4 Minuten Lesezeit 2 Mai 2018
ways leaders cultivate disruptive innovation

Fünf Methoden, mit denen Führungskräfte disruptive Innovation vorantreiben können

Von EY Global

Multidisciplinary professional services organization

4 Minuten Lesezeit 2 Mai 2018

Wie können sich Unternehmen angesichts eines immer schnelleren technologischen Wandels und der Entstehung superfluider Märkte auf Disruption vorbereiten?

Veränderungen können Angst machen. Und die meisten Menschen tun sich schwer, richtig damit umzugehen. Doch die Zeiten, in denen es reichte, den Status quo aufrechtzuerhalten, sind vorbei. Mehr als jemals zuvor müssen Führungskräfte und ihre Unternehmen Unsicherheit bewältigen und sich auf Experimente einlassen, um in einem vom Wandel getriebenen, extrem mehrdeutigen Umfeld bestehen zu können.

Diese Mehrdeutigkeit ergibt sich teilweise aus der Entstehung superfluider Märkte und den durch digitale Technologien ermöglichten globalen Innovationsströmen. Diese Trends stellen traditionelle Innovationsmethoden in Frage. In superfluiden Märkten werden Kunden durch die Demokratisierung von Daten und Entscheidungsfindung immer mächtiger und beschneiden damit die Kontrolle etablierter digitaler Mittelsmänner. Das Internet of Things (IoT), künstliche Intelligenz und Blockchain verbinden alles mit jedem. Maschinen arbeiten autonom mit anderen Maschinen und Menschen zusammen. Sie rufen selbstständig Dienstleistungen ab, ordern benötigte Teile oder bieten auf Güter.

Superfluide Märkte höhlen zusätzlich wichtige Unternehmensstrukturen aus, indem sie die effiziente Auslagerung von Kernfunktionen ermöglichen.

Angesichts des immer schnelleren technologischen Wandels und der Entstehung superfluider Märkte müssen sich Unternehmen auf Disruption vorbereiten.

1. Denken Sie an Organismen statt an Organisationen

Was bedeutet das? Tim Kobe, Gründer und CEO von Eight Inc., sagt, es sei an der Zeit, das Unternehmen als Organismus statt als Organisation zu sehen. Wie ein Organismus benötigen Unternehmen verschiedene Rezeptoren, um ihr Marktumfeld wahrzunehmen.

Vanessa Colella, Vorstand von Citi Ventures und Chief Innovation Officer bei Citi, weitet die Metapher noch aus. Genauso, wie wir Menschen uns auf die Milliarden Bakterien in uns verlassen, die unser individuelles physiologisches Ökosystem bilden, müssen Unternehmen für externe Innovationen und Innovatoren durchlässig sein. Angesichts der Evolution traditioneller institutioneller Strukturen „stellt sich die Frage, wie man zum guten Wirtsorganismus für Innovationen wird“, hält sie fest.

Wie wird man zum guten Wirtsorganismus für Innovation?
Vanessa Colella
Citi Ventures

2. Fokus auf menschliche Fähigkeiten

In den letzten zehn bis 15 Jahren haben sich große Unternehmen auf die Kundenzentrierung fokussiert. Für viele von ihnen ist dies allerdings immer noch ein Problem. Start-ups, die diese etablierten Unternehmen bedrohen, haben das dagegen offensichtlich bewältigt.

Unternehmen investieren so viel Zeit und Energie in die Instrumente oder Themen des Wandels (wie KI oder Blockchain), dass sie manchmal vergessen, was wirklich wichtig ist. Um sich in Zeiten der Unsicherheit erfolgreich zu verändern, müssen sie sich stärker auf die Veränderung von Denkweisen und Führungsprinzipien konzentrieren, um ihre menschlichen Fähigkeiten auszubauen.

Was Disruption treibt, ist nicht nur Technologie; sie entsteht letztendlich aus der Vorstellungskraft und Kreativität, das scheinbar Unverbundene zu verbinden. Entscheidend für diese Verknüpfungen ist es, „produktive Kollisionen“ zu fördern – interaktive, funktionsübergreifende Gespräche auf den richtigen Ebenen des Unternehmens.

Im gleichen Maße, wie die „ausbeutenden“ Bereiche im Unternehmen (Fertigung, Betrieb, Vertrieb usw.) zunehmend durch Automatisierung und Partner im Ökosystem übernommen werden, steigt in superfluiden Märkten die Bedeutung aller „erkundenden“ Tätigkeiten (Ideenfindung, Kreation, Innovation).

Der Fokus auf den Menschen umfasst auch den Kunden. Dazu gehört der Einsatz von Design-Denken am Frontend, um Kundenbedürfnisse zu erkennen und voreilige Lösungen zu vermeiden. „Der Prozess muss mit der Entscheidung beginnen, welche menschlichen Ergebnisse erzielt werden sollen“, bemerkt Kobe.

Der Prozess muss mit der Entscheidung beginnen, welche menschlichen Ergebnisse erzielt werden sollen.
Tim Kobe
Eight Inc.

3. Entwickeln Sie ein neues Personal- und Führungsmodell

Während früher der Wissensvorsprung ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal auf der Karriereleiter war, geht es heute darum, wie effektiv Mitarbeiter zusammenarbeiten und Wissen in- und extern weitergeben, um Mehrwert für das Unternehmen zu generieren.

Das mittlere Management ist dabei eine innovationskräftige, jedoch kaum genutzte Ressource. Mitarbeiter neigen dazu, die beförderungsrelevanten Eigenschaften ihrer Führungsetage nachzuahmen und das mittlere Management bildet da keine Ausnahme. Allerdings sind die früher hochgeschätzten Fähigkeiten des mittleren Managements — Umsetzungsstärke, Inkrementalismus, Risikomanagement — noch immer angemessen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Um sein innovatives Potenzial zu entfalten, benötigt das mittlere Management einen Führungsstil, der Risikobereitschaft vorlebt und disruptive Innovationen belohnt.

Außerdem braucht es den richtigen Mitarbeitermix — sowohl Menschen, die das Kerngeschäft von heute managen, als auch Menschen, die dessen grundlegende Disruption vorbereiten.

4. Aus dem „Nein“ ein „Wie“ machen

Auf Disruption vorbereitet zu sein heißt auch, eng mit Regulierungsbehörden und internen Compliance-Funktionen wie der Rechtsabteilung, der Risikofunktion und der internen Prüfung zusammenzuarbeiten. Der Einbezug dieser Stakeholder ist wichtig, um ihre Bedürfnisse zu verstehen und ihnen zu helfen, sich das vielfältige Wissen und die Denkweisen anzueignen, die benötigt werden, um die Chancen der Zukunft zu ergreifen. Die Unternehmen müssen ihnen dabei helfen, ihren „Neinsager“-Reflex in die Frage nach dem „Wie“ zu verwandeln, so Colella.

5. Investitionen in Disruption unterstützen

Die Entwicklung einer Disruptionsbereitschaft verlangt nach dauerhaften Investitionen in Organisationsumbau, Fähigkeiten und Innovationsinitiativen. Einmalige, isolierte Projekte werden keine dauerhaften Auswirkungen haben. CFO, CEO und der Vorstand sollten daher einen gemeinsamen Ehrgeiz für disruptive Innovation entwickeln und Investitionen, Governance-Strukturen und die Shareholder-Kommunikation entsprechend ausrichten.

Die Botschaft an institutionelle Shareholder ist dabei besonders wichtig. EYQ hat gerade 100 institutionelle Investoren überall auf der Welt befragt, die jeweils mindestens 1 Milliarde US-Dollar an Vermögenswerten verwalten. Ziel war es, zu erfahren, wie sie Wandel verstehen und welchen Einfluss er auf ihre Entscheidungen hat. Wir haben herausgefunden, dass institutionelle Investoren weltweit eine unternehmerische Agenda der Disruptionsbereitschaft begrüßen, die im Wandel mehr Chancen als Risiken sieht.

  • 55 Prozent stimmen zu, dass die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Wandels marktführende Unternehmen zwingen, Ressourcen in die Erkundung potenziell disruptiver Geschäftsmodelle zu investieren.
  • 67 Prozent stimmen zu, dass Unternehmen potenziell disruptive Innovationsprojekte umsetzen sollten, selbst wenn sie risikoreich sind und keinen kurzfristigen Ertrag liefern.
  • 73 Prozent stimmen zu, dass die unternehmerische Bereitschaft zum Wandel in den nächsten fünf Jahren ein zunehmend wichtiger Aspekt bei Investitionsentscheidungen wird.

Eine effektive Kommunikation Ihrer Veränderungspläne ist entscheidend, um institutionelle Investoren anzuziehen, die Ihre Agenda der Disruptionsbereitschaft unterstützen. Genauso wichtig ist es aber, Ihre Innovationsvision mit den bestehenden Investoren abzugleichen. Unterstützen diese Ihre Vision? Falls nicht, könnte es nötig werden, am Umbau Ihrer Investorenbasis zu arbeiten.

Handeln Sie jetzt und bereiten Sie sich auf die Zukunft vor

Angst kann anspornen oder lähmen. Entscheidend ist es, sich ihr zu stellen, sagt Kobe. Jeff Wong, EY Global Chief Innovation Officer, fügt hinzu, dass „Unternehmen von der Reaktion zur Aktion übergehen müssen“. Zudem benötigen sie eine iterative Denkweise. Veränderungen vollziehen sich so schnell, dass unser heutiger Blick auf den Wandel in sechs Wochen bereits überholt sein wird. Wong plädiert dafür, dass sich Unternehmen auf Kundenfragen konzentrieren sollten, um die benötigten Antworten zu finden.

Unternehmen müssen von der Reaktion zur Aktion übergehen.
Jeff Wong
EY Global Chief Innovation Officer

Gestalten Sie offene Arbeitsumgebungen. Fördern Sie die Vorstellungskraft. Schaffen Sie Raum für produktive Kollisionen. Bringen Sie Business-Denker und kreative Denker zusammen, damit sie produktive Gespräche führen und Fortschritte erzielen. Und vergessen Sie dabei nie die menschlichen Ergebnisse, an denen wir alles andere ausrichten. Dies sind einige der Möglichkeiten, wie Führungskräfte ihr Unternehmen auf die vor ihnen liegende Disruption vorbereiten können.

Maßnahmen-Agenda

Unternehmen wachsen

Ein Artikel von EYQ, einem EY Think Tank, der sich mit führenden und neuen Trends auseinandersetzt und die Frage stellt: „Was kommt nach dem nächsten Trend?“.

Fazit

Um disruptionsbereit zu sein, müssen Unternehmen jetzt handeln und ihre Zusammenarbeit und Arbeitsplätze so verändern, dass sie in der digitalen Revolution erfolgreich sein können.

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