutlich effizienter wird. Außerdem werden vermehrt Energieberater als neutrale Fachleute bei der Entscheidung über Sanierungskonzepte und der Beantragung entsprechender Fördermittel hinzugezogen.

Plattformen für Wärme-Services

Wie die Studie zeigt, gibt es bei der Wärme immer mehr unterschiedliche Anbieter und Nachfrager. Diese könnten auf einer Plattform viele verschiedene Anwendungsfälle effizient organisieren und abwickeln. So könnte eine Wohnungsverwaltungsgesellschaft beispielsweise die Sanierung von Heizungsanlagen oder Verträge über „Predictive Maintenance“ in einem einfachen, sehr nutzerfreundlichen Prozess auf der Plattform ausschreiben. Dabei würden alle notwendigen Informationen bereitgestellt, sodass Heizungsbetriebe ihre Angebote effizient zusammenstellen könnten. Für die Anbieter ist es zudem einfach, Komplettlösungen auf der Plattform zu organisieren. Das können die passenden Mess- und Analysesoftware-Lizenzen sein oder die Suche nach einem Energieberater vor Ort inklusive darauf folgender Beauftragung. Zudem können die Stadtwerke ihre eigenen Wärmeleistungen anbieten („Contracting).

Zusätzliche Nachfrage treibt zusätzliches Angebot und umgekehrt, sodass die Plattform über Netzwerkeffekte schnell wachsen kann.

Als Betreiber dieser Plattformen sind Stadtwerke geradezu ideal. Sie verfügen über technisches und kommerzielles Know-how im Wärmemarkt und etablierte Kundenbeziehungen zur Wohnungswirtschaft. Diese können anfangs helfen, Nachfrage auf der Plattform zu erzeugen, um zügig ein entsprechendes Angebot von Heizungsbauern, Smart Maintenance-Software, Energieberatern und anderen Leistungen aufzubauen. Zusätzliche Nachfrage treibt zusätzliches Angebot und umgekehrt, sodass die Plattform über Netzwerkeffekte schnell wachsen kann (Skalierung).

Vorreiter der energetischen Sanierung

Neben einer reinen Vermittlerrolle besteht für ein Stadtwerk die strategische Option, selber kostengünstige, herstellerunabhängige Mess- und Analysesoftware anzubieten. Auf diese Weise könnte das Stadtwerk einen kontinuierlichen Datenstrom von Wärmedaten seiner Kunden generieren und – bei Zustimmung des Kunden – selbst oder über Anbieter auf der Plattform weitere Angebote machen. Damit würde das Stadtwerk zum Vorreiter und Koordinator der energetischen Sanierung und anderer Bereiche. Die Wärmewende bietet noch etliche, nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten.

Fazit

In der EY & BDEW Stadtwerkestudie 2020 gehört der Wärmemarkt zu den Top-3-Kandidaten für neue Synergiepotenziale. Dennoch bietet die Wärm enoch etliche nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten. Als Betreiber von Plattformen für Wärme-Services könnten Stadtwerke zum Vorreiter und Koordinator der energetischen Sanierung werden.

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Metin Fidan

Partner, Europe West Green Transformation Leader and Europe West Mining & Metals Leader, EY Consulting GmbH | Deutschland

Sieht in der Dekarbonisierung, Digitalisierung, in der Dezentralisierung sowie in der Konvergenz vor allem Chancen für die Energiewirtschaft. Wandel ist für ihn eine Gestaltungsaufgabe.

Philipp Rubner

Partner Assurance, Climate Change & Sustainability Services, EY GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft | Deutschland

Sieht viel Potenzial für Unternehmen in ESG-Aligned Business Models und Green Infrastructure; genießt die Freizeit mit seiner Familie am Strand von Sankt Peter-Ording und ist passionierter Kitesurfer