Pressemitteilung

28 März 2022 Wien, AT

EY Global IPO Update Q1/2022

Geopolitische Spannungen lassen weltweiten IPO-Markt einbrechen

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Sarah Mauracher

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

Nina Eggenberger

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

Verwandte Themen Börsengang (IPO)
  • Zahl der Börsengänge sinkt besonders gegen Ende des ersten Quartals 
  • Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent, Emissionsvolumen schrumpft um 51 Prozent
  • Stärkste Einbußen in den USA, Europa zweitgrößter IPO-Markt nach China
  • Technologie-IPOs trotz Rückgang weiterhin gefragt, Potenzial an Unicorn-IPOs steigt
  • Robuste Pipeline wartet auf das nächste IPO-Fenster
  • Wiener Börse ist Spitzenreiter bei europäischen Anleihenlistingplätzen – 1.800 neue Notierungen im 1. Quartal 2022

Nach einem sehr lebhaften Jahresauftakt im Jänner ist die Zahl der Börsengänge im Februar und März angesichts sich zuspitzender geopolitischer Spannungen weltweit eingebrochen: Insgesamt wagten im ersten Quartal weltweit 321 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 37 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen sank um 51 Prozent auf 54 Milliarden US-Dollar. 

Damit fanden der Aufwärtstrend der Vorquartale und das positive Momentum aus dem Rekord-IPO-Jahr 2021 ein jähes Ende. Im Jänner hatte das weltweite Emissionsvolumen mit 32 Milliarden US-Dollar noch auf dem höchsten Stand seit 21 Jahren gelegen, im Februar brach es angesichts einer Verdopplung der Volatilität in Folge der geopolitischen Spannungen – im Vergleich zum Vorjahresmonat – von 36 auf zehn Milliarden ein, im März sogar von 47 auf zwölf Milliarden.

Der stärkste Einbruch wurde in den USA registriert: Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres sank in den Vereinigten Staaten die Zahl der Börsengänge von 100 auf 25, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 94 Prozent von 42 auf gut zwei Milliarden US-Dollar. Auch in Europa waren hohe Einbußen zu verzeichnen: Die Zahl der Börsengänge hat sich von 89 auf 47 fast halbiert, das Emissionsvolumen ging von 26 auf knapp drei Milliarden US-Dollar zurück.

Am wenigsten beeindruckt zeigte sich der chinesische Markt: In China (einschließlich Hongkong) wagten im ersten Quartal 97 Unternehmen den Schritt an die Börse, das waren 28 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen stieg hingegen leicht um zwei Prozent auf 30 Milliarden US-Dollar. 

Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. 

„Der Krieg in der Ukraine und die massiv gestiegene politische und wirtschaftliche Unsicherheit hatten zur Folge, dass viele Unternehmen ihre Börsenpläne für das erste Quartal vorerst verschoben haben“, sagt Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. „Die Volatilität ist im ersten Quartal in die Höhe geschnellt und hat sich verdoppelt, während weltweit an den Börsen hohe Kursverluste verzeichnet wurden. In diesem Umfeld sind Investor:innen sehr zurückhaltend, und es erschien vielen Unternehmen ratsam, vorerst eine Klärung der Situation abzuwarten und sich auf das nächste IPO-Fenster vorzubereiten.“

Technologie-IPOs weiterhin bevorzugt, aber Anzahl stark gesunken

Die meisten IPOs wurden im ersten Quartal in den Segmenten Technologie und Rohstoffe durchgeführt. Im Technologiesegment schrumpfte das Emissionsvolumen von 48,1 auf 9,9 Milliarden US-Dollar, die Zahl der Börsengänge sank um 57 Prozent von 136 auf 58. Anders die Entwicklung im Bereich Rohstoffe: Die Zahl der Börsengänge kletterte von 50 auf 58, das Emissionsvolumen von 4,4 auf 5,9 Milliarden US-Dollar.

Auf den Rängen drei und vier lagen IPOs von Industrieunternehmen (Rückgang von 67 auf 57 IPOs) und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (Rückgang von 84 auf 49 IPOs).

Laut Schwartz bleiben Transformationsprozesse, die zu Unternehmenswertsteigerungen führen, ein entscheidender Treiber des IPO-Marktes: „Der Trend der Digitalisierung der Wirtschaft betrifft viele Sektoren und ist weiterhin intakt. Beides muss finanziert werden: Die Transformation bei etablierten Unternehmen und das Wachstum bei jungen disruptiven Unternehmen.“ Zudem fördere der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und einer steigenden Bedeutung der ESG-Kriterien das Entstehen neuer Geschäftsmodelle und Unternehmen. 

SPAC-Emissionen sinken, Wettbewerb steigt, weitere indirekte Börsengänge erwartet

Nach dem bisher stärksten SPAC-Emissionsjahr 2021 wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres weltweit insgesamt 64 SPAC-Transaktionen gezählt, ein Rückgang um 79 Prozent gegenüber der Vorjahrjahresperiode. Die Mantelgesellschaften erzielten ein Emissionsvolumen von insgesamt 10,7 Milliarden US-Dollar, 89 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Von den 64 SPAC-Transaktionen im laufenden Jahr entfielen 52 auf die USA und vier auf Asien, während in Europa acht derartige Emissionen verzeichnet wurden. „Die Kassen der derzeit insgesamt rund 713 aktiven SPACs sind mit gut 166,5 Milliarden US-Dollar prall gefüllt – das eröffnet operativen Unternehmen gerade in volatilen Zeiten über den Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft einen vielversprechenden alternativen Weg aufs Parkett – sowohl in Europa als auch den USA“, so Schwartz. 

Vor allem für Unternehmen in den Bereichen Technologie, Industrials und Healthcare sei dies interessant, sagt Schwartz. Jedoch ticke die Uhr für die auf einen Zeitraum von 24 Monaten angelegten SPACs. Die Zahl indirekter Börsengänge werde auch in diesem Jahr wohl weiter steigen. 

Wiener Börse ist Spitzenreiter bei europäischen Anleihenlistingplätzen

Auch in Österreich gab es im ersten Quartal Aktivitäten im Top-Segment: Mit 1. März 2022 startete die PIERER Mobility AG im prime market. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 2,7 Milliarden Euro reiht sich das österreichische Unternehmen unter den Top-20-Emittenten nach Kapitalisierung im prime market ein. Im Einstiegssegment „direct market“ an der Wiener Börse gab es im Jänner ebenfalls einen Neuzugang – das Unternehmen Lekta Therapy Ltd. Mit mehr als 1.800 neuen Notierungen ist der Vienna MTF der Wiener Börse im ersten Quartal 2022 die Nummer 1 unter den europäischen Anleihenlistingplätzen. 

Koreanischer Batteriehersteller LG Energy Solution größter Börsengang 

Der weltweit größte Börsengang des bisherigen Jahresverlaus Jahres fand in Südkorea statt: Der Batteriehersteller LG Energy Solution erlöste im Januar 10,7 Milliarden US-Dollar. Der chinesische Mobilfunkanbieter China Mobile kam bei seinem Börsengang, der ebenfalls im Januar stattfand, auf 8,2 Milliarden US-Dollar. Mit großem Abstand folgt mit einem Emissionsvolumen von 1,6 Milliarden US-Dollar der Börsengang des chinesischen Solarmodulherstellers Jinko Solar.

Ausblick stark abhängig von der Situation in der Ukraine

„Die Pipeline an Börsenkandidaten ist nach wie vor gut gefüllt. Viele Unternehmen warten in der jetzigen Situation jedoch erst einmal ab und nutzen die Zeit, um sich gut auf den Börsengang vorzubereiten. Daher könnte die zweite Jahreshälfte 2022 auch wieder deutlich aktiver werden“, kommentiert Schwartz. Entscheidend für das Timing und die Anzahl an Börsengängen sei jedoch eine Beruhigung der aktuellen geopolitischen Spannungen und die Auflösung der Unsicherheiten aus Investorensicht.

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EY im Überblick

EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 280.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.

EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung. 

Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com/at  

*Der Name EY bezieht sich in diesem Profil auf alle österreichischen Mitgliedsunternehmen von Ernst &Young Global Limited (EYG), einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. Jedes EYG Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen.