3 Minuten Lesezeit 26 Mai 2021
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Nachfolge in Familienunternehmen: Aufstehen für Kontinuität

Von EY Österreich

Wegbereiter des Wandels

3 Minuten Lesezeit 26 Mai 2021

Bei der Bäckerei Schmidl brauchte es Umwege, um erfolgreich an die nächste Generation zu übergeben. Und eine Aufsteherin als neue Chefin.

Starker Gegenwind. So lassen sich die Startbedingungen beschreiben, als Barbara Schmidl vor sieben Jahren den traditionsreichen Bäckereibetrieb in Dürnstein übernahm: viele Schulden, wenig Perspektive. „Alle, wirklich alle Freunde und Berater haben mir abgeraten, diesen Schritt zu tun“, erzählt Schmidl, „aber ich bin eine Kämpferin und trage das Unternehmer-Gen in mir.“ Also sagte sie „ja“ - wodurch der 1780 gegründete Betrieb auch in der achten Generation in Familienhand geblieben ist. Und damit ist auch das berühmte, mittlerweile patentgeschützte „Wachauer Laberl“ mit dem eingebackenen „S“ gerettet, das Barbaras Urgroßvater 1905 erfunden hatte. Nicht in allen Familienunternehmen geht die Übergabe an die nächste Generation so gut aus. Im Gegenteil, wie Erich Lehner weiß, Managing Partner Markets des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und Verantwortlicher für den „EY Entrepreneur Of The Year“ in Österreich.  Gemeinsam mit der LGT Bank hat EY Österreich eine Studie zur Nachfolgeproblematik bei Familienunternehmen in Österreich durchgeführt. Ergebnis: Knapp die Hälfte der Betriebe hat das Thema Nachfolge nicht geregelt. „Das ist längst ein volkswirtschaftliches Thema“, betont Lehner, „denn an den heimischen Familienbetrieben hängen knapp 1,8 Millionen Jobs und 400 Milliarden Euro Umsatz.“ 

Die häufigsten Fehler sind, die Kinder in diese Rolle hinein zu drängen und dann aber nicht loslassen zu können und ihnen keine Chance zu geben, ihre Ideen zu verwirklichen.
Erich Lehner

Wunsch und Wirklichkeit

Das große Nachfolge-Dilemma: Zwei Drittel wünschen sich, dass das Unternehmen in Familienhand bleibt – aber die Mehrheit der Jungen hat daran kein Interesse. Deshalb umfasst das aktuelle Leitthema „Aufstehen“ des jährlichen Programmes bzw. Wettbewerbs „Entrepreneur Of The Year“ von EY nicht nur das Aufstehen nach der Krise, sondern auch das bewusste Entscheiden für Kontinuität.  Auch bei der Bäckerei Schmidl bedurfte es eines Umweges, bis die Nachfolge „gebacken“ war. „Ich war schon als Kind immer mit Begeisterung in der Backstube“, erzählt Barbara Schmiedl. Doch als die gelernte Bäckerin- und Konditorin später mit eigenen Ideen kam, stieß sie damit bei der Elterngeneration auf wenig Begeisterung. Die Folge: Schmidl ging nach Wien, um Volkswirtschaft zu studieren und als Assistentin am Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) zu arbeiten. Damit schien die Sache gelaufen – bis der Seniorchef schwer erkrankte und Tochter Barbara dem Notruf zurück nach Dürnstein folgte. Für den Experten Lehner ist dieses Beispiel symptomatisch für viele Nachfolge-Konflikte. „Die häufigsten Fehler sind, die Kinder in diese Rolle hinein zu drängen und dann aber nicht loslassen zu können und ihnen keine Chance zu geben, ihre Ideen zu verwirklichen.“

Alle, wirklich alle Freunde und Berater haben mir abgeraten, diesen Schritt zu tun, aber ich bin eine Kämpferin und trage das Unternehmer-Gen in mir.
Barbara Schmidl

Barbara Schmidl hat es geschafft, den Familienbetrieb wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums ist die Backstube des Betriebs, der nicht nur zwei eigene Filialen, sondern auch Restaurants und Cafés in Niederösterreich und Wien beliefert, zu klein geworden. „Wir müssen dort täglich eine Art Ballett aufführen, um uns nicht gegenseitig im Weg zu stehen“, schmunzelt die Chefin. Gesucht werden 4.000 bis 5.000 Quadratmeter Gewerbefläche. Natürlich in der Wachau, sonst bräuchte das „Wachauer Laberl“ ja einen neuen Namen.

* Dieser Artikel wurde von Arne Johannsen geschrieben und ist in dieser Form schon im Trend Magazin erschienen. 

Fazit

Das aktuelle Leitthema „Aufstehen“ des jährlichen Programmes bzw. Wettbewerbs „Entrepreneur Of The Year“ von EY ist nicht nur das Aufstehen nach der Krise, sondern auch das bewusste Entscheiden für Kontinuität.  Auch bei der Bäckerei Schmidl bedurfte es eines Umweges, bis die Nachfolge „gebacken“ war. Barbara Schmidl hat es geschafft, den Familienbetrieb wieder auf die Erfolgsspur zu bringen.

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Von EY Österreich

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