- Gestiegene Energiepreise: 62 Prozent der Österreicher:innen müssen sich bei Restaurantbesuchen und Urlauben aufgrund der Energiepreise einschränken
- Die Hälfte hat Sorge, Rechnungen in Zukunft nicht mehr pünktlich zahlen zu können (51 %), sechs Prozent können Rechnungen jetzt schon nicht mehr bezahlen
- Fast neun von zehn Befragten (88 %) versuchen aktiv Energie zu sparen, nur vier Prozent ergreifen gar keine Maßnahmen zum Energiesparen
- Hohe Preise treiben Energiewende voran, Klimaschutzgründe eher zweitrangig
- Größte Energieversorger Österreichs rechnen mit dauerhaft höheren Energiepreisen in Folge des Ukrainekriegs
Wien, 29. September 2022. Die gestiegenen Energiepreise bereiten den Österreicher:innen aktuell schlaflose Nächte – rund die Hälfte (51 %) sorgt sich aufgrund der schwindelerregenden Preise, in Zukunft Rechnungen nicht mehr pünktlich zahlen zu können. Knapp sechs Prozent können schon jetzt ihre Rechnungen nicht mehr zeitgerecht bezahlen. Zu diesen Ergebnissen kommt das aktuelle EY Energiepreisbarometer 2022 (Download hier verfügbar), für das 17 österreichische Energieversorgungsunternehmen und 1.000 Konsument:innen befragt wurden.
„Die massiven Turbulenzen auf dem Energiemarkt sind für viele überraschend gekommen. Dass Energie teurer werden würde, ist schon länger bekannt, mit einem Anstieg in diesem Ausmaß konnte aber niemand rechnen. Zurückzuführen ist der extreme Preisanstieg vor allem auf den Ukraine-Krieg und der daraus resultierenden Knappheit am Markt. Das hat durch das aktuell in Europa eingesetzte Preismodell für Strom entsprechend hohe Preise für alle Energiequellen zur Folge, nicht nur für Gas“, erklärt Christina Khinast-Sittenthaler, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich.
Energiesparen wieder in Mode
Was viele von Erzählungen der Eltern und Großeltern oder aus den eigenen Kindheitstagen noch kennen, wird nun wieder gelebte Realität: Das Energiesparen. Neun von zehn Befragten (88 %) gaben an, aktiv Energie zu sparen, um Kosten zu reduzieren. Neben dem Anreiz Geld zu sparen (60 %), gibt es aber auch eine große Gruppe an Menschen, die damit gleichzeitig (33 %) oder sogar vorrangig (7 %) zum Klimaschutz beitragen wollen.
Khinast-Sittenthaler dazu: „Klar ist: Die aktuelle Energiekrise trifft uns hart. Klar ist aber auch: Der Klimawandel wird uns in den kommenden Jahren mindestens genauso hart treffen. In jeder Krise liegt die Chance, die Dinge besser zu machen. Die Energiekrise läutet in Europa eine vorzeitige Energiewende ein, vorrangig angetrieben durch die hohen Preise. Langfristig könnte daraus ein positiver Effekt entstehen – aber nur dann, wenn wir jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen und nicht in eine Art Schockstarre verfallen.“
Um Energie zu sparen, setzen die Österreicher:innen auf einen bunten Mix an Maßnahmen. Dazu zählt allen voran, den Geschirrspüler nur vollbeladen einzuschalten (65 %), die Reduktion von Beleuchtung (62 %) und der Verzicht auf den Trockner (58 %). Auch unbequemere Maßnahmen wie die Reduktion der Heiztemperatur (49 %) wird von vielen bereits umgesetzt.
„Vieles, was mit Mission 11 – dem aktuellen Energiesparprogramm der Regierung – vorgeschlagen wird, wird von den Bürger:innen unseres Landes schon aktiv umgesetzt. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung durchaus interessiert ist, am Energiesparen mitzumachen und Teil der Lösung zu sein. Damit wir gut über den Winter kommen, braucht es genau das – einen starken Schulterschluss zwischen Politik, Bevölkerung und Wirtschaft“, so Khinast-Sittenthaler. Damit täte man letztlich nicht nur der eigenen Geldbörse, sondern auch dem Klima etwas Gutes, so die Expertin. Nur vier Prozent der Menschen ergreifen überhaupt keine Maßnahmen und planen das auch nicht.
Raus aus Gas und Öl
Mehr als jeder vierte Haushalt in Österreich (27 %) heizt aktuell mit Gas bzw. nutzt Gas für Warmwasser. Öl ist hingegen nur mehr in jedem zehnten Haushalt (10 %) zum Heizen im Einsatz. 39 Prozent jener, die aktuell noch eine Ölheizung nutzen, möchten in den kommenden fünf Jahren auf eine andere Methode zur Wärmegewinnung umsteigen, beim Gas ist die Gruppe etwas kleiner (24 %). Hauptgrund für den geplanten Umstieg für beide Heizmethoden ist die Preisentwicklung, gefolgt von Klimaschutzgründen. Förderungen oder gesetzliche Vorgaben spielen eine eher untergeordnete Rolle.
Knapp jeder Fünfte, der aktuell eine Ölheizung in Betrieb hat, möchte auch in Zukunft an dieser Heizmethode festhalten (19 %), bei Gas sind es 14 Prozent. Laut Khinast-Sittenthaler sei das schon überraschend: „Es gibt klare gesetzliche Vorgaben, Ölheizungen sind ab 2035 verboten, Gasheizungen ab 2040. Der Einbau in Neubauten ist für Öl jetzt schon nicht mehr erlaubt, bei Gas ab 2023“. Der Umstieg auf eine andere Heizmethode sei damit alternativlos. „Der Austausch sollte auch noch umgesetzt werden, solange es dafür noch Förderungen gibt“, rät die Expertin.
Preise werden langfristig höher bleiben
Die Preisentwicklungen für Strom und Gas infolge des Ukraine-Kriegs sind für die befragten 17 österreichischen Energieversorger aktuell das vorherrschende Top-Thema (88 %). Damit einher geht auch der Fokus auf den Ausbau erneuerbarer Energien (76 %).
Als Folge des Ukraine-Kriegs gehen die heimischen Energieversorger laut Umfrage von einer dauerhaft signifikanten Steigerung der Gas- und Strompreise im Jahr 2024 gegenüber von 2021 aus. In welchem Ausmaß sei laut Khinast-Sittenthaler aktuell noch schwer abschätzbar: „Der Markt zeigt sich im Moment äußerst volatil. Das Einzige, was aktuell sicher ist: Zum Preisniveau von früher, also vor 2021, werden wir nicht wieder zurückkehren.“
Über die Studie
Für das EY Energiepreisbarometer wurden 17 Energieversorger Österreichs im Sommer 2022 befragt, darunter auch die größten Energieversorgungsunternehmen des Landes. Ergänzt wurde die Studie um eine Umfrage unter 1.000 Konsument:innen, die im August 2022 durchgeführt wurde.