5 Minuten Lesezeit 10 Jan. 2023
winding road mountain valley

EY Bankenbarometer 2023 - Wendepunkte

Autoren
Patrick Schwaller

Managing Partner Audit Financial Services | Switzerland

Reliable and trusted business partner. Gets things done. Pragmatic. Enjoys mountaineering.

Olaf Toepfer

Banking & Capital Markets Leader | Switzerland

Transformation leader. Passionate about shaping the banking industry of tomorrow. Father of three kids.

Isabelle Staiger

Partner, People and Workforce | Switzerland

Guides companies through business transformations with a focus on leadership and employees - corporate culture, DE&I, leadership and change management.

5 Minuten Lesezeit 10 Jan. 2023

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Die Banken zeigen sich trotz eines turbulenten Geschäftsjahres 2022 resilient. Und stehen nun an einem Wendepunkt. Aufgrund der Zinswende rechnen die Banken längerfristig mit höheren Margen – und blicken somit optimistisch in die Zukunft. Das zeigt das Bankenbarometer 2023. 

Überblick:
  • Der Krieg in der Ukraine, hohe Energiepreise, Probleme bei Lieferketten, der Anstieg der Inflation sowie die damit einhergehenden Zinsanhebungen haben die Banken 2022 stark beschäftigt.
  • Trotz zahlreicher Herausforderungen zeigen sich die Banken weiterhin sehr resilient.
  • Angesichts der unsicheren Lage liegt der Fokus 2023 auf Kosteneffizienz, Talentmanagement sowie Nachhaltigkeit.

Die Banken in der Schweiz erleben eine Zeit der Wendepunkte und stehen neuen Herausforderungen gegenüber. Das Jahr 2022 war geprägt von Unsicherheiten, welche die Geopolitik und die Weltwirtschaft bestimmten. Der Optimismus, mit dem die Schweizer Banken nach dem fantastischen Geschäftsjahr 2021 in das neue Kalenderjahr starteten, wurde durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine jäh gebremst. Die damit verbundenen direkten und indirekten Folgewirkungen stellen Wendepunkte in vielerlei Hinsicht dar, welche die künftige Entwicklung bestimmen werden. Für die Banken steht insbesondere die vollzogene Zinswende im Vordergrund.

Vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten erstaunt die Verschiebung vom Wachstumsfokus zu Kostendisziplin und Effizienzsteigerung nicht wirklich.
Patrick Schwaller
Managing Partner Audit Financial Services | Switzerland
  • This is apparent from the EY Banking Barometer 2023.

    Für das Bankenbarometer wurden im November 2022 insgesamt 100 Banken in der Schweiz befragt. Zu den befragten Instituten gehören Privatbanken, Auslandsbanken, Regionalbanken und Kantonalbanken. Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY in der Schweiz präsentiert die Studie in diesem Jahr zum 13. Mal.

Winding road in mountain valley at sunset in autumn. Aerial view of asphalt road in Passo Giau. Dolomites, Italy. Top view of roadway, mountains, meadows with orange grass, blue sky and gold sunlight

Laden Sie den EY Bankenbarometer 2023 hier herunter:

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Banken beweisen Resilienz und zeigen sich optimistisch

Resilienz, sprich die Fähigkeit, auf Krisen reagieren zu können und diese sogar als Chance zu nutzen, haben die Banken in der Schweiz durchaus bewiesen. So erkennen gemäss dem neusten EY Bankenbarometer rund drei Viertel der befragten Banken durchaus positive Entwicklungen im operativen Ergebnis für das soeben abgeschlossene Geschäftsjahr 2022.

Wachstum

78%

der Banken weisen ein Wachstum des operativen Geschäfts aus.

Die aktuellen makroökonomischen Entwicklungen bergen zwar Unsicherheiten über die Entwicklung der Wirtschaft, und die höheren Zinsen erhöhen das Risiko von Kreditausfällen – Hypothekar- und KMU-Kredite stehen hier besonders im Fokus. Doch bringt die Zinswende den Banken vor allem auch wieder höhere Margen im wichtigen Zinsdifferenzgeschäft und kann auf lange Sicht als Rückkehr zur Normalität angesehen werden. Auch wenn er kurzfristig für die eine oder andere Korrektur sorgt. Praktisch alle befragten Banken erwarten längerfristig, dass sich ihr operatives Geschäft positiv entwickeln wird.

Ausblick 2023

98%

blicken optimistisch in die langfristige Zukunft.

In den Vorjahren haben die Wachstums- und Innovationsthemen klar dominiert und der Kostenoptimierung kam etwas weniger Bedeutung zu. Neue Marktteilnehmer mit einem dezentralen und stark digitalisierten Geschäftsmodell haben traditionelle Institute zu mehr Innovation und Wachstumsstrategien gedrängt. Aufgrund des aktuell durch sehr viel Unsicherheiten geprägte Umfeld wollen sich nun die Banken offenbar wieder stärker auf Kostensparprogramme und Effizienzsteigerungen fokussieren. Rund doppelt so viele Studienteilnehmer (36% gegenüber 19% im Vorjahr) gaben an, ihren Fokus im neuen Geschäftsjahr auf diese Themen zu legen. 

Effizienz und Kosten

36%

nehmen einen neuen Anlauf für mehr Effizienzstreben und Kostendisziplin.

Strukturwandel erfordert laufende Weiterentwicklung der Kompetenzen

Die Erwartungen und Bedürfnisse der Kunden werden als wichtigster Treiber für den Strukturwandel angesehen. In der Beratung soll stärker der Mehrwert für den Kunden im Fokus stehen. Wobei erst rund ein Viertel (26%) der befragten Banken die Ansicht stützen, dass der Wandel von der produktezentrierten hin zu einer bedürfnis- und bedarfsorientierten Beratung ein primärer Hebel für profitables Ertragswachstum darstellt.

Produkte & Dienstleistungen

26%

zielen auf eine verstärkte bedürfnis- und bedarfsorientierte Beratung ab.

Der Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit sowie nun vermehrt auch der Fachkräftemangel sind Themenbereiche, welche seit einiger Zeit weit oben auf der Traktandenliste der strategischen Führung der Banken stehen. 

Für eine nachhaltige Verbesserung der Wertschöpfung ist eine Erhöhung der Kundenzentrierung unumgänglich.
Olaf Toepfer
Banking & Capital Markets Leader | Switzerland

So geben nur gerade 5% der befragten Institute an, dass sie keine Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften hätten. Gemäss den Erkenntnissen aus der Umfrage sind es vor allem die Unternehmenskultur und die Qualität der Führung, die einen Einfluss auf die Attraktivität als Arbeitgeber und dadurch auf die Fähigkeit des Unternehmens, Mitarbeitende langfristig zu halten, haben, als rein monetäre Anreize. 

Das Thema Nachhaltigkeit hat im Schweizer Finanzsektor weiter an Relevanz gewonnen und wurde durch die verstärkte Regulierung beschleunigt.

Kriterien der Nachhaltigkeit bei der Kreditvergabe und im Anlageprozess haben an Bedeutung gewonnen. 96% der Banken geben an, Nachhaltigkeit in der Anlageberatung zu integrieren. Nur noch 4% (Vorjahr 11%) der Banken sagen, dass sie keine Nachhaltigkeitsaspekte in der Anlageberatung berücksichtigen. Trotz der anhaltenden Regulierungswelle sind im Vergleich zum Vorjahr (40%) nur noch 34% der Schweizer Banken der Auffassung, dass der Status Quo an Regularien mit Nachhaltigkeitsbezug zufriedenstellend ist. Vor dem Hintergrund der mangelnden Vergleichbarkeit sowie der unterschiedlichen Auslegung und Umsetzung von Bank zu Bank wünschen sich 66% der Banken eine weitere Konkretisierung bestehender Regularien.

Fazit

Die Ergebnisse des neusten EY Bankenbarometers zeigen: Die Banken in der Schweiz stehen neuen Herausforderungen gegenüber. Für die Banken sind zukünftig neben Zinsänderungen und Inflation, Kostensenkung, Effizienzsteigerung, bedürfnisgerechte Kundenberatung und Nachhaltigkeit wichtige Themen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. 

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Isabelle Staiger

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