Wie lassen sich die Finanzverbrechen von heute mit der Technologie von gestern verhindern?

Von Dai Bedford

EY Global Banking & Capital Markets Advisory Leader

Transformation leader in Capital Markets. Talent developer. Family man. Welsh rugby fan.

5 Minuten Lesezeit 16 Mai 2018

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Technologie kann die Art und Weise verändern, wie wir Finanzkriminalität bekämpfen. Doch sie allein ist keine Lösung – für langfristigen Erfolg müssen wir zusammenarbeiten.

Das Wesen der Finanzkriminalität verändert sich rasant. Dank neuer Technologien finden Kriminelle nun immer mehr Wege, um die Einnahmen aus ihren illegalen Machenschaften zu waschen – sei es über Kryptowährungen oder Peer-to-Peer-Transaktionen. Regierungen, die Justiz sowie Regulierungsbehörden hinken in diesem Szenario häufig hinterher.

Um die technisch versierten Kriminellen von heute erfolgreich zu bekämpfen, müssen Finanzinstitute und Regulierungsbehörden neue, eigene technologische Werkzeuge entwickeln. Dabei setzen sowohl Behörden als auch das internationale Bankensystem zunehmend auf neueste digitale Technologien wie maschinelles Lernen und Automation.

Doch Technologie allein kann schmutziges Geld nicht aufhalten. Ebenso braucht es neue Arbeitsweisen und grenzüberschreitende Kollaboration, um sich den Kriminellen in einer unsteten Realität zu stellen.

Frau am Computer
(Chapter breaker)
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Kapitel 1

Die neue Technologie integrieren

Neue Technologien können bei der Identifizierung von verdächtigem Verhalten helfen, „falsche Positive“ minimieren und die Reaktionszeit verbessern.

Das Ausmaß, die Komplexität und die Kosten der Finanzkriminalität zwingen Banken dazu, ihre Ansätze neu auszurichten. Traditionell liegt das Hauptaugenmerk auf Compliance, doch Banken erkennen zunehmend, dass sie nicht nur in das Stopfen von Sicherheitslöchern investieren sollten. Sie müssen Systeme installieren und Services entwickeln, die kriminelles Verhalten proaktiv angehen.

Neue Technologien, wie etwa erweiterte Verhaltensanalysen, Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Robotik, sind dafür bestens geeignet. Werden sie sinnvoll eingesetzt, können sie bei der Identifizierung von verdächtigem Verhalten helfen, „falsche Positive“ minimieren und die Reaktionszeit verbessern.

Doch dabei geht es nicht um die jeweilige Technologie an sich. Vielmehr muss die Herausforderung verstanden werden, die richtigen Technologien in der richtigen Kombination für einen bestimmten Zweck einzusetzen – und zwar am richtigen Ort und zur richtigen Zeit.

Bisher untersuchen Banken verdächtige Aktivitäten meist manuell. Einzelne Analysten überprüfen bestimmte Transaktionen, um betrügerisches Verhalten aufzudecken. Daraus können sich signifikante Ineffizienzen ergeben. Außerdem steigt die Fehlerwahrscheinlichkeit, da jede Person normalerweise anders arbeitet und sich auf ihre jeweilige Erfahrung und ihre Ausbildung beruft. Gleichzeitig sorgen begrenzte Kapazitäten dafür, dass die Fehlerquote mit zunehmender Transaktionszahl steigen kann.

EY hat diese Herausforderung für Banken erkannt und das Cognitive Investigator Tool entwickelt, das maschinelles Lernen, Robotic Process Automation (RPA) und natürliche Sprachverarbeitung kombiniert. Es ersetzt manuelle Untersuchungen, priorisiert Risiken und meldet potenziell betrügerisches Verhalten.

Person mit Kapuze sitzt an einem Laptop
(Chapter breaker)
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Kapitel 2

Versteckspiel hinter einer digitalen Maske

Weniger regulierte Fintech-Plattformen wie Kryptowährungen bieten genau jene Privatsphäre und Anonymität, die Kriminelle suchen.

Die Anonymität ist natürlich der beste Freund des Kriminellen, wenn er das internationale Finanzsystem ausbeuten will.

Kriminelle erstellen mehrere Fake-Konten über Front-Organisationen, um darüber ihre Einnahmen aus illegalen Aktivitäten zu waschen. Der Aufstieg des Onlinebankings hat diese Situation noch verschärft – riesige Geldsummen können praktisch sofort über die gesamte Welt verschoben werden.

Während Banken Milliarden in neue Systeme investieren, die diese Missetäter aufspüren sollen, bieten zahlreiche, wenig regulierte Fintech-Plattformen wie bspw. Kryptowährungen genau jene Privatsphäre und Anonymität, die Kriminelle suchen.

Deshalb muss auf Systeme gesetzt werden, die die wahre digitale Identität erkennen können. Finanzinstitute müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Kunde wirklich der ist, der er vorgibt zu sein. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist eine Technologieplattform für den sicheren und nachvollziehbaren Austausch von Kundeninformationen über digitale Kanäle, die durch autorisierte Nutzer kontrolliert werden. Eine Art digitaler Pass, der Vertrauen schaffen kann.

Die Kollaboration zwischen Finanzinstituten
(Chapter breaker)
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Kapitel 3

Ergänzen sich Privatsphäre und Sicherheit, oder sind sie unvereinbar?

Wie kann man den Schutz der Privatsphäre und des Individuums selbst garantieren?

Wo ziehen Regierungen und Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt die Grenze zwischen dem Recht auf Privatsphäre und einem angemessen Grad an Überwachung oder Transparenz, um die eigenen Bürger vor kriminellen Aktivitäten zu schützen? Wie kann man den Schutz der Privatsphäre und des Individuums selbst garantieren?

Die Lösung lautet nicht „Feuer mit Feuer bekämpfen“. Auch bringt es nichts, Fintech-Plattformen aufzurüsten und zu hoffen, den Kriminellen mittels neuester Tech-Innovationen einen Schritt voraus zu sein.

Stattdessen braucht es neue Arbeitsweisen, um diese illegalen Aktivitäten kollektiv und kollaborativ im öffentlichen und privaten Sektor zu bekämpfen.

Dafür wird es neue globale Datenstandards brauchen, die von Aufsichtsbehörden in enger Zusammenarbeit mit der internationalen Banking-Community entwickelt werden. Diese Standards stimmen den Datenschutz mit der Möglichkeit zum sicheren Datenaustausch über Grenzen und Branchen hinweg ab. Es müssen bessere Mechanismen entwickelt werden, mit denen Finanzinstitute verdächtige Aktivitäten aufdecken können. Aufgabe der Technologie ist es dabei, die Reichweite, Effizienz und Effektivität dieser Prozesse zu verbessern.

Im Endeffekt geht es um Vertrauen: Das Individuum muss Regierungen und Banken zum richtigen Umgang mit Daten vertrauen können, Banken und Regulierungsbehörden müssen in die Identität ihrer Kontoinhaber vertrauen können.

Zusammenarbeit als Schlüsselfaktor

Um dies zu erreichen, braucht es wiederum eine Verpflichtung zur Zusammenarbeit. Dabei geht es um den Aufbau neuer Rahmenbedingungen, unter denen Daten zwischen Branchen, Banken, Regierungen, Aufsichtsbehörden, Sicherheitsunternehmen und Tech-Firmen besser geteilt werden können. Das wiederum erhöht die Transparenz und Sicherheit, während die individuelle Privatsphäre geschützt wird.

Technologie kann die Sicherheit dieses Systems verbessern, doch erst gemeinsame Anstrengungen von Public-Private-Partnern im Kampf gegen die Kriminalität können Vertrauen und Prozesse schaffen, die langfristig Erfolg schaffen.

Besser gesagt: Um die Finanzkriminalität unserer Zeit zu bekämpfen, brauchen Finanzinstitute und die Justiz nicht einfach nur neue Technologien – sie müssen auf eine völlig neue Art und Weise vorgehen.

Fazit

Finanzinstitute und Aufsichtsbehörden brauchen neue Technologien und neue Arbeitsweisen, um schmutzige Geldgeschäfte aufzuhalten.

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Von Dai Bedford

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