7 Minuten Lesezeit 1 August 2017
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Vier Faktoren, die die Akzeptanz von FinTechs bei den Verbrauchern vorantreiben

Von EY Global

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7 Minuten Lesezeit 1 August 2017

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Unsere Studie beleuchtet die Akzeptanz von FinTech-Angeboten weltweit und gibt einen Überblick über die aktivsten Märkte und beliebtesten Services.

Sie sind rasant schnell entstanden und haben sich entwickelt. Sie genießen große Akzeptanz bei Endverbrauchern und haben eine starke Marktdurchdringung erreicht. Und ihre Aussichten auf künftiges Wachstum sind gut – diese Schlagworte beschreiben die schnelle und beispiellose Entwicklung von FinTech-Unternehmen, wie der jüngste FinTech Adoption Index von EY belegt.

Unsere aktuelle Befragung von über 22.000 digital affinen Verbrauchern zeigt, dass FinTech-Unternehmen eine beeindruckende und rasante Entwicklung hingelegt haben. Mittlerweile sind sie in unterschiedlichen Formen in 20 entwickelten Ländern und Schwellenmärkten vertreten. Das zeigt: FinTechs stehen zweifelsohne an einem Wendepunkt, sie sind kein Nischenprodukt mehr.

Vier zentrale Verbraucheraspekte

1. FinTechs werden zur Massenanwendung in vielen Ländern

Inzwischen haben FinTech-Unternehmen eine beachtliche Marktdurchdringung erreicht. Drückt man es in den Begriffen der Lebenszyklustheorie und der Innovationsverbreitung aus, so haben FinTechs die Phase der „early majority“ erreicht, sie werden bereits von der frühen Mehrheit aufgeschlossener Verbraucher akzeptiert. Dass FinTechs gerade in Schwellenländern so erfolgreich sind, liegt daran, dass sie dort technologieaffine Verbraucher ansprechen, die von der Finanzbranche bislang nicht bedient worden sind. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Die Zahl der Verbraucher, die mindestens zwei FinTech-Services nutzen, beträgt 33 Prozent in 20 untersuchten Märkten.
  • Die Märkte, in denen FinTechs bereits am meisten genutzt werden, sind China (69 Prozent) und Indien (52 Prozent).
  • Die durchschnittliche Akzeptanzrate von FinTechs in den Schwellenmärkten beträgt 46 Prozent.
  • Ihre Bekanntheit wächst: Mittlerweile haben 84 Prozent der Verbraucher schon einmal von FinTech-Angeboten gehört. 2015* waren es noch 62 Prozent.

* Der Berechnung liegen Daten aus sechs Märkten zugrunde, die in der Studie aus dem Jahr 2015 untersucht wurden: Australien, Kanada, Hongkong, Singapur, USA und Großbritannien.

2. Neue Angebote und Akteure fördern die Akzeptanz.

FinTech-Unternehmen weiten ihre Dienste und Angebote kontinuierlich aus und erreichen immer mehr Verbraucher. Dabei setzen sie auf zwei Stärken: Sie versprechen den Kunden einen Mehrwert und einen neuartigen Einsatz moderner Technologie. Zudem treten neue Anbieter in den Markt ein, darunter etablierte Technologieunternehmen. Und die Politik ist dabei, neue regulatorische Rahmen zu schaffen, um den bislang undefinierten Bereich zu regulieren, in den FinTechs vorstoßen. Dadurch wird der Weg zu neuen Services frei. Die meistgenutzten FinTech-Dienste sind Geldtransfer und Bezahlservices.

  • Die Hälfte aller befragten Verbraucher hat in den letzten sechs Monaten ein solches Angebot genutzt.
  • Der am stärksten wachsende Bereich ist jener der Versicherungsdienstleistungen mit einer Akzeptanzquote von 24 Prozent über alle Märkte.
3. FinTech-Nutzer bevorzugen digitale Kanäle und Technologien, um ihr Leben zu organisieren.

Es ist nicht ganz überraschend, dass vor allem junge Menschen FinTech-Dienste nutzen. Dabei sind die jüngeren „Digital Natives“ die größte Zielgruppe. Sie haben einen wachsenden Bedarf an Finanzdienstleistungen. Gleichzeitig nehmen sie eher Angebote nicht etablierter Akteure wahr, weil sie oft keine Bindung an herkömmliche Finanzdienstleister haben.

  • Die Altersgruppen mit der häufigsten FinTech-Nutzung sind die 25- bis 34-Jährigen (48 Prozent) und die 35- bis 44-Jährigen (41 Prozent)
  • 26 Prozent mehr FinTech-Kunden als Nicht-Kunden sagen, dass sie digitale Kanäle nutzen, um ihr Leben zu organisieren.
  • „Super-User“ von FinTech-Angeboten (die 5 und mehr FinTech-Dienste nutzen) sind 13 Prozent aller Verbraucher
4. Der Gebrauch von FinTech-Diensten wird weiter wachsen.

Die Akzeptanz für FinTech-Produkte und Dienste wird in allen betrachteten Märkten voraussichtlich weiter zunehmen. Erwartet wird, dass die Akzeptanzrate weltweit auf 52 Prozent steigt, da sich immer mehr Nichtkunden für FinTech-Lösungen entscheiden.

  • Märkte, in denen die Nutzung am deutlichsten zunehmen wird: Südafrika, Mexiko und Singapur
  • Angebote, für die voraussichtlich die Nachfrage am deutlichsten steigen wird: Kreditaufnahme und Finanzplanung

Die beliebtesten FinTech-Dienste

Anzahl der digital aktiven Nutzer pro Produkt in Prozent:

Geldtransfer und Bezahlservices: 50 Prozent

  • Online-Devisenhandel
  • Bezahlung per Kryptowährung
  • Auslandsüberweisungen
  • Direktbanken ohne physische Filialen
  • Überweisungen via Nichtbanken
  • Bezahlung per Smartphone

Versicherungen: 24 Prozent

  • Telematik-Tarife bei Kfz-Versicherungen
  • Vergleichsportale für Versicherungsprämien
  • Leistungsbezogene Krankenversicherung

Spar- und Investmentprodukte: 20 Prozent

  • P2P-Plattformen für hochverzinsliche Anlagen
  • Investments in Eigenkapital-Crowdfunding-Plattformen und Crowdfunding-Plattformen mit Gewinnbeteiligung
  • Online-Vermögensberatung und Vermögensverwaltung
  • Online-Wertpapierhandel
  • Das Ausnutzen von Spreads

Kreditaufnahme: 10 Prozent

  • über P2P-Kreditplattformen
  • über Online-Kurzzeitkredite

Finanzplanung: 10 Prozent

  • Online-Haushaltsbücher und Finanzplanungstools

FinTech-Akzeptanz in Zahlen

  • 33 Prozent – so hoch ist die durchschnittliche FinTech-Akzeptanzrate weltweit (zum Vergleich: im Jahr 2015 waren es 16 Prozent).*
  • 46 Prozent ist die durchschnittliche FinTech-Akzeptanzrate in den Schwellenländern (Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika).
  • 84 Prozent der Verbraucher haben schon einmal von FinTech gehört (zum Vergleich: 62 Prozent im Jahr 2015).*
  • Auf 55 Prozent wird die zukünftige Akzeptanzrate von FinTech-Geldtransfers und -Bezahlservices geschätzt (zum Vergleich: noch 2017 glaubte man an 50 Prozent).
  • 64 Prozent der FinTech-Kunden nutzen digitale Kanäle in allen Bereichen der Lebensführung. Von den Nichtkunden nutzen nur 38 Prozent digitale Kanäle.
  • 13 Prozent der Verbraucher sind sogenannte Super-User, die regelmäßig fünf oder mehr FinTech-Dienste nutzen.

* Der Berechnung liegen Daten aus sechs Märkten zugrunde, die 2015 in der Studie untersucht wurden: Australien, Kanada, Hongkong, Singapur, USA und Großbritannien. Aus Gründen der Einheitlichkeit wurden alle Prozentangaben auf ganze Werte gerundet.

Der FinTech Adoption Index

Der FinTech Adoption Index von EY wurde 2015 entwickelt mit dem Ziel, jenseits des Hypes um die neue Technologie die tatsächliche Nutzung von FinTech-Diensten im Zeitverlauf zu untersuchen. Im Rahmen der aktuellen Studie von 2017 wurden weltweit über 22.000 digital aktive Verbraucher in 20 Märkten online befragt. Unsere Analysemethode bildet den ungewichteten Durchschnitt der Ergebnisse ab und arbeitet nach dem Prinzip „One Market, One Vote“, um eine globale, marktübergreifende Sicht auf Trends und Themen zu ermöglichen.

Die Zukunft der FinTechs: Das Wachstum geht weiter

FinTech-Unternehmen setzen die Benchmarks in der Finanzdienstleistungsbranche. Ihre Angebote sprechen besonders jene Verbraucher an, die von klassischen Finanzdienstleistern bislang nicht bedient werden. Die Verbreitung und Nutzung von FinTech-Diensten wird weiter zunehmen je bekannter das Angebot wird, je weniger Bedenken die Verbraucher haben und je kostengünstiger die FinTech-Dienste dank fortschrittlicher Technologie werden – auch im Vergleich zu herkömmlichen Finanzdienstleistern und Banken.

Etablierte Unternehmen werden ähnliche Dienstleistungen anbieten müssen, um im Vergleich mit den FinTechs wettbewerbsfähig zu bleiben. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierten Akteuren wie Banken und Versicherungen. Investoren und Aufsichtsbehörden werden weiter für Stabilität sorgen.

Fazit

Die Nutzung von FinTech-Diensten wird weiter zunehmen. Denn ihre Bekanntheit nimmt zu, die Bedenken der Kunden gegen sie werden kleiner und die Kosten sinken, wenn Kunden von etablierten Finanzdienstleistern zu FinTechs wechseln.

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