Klar ist: Ein enges Zusammenspiel mit den Kommunen führt die Stadtwerke zu neuen Geschäftsfeldern, schafft Wertschöpfung in der Region – und steigert das Tempo beim Klimaschutz für alle.
Chancen durch Zusammenarbeit von Kommunen und Stadtwerken
Die 19. Auflage dieser Studie trägt den Titel „Zusammen in die Zukunft. Wie Stadtwerke und Kommunen gemeinsam klimaneutral und erfolgreich werden können“. Dafür haben EY und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit Geschäftsführern und Vorständen von 100 Stadtwerken und regionalen Energieversorgern in ganz Deutschland gesprochen. Der Schwerpunkt der durchschnittlich 50 Minuten dauernden Gespräche lag auf Versorgern kleiner und mittelgroßer Gebiete. Mehr als die Hälfte der Antwortenden versorgen Kommunen mit weniger als 50.000 Einwohnern.
Klar ist: Ein enges Zusammenspiel von Kommunen und Stadtwerken im Rahmen der Dekarbonisierungsmaßnahmen führt die Stadtwerke zu neuen Geschäftsfeldern, sorgt für mehr Wertschöpfung in der Region – und schafft mehr Tempo beim Klimaschutz.
Wärmewende durch Partner in der Wohnungswirtschaft
In der Wohnungswirtschaft vermuten die Energieversorgungsunternehmen die größten Geschäftspotenziale, ihre Bedeutung nahm im Vergleich zu 2020 sogar noch zu. Die Wärmewende gilt für viele Kommunen als wichtigster Bereich, um ihre immer strenger vorgegebenen CO2-Einsparungsziele zu erreichen. Für Stadtwerke ist es deshalb naheliegend, Partner in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft zu finden. Auch die kommunalen Immobilienbestände werden hierfür ins Visier genommen.
Die Befragten der Studie halten vor allem Quartierskonzepte für immer wichtiger, also zusammengeschlossene Bereiche, die energetisch einheitlich bewirtschaftet werden können.
Energiewende durch erneuerbare Energien – aber kaum durch Wasserstoff
Die Photovoltaik ist und bleibt die mit Abstand wichtigste technologische Option zur Dekarbonisierung, dahinter kommt aber zudem eine technologische Landschaft in Bewegung. Auch wenn der Wasserstoff heute noch eine untergeordnete Rolle spielt, wird er bereits in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen. Der Markthochlauf und die Anwendungen sind derzeit noch am Anfang.
Sowie verschiedene Energieträger kombiniert werden, steigt die Bedeutung zusätzlicher Angebote wie Smart Metering. Neue Geschäftsmodelle rund um intelligente Zähler helfen, das Beste und Effizienteste aus der Digitalisierung herauszuholen.
Verkehrswende und ihre Infrastruktur, angetrieben von erfahrenen Profis
Bezüglich der Verkehrswende gibt es auch in der Automobilindustrie inzwischen ehrgeizige Ansagen, künftige Modellgenerationen umzustellen, weg von benzin- und dieselbetriebenen Verbrennern und hin zur Elektromobilität. Unterstützung bieten die Stadtwerke mit der Bereitstellung von Infrastruktur wie beispielsweise Ladesäulen.
Die Komplexität der Dekarbonisierung führt dazu, dass die Kommunen Partner brauchen. Und gerade hier zeigt sich eine Stärke der Stadtwerke: Sie sind durch ihre eigene Erfahrung mit lokalen Infrastrukturprojekten für solche Projekte prädestiniert. Deshalb sehen Stadtwerke viel mehr Möglichkeiten, zukünftig gemeinsam mit Kommunen zu agieren. Eine Folge: Noch mehr als 2020 glauben die Stadtwerke heute, dass sie künftig enger mit Kommunen zusammenarbeiten.
Potenziale: Projektmanagement und Wasserstoff
Die Stadtwerkestudie 2021 zeigt aber auch Bereiche mit Potenzial für Verbesserung. Zwei davon fallen exemplarisch besonders auf.
Schon im Wortlaut Sektorenkopplung steckt die Herausforderung: Verschiedene Sektoren müssen zusammenarbeiten. Das scheint vielerorts nicht immer gut zu gelingen, denn die Stadtwerke bemängeln unzureichende Interaktion und Kommunikation zwischen Kommune und Stadtwerkeunternehmen in der Projektbearbeitung sowie ein verbesserungsbedürftiges Projektmanagement. Hier könnten eine zusätzliche Professionalisierung oder auch strukturelle Veränderungen dazu führen, dass Aufgabenstellungen einer Kommune an ein Stadtwerkeunternehmen geordneter abgearbeitet werden.
Bessere Kommunikation, eine klare Definition gemeinsamer Ziele und eine engere Zusammenarbeit unter Einbeziehung aller Entscheidungsträger stehen weit oben auf der Wunschliste der Befragten – wichtige Qualitäten in einer Zeit, in der komplexe Projekte in Smart Cities immer mehr Menschen einbeziehen. Fehler und Zögern bremsen hier die Innovationsgeschwindigkeit.
Darüber hinaus ist die geringe Bedeutung von Wasserstoff im Energiebereich bemerkenswert. Während es bei großen nationalen und internationalen Energieversorgern in Ländern wie Australien, Chile oder Kanada derzeit kaum ein größeres Thema gibt, sehen die hiesigen Stadtwerke diesen Trend zu mehr Wasserstoff als wesentlichen Transformationstreiber noch nicht. Eine mögliche Erklärung: Es scheint noch schwierig zu sein, regionale und dezentrale Anwendungsfelder mit Wasserstoff zu entwickeln – obwohl gerade diese dezentrale Wasserstoffversorgung eindeutig eine regionale Wertschöpfung ermöglichen könnte.
Fazit
Die Stadtwerkestudie 2021 von EY und BDEW macht deutlich:
Nach der Digitalisierung wird die Dekarbonisierung das zweite Megathema für deutsche Kommunen. Stadtwerke sind die natürlichen Partner für die Umsetzung der Wärme-, Energie- und Verkehrswende in den Kommunen.
Die Wärmewende gilt als bedeutendster Bereich, um CO2-Einsparungsziele zu erreichen. Der Einsatz von PV-Anlagen ist für eine nachhaltige Energieerzeugung der Schlüssel. Bei der Verkehrswende steht der Aufbau von Ladeinfrastruktur im Vordergrund. Wasserstoff gewinnt an Bedeutung.
Um Tempo beim Klimaschutz zu machen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken und Kommunen nötig, doch das Projektmanagement zwischen beiden Parteien ist ausbaufähig.