5 Minuten Lesezeit 25 April 2018
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10 Arten, wie Digitalisierung das Gesundheitswesen verändern könnte

5 Minuten Lesezeit 25 April 2018

Von Genomik über Telemedizin bis hin zu 3D-Bioprinting – diese Technologien könnten eine Industrie revolutionieren und uns gesünder machen

Es wurde viel darüber geschrieben und gesprochen: Gemeinsam haben Datenanalysen, vernetzte Geräte und softwarebasierte Technologien die Kraft, alle Bereiche der Geschäftswelt zu verändern. Nun ist der digitale Wandel dabei, auch unsere Gesundheit und Fitness zu beeinflussen. Diese Fortschritte werden nicht nur die Lebensqualität von Millionen von Menschen verbessern, sondern könnten auch weitreichende Folgen für die Gesundheitsbranche und für Arbeitgeber im Allgemeinen haben.

Es ist den Fortschritten in Medizin und Ernährung zu verdanken, dass die Lebenserwartung im letzten Jahrhundert beträchtlich gestiegen ist. Jedoch werden in älteren Bevölkerungen degenerative und durch den Lebensstil verursachte Gesundheitsprobleme häufiger. Diese nichtübertragbaren Krankheiten sind laut der Weltgesundheitsorganisation bereits für 75 Prozent der weltweiten Todesfälle verantwortlich. Mehrere zehn Millionen Menschen weltweit leiden an diesen Krankheiten und den daraus folgenden Einschränkungen der Lebensqualität. Die wirtschaftlichen Folgen sind ähnlich groß: laut dem Weltwirtschaftsforum könnten bis 2030 allein fünf dieser nichtübertragbaren Krankheiten die Weltwirtschaft bis zu 47 Billionen US-Dollar kosten.

Wie kann also der digitale Wandel dazu beitragen, dass wir gesünder werden und die Gesundheitsbranche fitter? Hier ein paar der Möglichkeiten, wie uns digitale Technologien dabei helfen könnten, nicht nur ein längeres, sondern auch gesünderes und produktiveres Leben zu führen:

1. Genomik

Durch immer leistungsfähigere Computer beginnen wir, das volle Potential der menschlichen DNA-Analyse auszuschöpfen– individuelle Tests und eine personalisierte ärztliche Betreuung werden möglich, die die Behandlungsergebnisse der Patienten bei zahlreichen Krankheiten enorm verbessern könnten.

2. Wearables

Sogenannte Wearables sind tragbare, intelligente Gesundheitsmonitore, die personalisierte Daten in Echtzeit sammeln und so zu einem gesünderen Lebensstil anregen. Sie können zudem riesige Datenmengen für die Medizinforschung zusammentragen. Manche Unternehmen setzen Wearables bereits zur Leistungssteigerung am Arbeitsplatz ein. Indem sie Gesundheitswerte und Stresslevel der Mitarbeiter beobachten, können Unternehmen Gesundheitstipps geben, was häufig zu gesteigerter Produktivität führt.

3. Big Data in der Medizin

Dank zunehmender DNA-Analyse, Sammlung von Lifestyle-Daten über Wearables und die Digitalisierung von medizinischen Aufzeichnungen, wird eine detailliertere vergleichende Patientenanalyse möglich. Vergleicht man die Daten von Patienten, die eine vergleichbare DNA, eine entsprechende Krankheitsgeschichte und ähnliche Lebensstile haben, können Gesundheitsrisiken und die Wirkung verschiedener Behandlungen besser nachvollzogen werden.

4. Organs-on-chips (OOC)

Durch eine Kombination von fortschrittlicher DNA-Sequenzierung mit Stammzellenforschung konnten Forscher auf Patienten-DNA basierende Miniaturorgane bauen. Mit elektronischen Sensoren ausgestattet können sie auf Zellniveau messen, wie eine Behandlung anschlägt. So lässt sich im Vorfeld herausfinden, welche Behandlung beim Patienten am erfolgreichsten sein wird.

Soziale Medien könnten als Feedback-Mechanismus zur stetigen Optimierung von Gesundheitsdienstleistungen führen.

5. Krankenhausbewertungen über soziale Medien

Dienstleister und Behörden im Gesundheitswesen nutzen zunehmend in den sozialen Medien veröffentlichte oder per digitaler Umfrage erhobene Patientenrezensionen mit dem Ziel, potentielle Probleme zu erkennen und die Qualität der Pflege zu verbessern. Nachrichten – positive wie negative – können über die sozialen Medien unmittelbar und großflächig verbreitet werden, was dazu führen könnte, dass Gesundheitseinrichtungen immer schneller auf Kundenfeedback reagieren. Soziale Medien könnten zu einem Feedback-Mechanismus werden, der zur stetigen Optimierung von Gesundheitsdienstleistungen führt.

6. Digitales Trendmonitoring

Durch das Monitoring von Social-Media-Kanälen und Suchmaschinen hinsichtlich spezieller Keywords können Suchtrends für gewisse medizinische Symptome entdeckt werden. Die Ergebnisse werden immer häufiger verwendet, um den Ausbruch von Krankheiten zu identifizieren und zügig darauf zu reagieren. Die Erkenntnisse sind natürlich für jedes Unternehmen in der Gesundheitsbranche hilfreich. Sie können außerdem für jene Arbeitgeber nützlich sein, die auch in Zukunft ein gesundes und gut aufgestelltes Team möchten. Große Arbeitgeber könnten durch akkurate Interpretation der Daten erkennen, wenn bestimmte Vorbereitungen zu treffen sind – ob es nun darum geht, rechtzeitig zur Erkältungswelle eine Extraration Taschentücher zu ordern oder zusätzliche temporäre Arbeitskräfte einzustellen, die krankes Personal vertreten können. Wenn Algorithmen diese Trends korrekt voraussagen, kann vieles erreicht werden – jedoch gibt es dabei große Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.

7. Gentechnik

Während die Manipulation menschlicher DNA mit dem Ziel, Krankheiten zu bekämpfen, kontrovers bleibt, wird die Gentherapie und die Nutzung genetisch modifizierter Viren zur Krankheitsbekämpfung immer gängiger. Im Kampf gegen Malaria und das Zika-Virus werden beispielsweise genmanipulierte Stechmücken eingesetzt.

Fortschrittliche Technik im OP

8. Telemedizin

Mobile Technologien werden zunehmend zur Entlastung der Gesundheitssysteme genutzt. Patienten können mit ihrer Hilfe einen Arzt konsultieren, ohne das Haus verlassen zu müssen. Weniger Reisezeit kann in jeder Umgebung zu gesteigerter Produktivität führen. Die größten Veränderungen dürfte die Telemedizin jedoch für abgelegenere Orte bedeuten: Durch Patientengespräche per Mobiltelefon bekommen einige der ärmsten Menschen der Welt langsam Zugang zur Medizin und das für einen Bruchteil des Betrages, den ein reisender Arzt kosten würde. Laut der Internationalen Fernmeldeunion, einer Organisation der Vereinten Nationen, gibt es mehr als 7 Milliarden Mobiltelefone weltweit; im Jahr 2000 waren es noch 738 Millionen. Weltweit nutzen 3,2 Milliarden Menschen das Internet. Zwei Milliarden davon leben in Entwicklungsländern.

Dieser Trend führte zur Entwicklung von kreativen Lösungen, die es ermöglichen, mithilfe von verknüpften Technologien Menschen zu erreichen, die sonst nur wenig Zugang zu Gesundheitsinformationen hätten.

9. Chirurgische Roboter

Roboterassistierte Chirurgie ermöglicht nicht nur präzisere Operationen, was wiederum die Heilung beschleunigt. Mit ihrer Hilfe können spezialisierte Chirurgen auch Patienten über Tausende Kilometer Entfernung hinweg behandeln, sodass diese nicht extra anreisen müssen. Mit zunehmendem technischen Fortschritt ist es auch vorstellbar, dass chirurgische Roboter in der Zukunft selbstständig operieren.

10. 3D-Bioprinting

Der endgültige medizinische Traum scheint nicht mehr fern zu sein– im Februar 2016 gaben Forscher im Wake Forest Institute for Regenerative Medicine bekannt, dass sie Knochen und Muskeln, die im Bioprinter hergestellt wurden, erfolgreich in Tiere implantieren konnten. Mithilfe der DNA-Analyse kommen wir dem Zeitalter der maßgeschneiderten, austauschbaren Körperteile näher. Dabei bleibt es möglicherweise nicht nur beim Ersatz. In Zukunft könnte es maßgeschneiderte Körperteile mit verbesserten Eigenschaften geben.

Was bedeutet das für Unternehmer?

Um den gesundheitlichen Bedürfnissen einer älteren Belegschaft gerecht zu werden, müssen Lösungen gefunden werden, die die Kosten für den Zugang zum Gesundheitswesen gering halten und den durch gesundheitliche Gründe verursachten Produktivitätsverlust begrenzen. Neueste Forschungsergebnisse, die das Journal of Occupational and Environmental Medicine veröffentlichte, legen sogar nahe, dass Unternehmen mit guten Gesundheits- und Wellnessprogrammen eine bessere Leistung erzielen, als solche ohne.

Fazit

Unternehmen, die Gesundheitstechnologien positiv gegenüberstehen, könnten zu einer insgesamt gesünderen Bevölkerung beitragen und dabei der eigenen Bilanz etwas Gutes tun.

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