Mehr als 10 Prozent der Überrenditen am Kapitalmarkt in der Chemiebranche können statistisch schon heute mit ESG-Faktoren in Zusammenhang gebracht werden.
Bei EY führen wir diese Analysen branchenübergreifend unter Verwendung umfangreicher Datensätze in den Bereichen Nachhaltigkeit, Finanzkennzahlen und Kapitalmarktinformationen durch.
Auswirkungen des ESG-Ratings am Beispiel Chemie
Um die Einflüsse an einem Beispiel zu verdeutlichen, haben wir die Multiplikatoren vieler Chemie-Unternehmen zu diversen Zeitpunkten herangezogen und sie in verschiedene ESG-Cluster unterteilt: sehr gut, gut und ausreichend beziehungsweise schlecht. Das Ergebnis: Chemie-Unternehmen mit einem sehr guten ESG-Rating erzielen die höchsten Bewertungen am Kapitalmarkt, im Durchschnitt der letzten Jahre 25 bis 50 Prozent höhere Bewertungsmultiplikatoren (EBITDA) als Unternehmen mit ausreichenden oder schlechten Ratings. Eine Investition in ESG kann sich also durchaus lohnen – auch hinsichtlich des Total Shareholder Return (TSR – Gesamtaktienrendite).

In der Grafik sind verschiedene Faktoren mittels Strukturgleichungsmodellen identifiziert, die in einem statistischen Zusammenhang zu den beobachteten Renditen am Kapitalmarkt stehen. Neben klassischen Finanzkennzahlen, die jeder erwarten würde, leistet inzwischen auch das Thema Nachhaltigkeit einen messbaren Erklärungsbeitrag: Mehr als 10 Prozent der erzielten Überrenditen aus Sicht der Anteilseigner können heute bereits statistisch mit ESG-Faktoren erklärt werden (ESG-Momentum = Veränderung des ESG-Ratings).

Transparenz als Grundlage für Verständnis
Die Quantifizierung von ESG-Faktoren und deren Auswirkungen verhelfen zu einer Transparenz, die bessere und richtige Entscheidungen herbeiführt – für jede Seite. Denn sie macht erkennbar, was sich lohnt und was weniger. So werden auch Fehlinvestitionen vermieden. ESG-Daten bieten die Möglichkeit zur Übersetzung in Finanzzahlen, die für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich sind. Unternehmen, die die Zusammenhänge zwischen ihren veröffentlichten Informationen und externen ESG-Ratings verstehen, können zudem vom wachsenden Interesse der Investoren an nachhaltigen Anlagestrategien profitieren.
Die Ratings, Standards und Frameworks in Bezug auf ESG sind noch lange nicht perfekt. Aber sie sind derzeit die einzige Arbeitsgrundlage, die zur Verfügung steht. Wie das mit verhältnismäßig neuen Ideen so ist: Die guten brauchen ihre Zeit, bis sie Brillanz entfalten. Daran wird international bereits poliert. Doch es wäre ein Fehler, dieses Ergebnis tatenlos abzuwarten. Wer die aktuelle Entwicklung unternehmerisch mitgeht, kann nicht nur bereits jetzt bessere Ergebnisse erzielen, sondern vor allem auch später Schritt halten
Fazit
Unternehmen müssen die Kriterien von ESG (Environmental, Social, Governance) vermehrt erfüllen und sich hier engagieren: Das fordern Markt, Investoren und Regulatorik in steigendem Maße. Doch die Bewertung durch ESG-Rating-Agenturen ist uneinheitlich, was ihre Wirkung schmälert und Kritik erzeugt. Die Quantifizierung und Analyse von ESG-Daten ist jedoch auch unter den gegebenen Umständen möglich und in Anbetracht der zunehmenden Relevanz sogar notwendig. Sie kann entscheidende Hilfestellung liefern, um Wertsteigerung und Total Shareholder Return zumindest in einigen Sektoren positiv zu steuern.