Die weltweiten Life-Science-Deals haben 2021 wieder etwas an Fahrt aufgenommen: 219 Milliarden US-Dollar investierte die Branche 2021 in Transaktionen, womit eine deutliche Erholung vom vorläufigen Tiefpunkt 2020 von 159 Milliarden US-Dollar erzielt wurde. Damit liegt das Volumen aber nach wie vor deutlich unter dem Vorkrisenniveau von 306 Milliarden US-Dollar.
Der diesjährige Wachstumskurs ist vor allem auf die starken Entwicklungen im MedTech-Bereich zurückzuführen – rund 111 Milliarden US-Dollar wurden hier in Deals investiert. Die Biopharma-Branche blickt hingegen auf eines der schwächsten Transaktionsjahre des letzten Jahrzehnts zurück, nur insgesamt 108 Milliarden US-Dollar sind in M&A geflossen (2020: 128 Mrd. USD; 2019: 261 Mrd. USD).
Auch am österreichischen Markt hat sich einiges getan: Insgesamt 18 Deals gab es gemäß EY M&A Index im Gesundheitssektor in Österreich im letzten Jahr. Dabei wurde deutlich mehr von ausländischen Investor:innen in heimische Life Science Betriebe investiert, als österreichische Firmen selbst zugekauft haben – bei 10 der 18 Deals kaufte ein ausländisches Unternehmen einen österreichischen Betrieb.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die Finanzdaten der größten Pharma-, Biotech- und Specialty-Pharma-Unternehmen mit einem Mindesttransaktionsvolumen von 99 Millionen Euro bis zum Stichtag 15. Dezember 2021 untersucht wurden. Der „Firepower Index“ von EY misst die Kaufkraft von Biotech- und Pharma-Unternehmen bei M&A-Transaktionen auf der Grundlage ihrer Marktkapitalisierung, Barmittelwerte sowie Verschuldungsfähigkeit.
Erich Lehner, Leiter des Bereichs Life Science bei EY Österreich, zu den Ergebnissen: „2021 war nach wie vor stark von der Krise geprägt, die meisten Deals waren mit kleineren Volumen, in der Biopharma-Branche haben wir keinen einzigen Megadeal verzeichnet, im MedTech-Bereich nur zwei. Bei großen Deals warten die Pharmafirmen also noch ab, die Transaktionsdynamik in der Branche ist noch verhalten. Gleichzeitig sind aber genügend Finanzmittel vorhanden – 2022 bleibt es also spannend.“
Firepower wird zurückhaltend investiert – und vermehrt in Allianzen
Die Zurückhaltung der Branche bei Fusionen und Übernahmen lässt sie bei der Firepower – also jenen Mitteln, die Unternehmen für Zukäufe mobilisieren können – aus dem Vollen schöpfen: Sie liegt im Biopharmabereich bei 1,2 Billionen US-Dollar und bei 600 Milliarden US-Dollar im Bereich Medtech. Davon investierten die Biopharma-Unternehmen lediglich neun Prozent (Vorjahr: 12 %), die Medtech-Betriebe hingegen 16 Prozent (Vorjahr: 7 %) in M&A-Deals.
Hingegen haben große Biopharmaunternehmen seit Anfang 2020 im Vergleich zu M&A-Deals etwa 1,5-mal mehr Firepower für Allianzen eingesetzt (13 %). Im Jahr 2020 unterzeichneten Biopharmaunternehmen 38 Allianzen mit einem Investitionswert von über 100 Millionen US-Dollar und vier von über einer Milliarde US-Dollar.
Allianzen werden weiter an Bedeutung zunehmen
Der EY-Report gibt auch Einblicke hinsichtlich zukünftiger Wachstumsmöglichkeiten und der Notwendigkeit, Innovationspotenzial auch außerhalb des Unternehmens zu suchen. Laut der Studie könnte die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für große Biopharmaunternehmen im Jahr 2024 von 5,2 Prozent auf 2,6 Prozent sinken.
„Es wird erwartet, dass die Innovationen, die das Wachstum von Biopharma in den nächsten fünf Jahren vorantreiben, von außerhalb der Gruppe der etablierten Player am Markt kommen werden. Zukäufe waren bisher das Mittel der Wahl, sind aber sehr teuer. Strategische Partnerschaften werden deshalb zukünftige Wachstumspfade für Biotech-Unternehmen definieren. 2021 war bereits ein starkes Jahr für Allianzen und Partnerschaften – aber das muss noch mehr werden“, so Lehner.