Pressemitteilung

9 August 2022 Stuttgart, DE

Den Krisen zum Trotz: Deutschlands Studierende blicken positiv in ihre berufliche Zukunft

Stuttgart, 09.08. 2022. Die Corona-Pandemie ist noch immer nicht überstanden, während bereits die nächste Krise mit globalen Auswirkungen tobt. Trotzdem blickt die Mehrheit der Studierenden optimistisch in ihre berufliche Zukunft.

Weitere Materialien

  • Großteil der Studierenden sagt, dass sich ihre Berufsaussichten in den vergangenen zwölf Monaten sogar verbessert haben
  • Aber: Unzufriedenheit mit persönlicher Situation bei Studentinnen und Studenten auf Rekordniveau
  • Sorgen bei Berufseinsteigern wegen internationaler Krisen und Ressourcenverknappung nehmen zu
  • Gehaltserwartungen steigen deutlich

Die Corona-Pandemie ist noch immer nicht überstanden, während bereits die nächste Krise mit globalen Auswirkungen tobt. Trotzdem blickt die Mehrheit der Studierenden optimistisch in ihre berufliche Zukunft. So geht der Großteil der Studentinnen und Studenten in Deutschland davon aus, nach dem Abschluss schnell einen passenden Job zu finden. Jeweils 44 Prozent der Befragten sagen, dass sie dies sicher glauben, beziehungsweise dies eher glauben. Nur etwas mehr als jeder Zehnte (zwölf Prozent) fürchtet dagegen keine Stelle zu finden, die die eigenen Erwartungen erfüllt und zu den erlernten Qualifikationen passt.

Innerhalb der vergangenen zwölf Monate haben sich die Aussichten auf einen Berufseinstieg bei fast der Hälfte der Befragten entweder deutlich (14 Prozent) oder zumindest etwas verbessert (32 Prozent). 40 Prozent sagen, dass sie gleichgeblieben sind. Nur 14 Prozent der Studentinnen und Studenten gaben an, dass sich die Aussichten in ihren Augen verschlechtert haben.

Alles gut also aus Sicht der Studierenden? Nicht ganz. Aktuell ist nur knapp jede oder jeder Fünfte (19 Prozent) sehr zufrieden mit der persönlichen Situation. Bei den Studentinnen sind es mit 17 Prozent etwas weniger als bei den Studenten mit 21 Prozent. Im Jahr 2018 – also vor der Pandemie – war noch jeder dritte Studierende uneingeschränkt zufrieden. Gleichzeitig nahm der Anteil der Studierenden, die unzufrieden mit ihrer persönlichen Situation sind, zu – von 12 Prozent im Jahr 2018 auf 21 Prozent im Jahr 2020. In diesem Jahr ist er ebenso hoch. Studentinnen sagten dies häufiger (20 Prozent) als ihre männlichen Kommilitonen (16 Prozent).

Das sind Ergebnisse einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Studie wurden mehr als 2.000 Studentinnen und Studenten befragt.

Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Personal und Arbeitsdirektor bei EY: „Die Zufriedenheit vieler Studierender mit ihrem Leben hat unter der Pandemie gelitten. Sie hat sich offensichtlich auf einem Level eingepegelt, das spürbar niedriger ist als vor der Pandemie. Immerhin hat der Optimismus in Bezug auf den Arbeitsmarkt unter der zunehmenden Krisenstimmung offenbar nicht gelitten. Denn auf dem Arbeitsmarkt sind die Chancen für qualifizierte und motivierte Berufseinsteiger tatsächlich so gut wie lange nicht mehr – und das in fast jeder Branche.“

Studierende der Medizin am optimistischsten – und mit den höchsten Gehaltswünschen

Am optimistischsten sind die angehenden Medizinerinnen und Mediziner: Fast zwei Drittel (64 Prozent) sagen, dass sie nach dem Studium schnell einen Job finden werden. Bei den Studierenden der Ingenieurswissenschaften und der Informatik ist es mehr als die Hälfte (53 Prozent). Deutlich weniger optimistisch sind dagegen angehende Kultur- (25 Prozent), Geistes- (28 Prozent) und Naturwissenschaftler (29 Prozent), wenn es um ihren Berufseinstieg geht. In allen Fachrichtungen überwiegt aber der Anteil derer, die sagen, dass sich ihre Berufsaussichten innerhalb der vergangenen zwölf Monate verbessert haben.

Die angehenden Ärztinnen und Ärzte sind es auch, die mit 54.200 Euro das höchste Durchschnittsgehalt nach dem Berufseinstieg erwarten. 20.000 Euro weniger sind es bei den Geisteswissenschaftlern, die mit dem niedrigsten Einstiegsgehalt rechnen. Der Mittelwert beim erwarteten Einstiegsgehalt aller Studierenden liegt bei 43.600 Euro – das sind 5.700 Euro mehr als in der letzten Befragung (2018) vor der Corona-Pandemie. 2020 waren es mit 40.500 Euro noch 3.100 Euro weniger als in diesem Jahr. West und Ost liegen weiter deutlich auseinander: Der Durchschnitt im Westen beträgt 44.500 Euro, in den östlichen Bundesländern sind es mit 37.800 Euro fast 7000 Euro weniger. Auch zwischen Frauen und Männern gibt es deutliche Unterschiede. So erwarten Studentinnen im Schnitt ein Einstiegsgehalt von 41.800 Euro, ihre männlichen Kommilitonen hingegen rechnen durchschnittlich mit 3.600 Euro mehr pro Jahr.

Hinz: „Die Studierenden stehen vor dem Eintritt in einen Arbeitsmarkt, der zum Teil händeringend nach Fachkräften sucht, und rechnen sich daher gute Chancen für den Berufseinstieg aus. Sie kennen ihren Wert und schrauben ihre Erwartungen entsprechend hoch. Außerdem wissen auch sie um die Folgen, falls die Inflation noch länger anhalten sollte. Fest steht aber auch: Das Gehalt ist nur ein Punkt, auf den Studierende bei ihrem zukünftigen Arbeitgeber achten. Andere Faktoren gewinnen ebenfalls an Bedeutung.“

Berufseinsteiger erwarten gutes Gehalt, Jobsicherheit wichtig – verliert aber an Bedeutung

Während das künftige Gehalt eine anhaltend große Rolle für Studierende spielt, spielt – für 53 Prozent ist das Gehalt einer der fünf wichtigsten Faktoren bei der Arbeitgeberwahl – verliert der Faktor Jobsicherheit an Bedeutung (52 Prozent gegenüber 67 Prozent im Jahr 2020). Anders die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben: Vor zwei Jahren nannten noch 39 Prozent der Befragten die Work-Life-Balance als einen der fünf wichtigsten Faktoren; in diesem Jahr sind es 51 Prozent. Letzteres ist allerdings vor allem Studentinnen wichtig: 63 Prozent der befragten Frauen gab dies an, bei den Männern waren es dagegen nur 39 Prozent. „Diese Verschiebungen zeigen deutlich: Studierende nehmen sehr genau wahr, dass sich der Arbeitsmarkt immer stärker zu ihren Gunsten dreht“, so Hinz.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Privatleben und Beruf ist Studierenden wichtig – und Privates hat Priorität: Familie (68 Prozent), Freunde und das soziale Umfeld (62 Prozent) und Freizeit und Sport (45 Prozent) sind den Befragten deutlich wichtiger als beruflicher Aufstieg (33 Prozent) oder ein hoher Lebensstandard (32 Prozent). Für Männer ist dabei die Karriere entscheidender als für Frauen: 36 Prozent der männlichen Studierenden bezeichnen Erfolg im Job als wichtig, bei den weiblichen Befragten sind es 29 Prozent.

Um nach dem Studium direkt in den Traumjob zu starten, verlassen sich Studierende auf Praktika und Berufserfahrung (91 Prozent), Kontakte (80 Prozent) und gute Noten (72 Prozent). Ehrenamtliches Engagement (48 Prozent) und Auslandserfahrung (49 Prozent) hält nur knapp jeder zweite Befragte für wichtige Karriere-Kriterien.

Internationale Konflikte und Ressourcenverknappung rücken in den Fokus

Die wichtigsten Themen für Studierende sind weiter Umweltschutz (85 Prozent, minus 2 Punkte im Vergleich zu 2020), Menschenrechte (89 Prozent, minus 4 Punkte). Einen besonders starken Bedeutungsschub erfuhren aber die Themen internationale Krisen und Kriege (87 Prozent, plus 9 Punkte) und Ressourcenverknappung (84 Prozent, plus 16 Punkte). Hinz: „Studierende befinden sich in einer entscheidenden, aber auch schwierigen Phase der Emanzipation. Für viele bedeutet der Schritt ins Studium eine Loslösung vom Elternhaus, die Überprüfung der eigenen Werte und damit verbunden auch die Loslösung von Altem durch neue Ideen. Dies alles passiert in der zumeist als geschütztem Ort wahrgenommenen Hochschule. Zugleich gibt es außerhalb dieses sicheren Bereichs globale Ereignisse, Konflikte und Probleme, deren Lösung nicht einfach ist – und zwar in einer Zahl und einer Abfolge, wie wir sie vor Jahren noch für unmöglich hielten: Die Bewältigung der Folgen des Klimawandels, der Umgang mit der Coronapandemie oder die plötzlich durch den Ukrainekrieg nicht mehr so klar bestehende Welt- und Werteordnung mit freiem Handel, Demokratie und Diplomatie, beschäftigt Studierende enorm. Unsere aktuelle Befragung zeigt aber, dass die Mehrheit der Studierenden dieser so genannten ,Quarterlife Crisis‘ immer bewusster und mit Optimismus begegnet“.

- Ende -

 
EY im Überblick

EY ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen. In der Steuerberatung ist EY deutscher Marktführer. EY beschäftigt rund 11.500 Mitarbeiter an 20 Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Gesamtumsatz von 2,1 Milliarden Euro. Gemeinsam mit den rund 312.000 Mitarbeitenden der internationalen EY-Organisation betreut EY Mandanten überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Strategy and Transactions, Consulting und Immobilienberatung.