Im Einzelnen kann Digitalisierung natürlich Angst erzeugen – es geht dann darum, Chancen darzustellen, um diese Angst zu nehmen.
Sehen Sie Ängste bei Ihren Mitarbeitern?
Karoline Scheucher: Nein. Wir bauen gerade eine neue Niederlassung – dort arbeitet dann niemand mehr manuell, die ganze Verarbeitung wird automatisiert. Dazu haben wir vor anderthalb Jahren begonnen, unsere Mitarbeiter zu fragen, wer sich vorstellen kann, sich höher zu qualifizieren, und Weiterbildungskurse angeboten. Das Interesse war groß. Es ist auch für uns besser, auf bestehende Mitarbeiter zu bauen, da sie die Abläufe und Arbeitsweise unseres Unternehmens bereits kennen.
Der neue Betrieb wird in der Nähe des alten gebaut. War eine Niederlassung in China nie eine Option?
Karoline Scheucher: Einer der wichtigsten Faktoren, um einen Zerlegebetrieb erfolgreich zu führen, sind die Rohstoffe. Wieso sollten wir nach China, wenn wir in der Steiermark eines der besten Gebiete in der Aufzucht und Produktion von Schweinen haben? Wir können hier die Schweineproduktion rückverfolgen und nachhaltiger und ökologisch sinnvoller produzieren. Dazu haben wir eine enge Kooperation mit den steirischen Landwirten im Rahmen unseres Regionalprogramms „Steirerglück“. Wir bieten ihnen die Sicherheit, dass wir ein kontinuierlicher und langfristiger Abnehmer ihrer Produkte sind, und einen Mehrwert im Gegensatz zum üblichen österreichischen Marktpreis.
Wie sehen Sie sich denn im internationalen Wettbewerb aufgestellt?
Karoline Scheucher: Wir haben weder die Größe noch die Möglichkeiten, mit den Großbetrieben in der EU zu konkurrieren. Das ist aber auch nicht unser Ziel. Wir möchten qualitativ hochwertige Produkte unter Einhaltung ethischer Standards produzieren. Dahin gehend ist bereits viel passiert – unsere Produkte der Marke „Duroc“ setzen wirklich neue Standards. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht weiterentwickeln kann.
Gunther Reimoser: Es ist gut, dass österreichische Betriebe sich auf das fokussieren, womit sie der Konkurrenz gut standhalten können und wo sie für etwas stehen. In diesem Fall ist es die Qualität und die Nähe zur Herstellung. Das ist meines Erachtens die richtige Strategie. Natürlich wird man dann nicht hinsichtlich Größe oder Menge konkurrenzfähig sein, dafür aber nachhaltig Absatzmärkte generieren.
Wie sieht die zukünftige Strategie für Steirerfleisch aus?
Karoline Scheucher: Wir setzen zu 100 % darauf, dass unsere Qualität noch besser wird, und wollen noch mehr auf Automatisierung und technologischen Fortschritt setzen. Der Konsument soll alle Daten bekommen, die er haben möchte.
Fazit
Dass auch traditionelle Branchen im digitalen Zeitalter ankommen, beweist der Schlachtbetrieb Steirerfleisch. Das Unternehmen gewann 2017 den EY Entrepreneur Of The Year (Kategorie: Handel und Konsumgüter). Karoline Scheucher, Eigentümerin und CEO und EY-Country-Managing-Partner Gunther Reimoser im Gespräch über digitales Fleisch.