Wenn unsere persönlichen Daten bares Geld wert sind, wird Privatsphäre dann zu einem Luxusgut der Reichen?

Von Robert Holston

EY Global Consumer Industries Advisory Leader

Unlocking differentiated value for consumer-facing companies navigating an increasingly complex, connected digital world. Inclusive leader, high-performing team champion. Ironman triathlete. Foodie.

2 Minuten Lesezeit 16 Mai 2018

In Zukunft werden Kunden stärker mitentscheiden, wie Unternehmen ihre persönlichen Daten zur Wertschöpfung nutzen.

Was erwarten Kunden im Gegenzug dafür, dass sie Unternehmen ihre Daten zur Verfügung stellen? Die Antwort vieler Kunden heißt bisher oft: nicht viel. Für die kostenlose Nutzung einer lustigen App oder einer nützlichen Plattform geben viele ihre persönlichen Daten bereitwillig her. Unternehmen können dann mit diesen Daten Gewinn generieren. Wann wird sich das ändern?

Einige spektakuläre Datenskandale der jüngeren Vergangenheit haben bereits zu einem Umdenken geführt. Aus Datenschutzgründen überlegen sich mittlerweile immer mehr Verbraucher, ob sie mehr von ihren persönlichen Daten preisgeben als das Allernötigste. Was bedeutet es für Unternehmen, wenn sich die Einstellung der Kunden nachhaltig verändert?

Was passiert, wenn Kunden plötzlich eine größere Gegenleistung dafür einfordern, dass Unternehmen aus ihren Daten Gewinn ziehen?

Für Unternehmen könnte dies eine Chance sein. Sie könnten auf diese Forderung mit besserem Service und individuellen Nutzungsbedingungen reagieren – und das alles mit großer Transparenz zwischen Unternehmen und Kunden.

Wenn es darum geht, die Daten zu Einstellungen und Kaufverhalten eines Individuums zu Geld zu machen, kann die Blockchain-Technologie eine sichere Plattform bieten. Wie viel würde Ihre Bank, der Supermarkt an der Ecke oder der Arzt Ihres Vertrauens dafür zahlen, zu erfahren, wie er Sie als Kunden gewinnen oder halten kann?

Je besser die Menschen den finanziellen Wert ihrer persönlichen Daten verstehen, desto bewusster können sie entscheiden, welche Daten sie mit wem teilen.

Wenn aber diejenigen, die nicht bereit dazu sind, ihre Daten preiszugeben, für einen Service bezahlen müssen, den andere kostenlos nutzen, könnten sich vielleicht nur noch Besserverdiener den Schutz ihrer Daten leisten. Die eigene Privatsphäre würde damit zum teuersten Luxusgut überhaupt werden.

Entsteht gerade ein völlig neues Konzept unserer Privatsphäre? Welche Chancen und Risiken birgt diese Entwicklung? Dies sind nur einige der tiefgehenden und potenziell spaltenden Zukunftsfragen, denen wir uns im Rahmen unseres Programms FutureConsumer.Now widmen.

Interessieren sich Verbraucher überhaupt dafür, was mit ihren persönlichen Daten geschieht, solange sie selbst von der Preisgabe ihrer Daten profitieren?

In dem Zukunftsmodell, das wir entworfen haben, sind sich die Verbraucher dank neuer Technologien des Werts ihrer Daten stärker bewusst und können diesen Wert auch gezielter einsetzen. Ihre Beziehung zu Marken sowie zur Medien- und Unterhaltungsbranche würde sich grundlegend verändern: Verbraucher wären dann nicht länger nur Konsumenten medialer Inhalte, sondern würden selbst wertvollen Content schaffen.

In einem anderen Zukunftsmodell aus unserer Londoner Ideenschmiede haben Daten und Einfluss die Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen grundlegend verändert. Die Idee: Es wurde mit beiden Elementen gehandelt – und um diesen Handel zu fördern, wurden Anreize geschaffen und Gegenleistungen geboten. Verantwortlich für die Steuerung und Kontrolle dieses Datenaustauschs waren sogenannte KI-Vertraute – eine intelligente Weiterentwicklung der sprachgesteuerten Assistenten, die viele Verbraucher heute schon in der Küche stehen haben. In dem Modell stellen sich die KI-Assistenten irgendwann so gut auf die Bedürfnisse ihrer „Besitzer“ ein, dass sie intuitiv entscheiden, welche Daten sie wann und mit wem teilen. Dafür erhielten sie einen Gegenwert im Sinne ihres Besitzers.

Fazit

Verbraucher verstehen heute immer besser, wie Unternehmen ihre persönlichen Daten sammeln und nutzen. Dadurch verändert sich ihre Einstellung: Sie entscheiden bewusster, welche Daten sie weitergeben, und fordern eine Gegenleistung dafür.

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Von Robert Holston

EY Global Consumer Industries Advisory Leader

Unlocking differentiated value for consumer-facing companies navigating an increasingly complex, connected digital world. Inclusive leader, high-performing team champion. Ironman triathlete. Foodie.