Ryan McManus von EVRYTHNG sagt, dass „die neuen Technologien, die zur Superfluidität beitragen, auf Daten und Inhalten beruhen, die bereits vor ihnen existiert haben. Und große Marktsegmente haben sich bereits auf eine bestimmte Technologie und Lösung, statt auf eine umfassende Geschäftsstrategie spezialisiert. Superfluidität wird zwar als reibungsloser zukünftiger Idealzustand dargestellt, doch er braucht die bestehende Infrastruktur, um zu funktionieren."
Bei einem kürzlich von EYQ initiierten Roundtable zu superfluiden Märkten wiesen die Teilnehmer darauf hin, dass Branchen mit geringerer digitaler Reife – wie beispielsweise das Gesundheitswesen, Bildung, Immobilien, Bergbau, Öl & Gas und Bauwesen – es schwerer haben werden, die superfluiden Spitzenreiter einzuholen. Doch letztendlich wird die Aussicht, Reibung aus den Märkten zu vertreiben, einfach unwiderstehlich sein.
Die Kosten der Viskosität
3. Sind die Transaktionskosten hoch?
In einigen Märkten sind die Transaktionskosten gering, während andere – viskose – Märkte hohe Transaktionskosten generieren. Der Auto- oder Hauskauf zieht höhere Transaktionskosten nach sich als der Kauf eines Fertigprodukts. Der Unterschied beruht dabei offensichtlich auch auf dem Wert des Produkts, das gekauft und verkauft wird. Doch es gibt auch Branchen, in denen hohe Transaktionskosten ein Erbe jahrelanger Ineffizienzen sind.
Märkte, in denen hohe Transaktionskosten aufgrund von Ineffizienzen zum Alltag gehören, haben umso mehr Grund, superfluide Lösungen zu suchen. Nehmen Sie zum Beispiel das Gesundheitswesen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass jede manuelle Transaktion die Leistungsanbieter und Kostenträger rund drei US-Dollar mehr kostet als eine elektronische Transaktion. Angesichts der Tatsache, dass jährlich mehr als drei Milliarden manuelle Transaktionen zwischen amerikanischen Krankenkassen und Leistungsträgern durchgeführt werden, könnte der Umstieg auf elektronische Transaktionen jährlich rund 9.4 Milliarden US-Dollar an direkten Kosten einsparen.
Die hohen Transaktionskosten im Gesundheitswesen veranlassen zahlreiche Start-ups dazu, superfluide Lösungen zu entwickeln. Wie intensiv das Gesundheitswesen nach Möglichkeiten zur Lösung seiner Problemfelder sucht, zeigt sich darin, dass digitale Gesundheitsinnovatoren 2016 weltweit rund
6.1 Milliarden US-Dollar an Beteiligungsfinanzierungen einwarben – im siebten Wachstumsjahr in Folge.
4. Wird der Markt durch teure Zwischenhändler bestimmt?
Digitale Innovatoren werden weiterhin Märkte aufbrechen, die über Zwischenhändler funktionieren und so die Transaktionskosten hochtreiben, ohne dass sie einen angemessenen Nutzen hätten.
Dazu gehört zum Beispiel das Maklerwesen, seit langem ein viskoser Markt. Immobilienmakler, Broker, Anwälte, Hypothekengeber, Prüfer, Gutachter, Rechtstitelversicherer und viele andere bilden ein teures Netz. Was wäre, wenn die Immobilienwirtschaft zu einem superfluiden, von wenigen Mittelsmännern bestimmten Markt werden könnte?
Velox.RE ist eines der vielen Start-ups, die die Immobilienwirtschaft über Peer-to-Peer Anwendungen auf Basis einer öffentlichen Blockchain revolutionieren wollen. Diese Technologie könnte dafür sorgen, dass „jedes Objekt auf der ganzen Welt eine korrespondierende digitale Adresse erhält, in der die Belegung, die Finanzen, die rechtlichen Rahmenbedingungen, der Gebäudebetrieb und die physischen Attribute fortwährend festgehalten, übermittelt und dokumentiert werden." … Die Transaktionsgeschwindigkeit könnte so von Tagen/Wochen/Monaten auf Minuten oder Sekunden sinken.“ Für den Anfang hat sich Cook County, Illinois, mit Velox zusammengetan und testet die Blockchain-basierte Übertragung von Grundbesitz.
Doch die Immobilienwirtschaft ist nur ein Markt, der für die Ausmerzung des Mittelsmanns offen ist. Blockchain Start-ups konzentrieren sich auf so unterschiedliche Industrien wie Energie, Musik, Ridesharing, Leasing und andere. In einigen Fällen, etwa beim Ridesharing, wurde der Mittelsmann bereits beseitigt und durch digitale Agenten ersetzt.
Die superfluiden Märkte der Zukunft kommen entweder ganz ohne Mittelsmann (Peer-to-Peer) oder nur mit wenigen Zwischenhändlern aus (wenn der digitale Agent oder Marktmacher einen signifikanten Wertzuwachs ermöglicht, statt einen unverhältnismäßigen Teil des Marktwerts abzuschöpfen).
5. Sind Fehler teuer?
Auch Märkte, in denen durch Fehler verursachte Kosten besonders hoch sind, werden sich in Richtung Superfluidität bewegen. Fehler können finanzielle und reputationsbezogene Kosten verursachen.
So leiden etwa Diamantenschürfer und -händler unter finanziellen Verlusten durch Produktdiversifizierung und Fälschungen. Sie riskieren zudem einen Imageschaden, wenn Blutdiamanten in ihren Lieferketten auftauchen. Das Londoner Start-up Everledger, das ein weltweites digitales Register für Diamanten auf Blockchain-Basis betreibt, versucht, den Markt superfluider zu machen, indem es solche Fehler reduziert.
Fehler im Gesundheitswesen verursachen meist höhere finanzielle Kosten auf der Makroebene. Eine Schätzung von 2016 bezifferte die Kosten durch Behandlungsfehler auf 20.8 Milliarden US-Dollar jährlich. Auf der Mikroebene können „Transaktionsfehler“ Leben kosten. Eine 2016 in BMJ veröffentlichte Studie hielt fest, dass Behandlungsfehler jährlich die dritthäufigste Todesursache in den USA sind.
Fazit: Die Geschwindigkeit auf dem Weg zur Superfluidität einschätzen
Damit Märkte superfluide werden, bedarf es entsprechender Impulse. Dazu gehören die Möglichkeit und Fähigkeit zur Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen und zur Teilnahme an digitalen Ökosystemen, um die Bedürfnisse von Käufern und Verkäufern besser zu verstehen. Auch muss sich durch die Beseitigung von Ineffizienzen und typischen Kundenbarrieren ein erhebliches Ertragspotential ergeben. Wie würde Ihr Unternehmen diese fünf Fragen beantworten?
- Lässt sich das Produkt oder die Dienstleistung digitalisieren?
- Lässt sich die Markt-Infrastruktur digitalisieren?
- Sind die Transaktionskosten hoch?
- Wird der Markt durch teure Mittelsmänner bestimmt?
- Sind Fehler teuer?