Auch wenn sich manche Zahlen verschieben, bleiben die Wachstumstreiber im Hochbau in den kommenden Jahren die gleichen: Renovierungen/energetische Sanierungen, Urbanisierung und Wohnungsbau.
Treiber und Bremser bleiben die gleichen
Auch wenn sich manche Zahlen verschieben, bleiben die Wachstumstreiber im Hochbau in den kommenden Jahren die gleichen: Renovierungen/energetische Sanierungen, Urbanisierung und Wohnungsbau. Energetische Sanierungen sollen vor allem Energie einsparen beziehungsweise den Einsatz erneuerbarer Energien verstärken. Dies wird beispielsweise durch verbesserte Dämmungen oder neue Heizungsanlagen (Wärmepumpen) erreicht. Die Auflagen zur energetischen Sanierung resultieren aus den festgelegten Klimaschutzzielen, entsprechende Maßnahmen werden auch staatlich gefördert.
Dem vor allem in Großstädten gravierenden Wohnungsmangel möchte die Bundesregierung mit ihrem Vorhaben „400.000 Wohnungen jährlich“ entgegenwirken. Mit der Fertigstellung von unter 300.000 Wohnungen 2021 offenbart sich allerdings die davon entfernte Realität. Dennoch: Das ambitionierte Ziel wird Anschub geben.
Hinzu kommt der Trend zu mehr Platz für weniger Menschen: Der Pro-Kopf-Bedarf an Quadratmetern nimmt zu, die Zahl der Ein- bis Zweipersonenhaushalte ebenso. Die Nachfrage nach kleinen, aber geräumigen Wohnungen steigt seit 2020 um jährlich 1 Prozent an.
Bremswirkung auf das Wachstum erzeugen nach wie vor die gleichen Themen, mittlerweile sind viele jedoch noch stärker ausgeprägt. Auch hier sind die Folgen der gesamtwirtschaftlichen Situation spürbar: Schon während der Pandemie verschlimmerten sich Störungen in internationalen Lieferketten und der Zugang zu einigen Rohstoffen, jetzt wird sich die Verfügbarkeit vor allem von Holz und Stahl mutmaßlich zunehmend verschärfen. Und auch der Fachkräftemangel spitzt sich auf den Baustellen weiter zu.
Zusätzlich gehen Mieten und Kaufpreise sowohl in Ballungszentren als auch in deren Peripherie in die Höhe: Seit 2013 hat sich das Preisniveau pro Quadratmeter in Deutschland mehr als verdoppelt und lag im vergangenen Jahr erstmals bei mehr als 4.000 Euro.
Preise für Shopping-Center und Businesshotels fallen
Parallel zur aktuellen Unsicherheit vollzieht sich ein Umbruch, den die Pandemie ausgelöst hat – nicht allein in Bezug auf strukturelle Anpassungen von Büroräumen, auch andere Bedarfe haben sich verschoben. Der stark zugenommene Online-Handel hat die Nachfrage nach Logistikimmobilien in guter Lage erhöht – und damit auch deren Preise. 77 Prozent der Befragten des EY Real Estate Trendbarometers 2022 schätzen hier die weitere Preisentwicklung als hoch ein. Gleichermaßen nehmen 85 Prozent an, dass die Preise für Shopping-Center und Businesshotels fallen werden – Videokonferenzen haben viele Geschäftsreisen ersetzt.
Es wird in den kommenden Jahren einige Verschiebungen geben, das spiegelt sich auch in der Hochbauprognose 2022 wider. Auch wenn sie unter den noch nicht absehbaren Folgen der aktuellen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Situation mit großer Zurückhaltung zu sehen ist, darf auf sie auch mit ein wenig Zuversicht geblickt werden. Denn eines ist so gut wie in Stein gemeißelt: So schnell ist der Hochbau nicht umzuwerfen.
Fazit
In unsicheren Zeiten sind Vorhersagen zwar schwer, werden aber dennoch gebraucht. Die „Hochbauprognose 2022“ von EY liefert Erkenntnisse und Entwicklungen mit Rück- und Ausblick auf die Branche. Die erlebt nach zwei Jahren Pandemie einige Umbrüche und spürt die Folgen des Ukraine-Krieges sowie der globalen Lieferkettenprobleme – das ganze Ausmaß ist noch offen. Dennoch geben alte Treiber nach wie vor Schubkraft: der Wohnbau und Renovierungen zum Beispiel.