- Neuzulassungen steigen in der EU im Dezember um 13 Prozent – Österreich leicht rückläufig
- EU-Neuwagenmarkt im Gesamtjahr 2022 immer noch deutlich (minus 29 %) unter Vorkrisenniveau
- Wirtschaftliches Umfeld trübt Prognose für 2023
Trotz des kräftigen Wachstums im Dezember, in dem die Zahl der Neuzulassungen EU-weit um 13 Prozent stiegen, sank der Neuwagenabsatz 2022 auf einen neuen Rekord-Tiefstand: Im Vergleich zum bereits sehr schwachen Vorjahr gingen die Neuzulassungen nochmals um fünf Prozent zurück, im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ging der Absatz sogar um 29 Prozent zurück.
In Österreich schrumpfte der Neuwagenabsatz im Dezember um 0,3 Prozent, im Gesamtjahr sogar deutlich über dem EU-Schnitt um zehn Prozent.
„Das Jahr 2022 war am Automarkt historisch schwach“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. Vorrangig begründet der Experte die Entwicklungen mit den Lieferengpässen bei Halbleitern und anderen Vorprodukten: „Die lange andauernde Unterversorgung mit Chips hat zu Produktionsverzögerungen und -ausfällen geführt. Langsam erholt sich die Branche aber davon.“
Gerade im kritischen Punkt der Versorgung habe sich die Situation etwas entspannt. Preiss geht davon aus, dass sich die Lieferfähigkeit der Automobilindustrie im Jahresverlauf weiter verbessern werde – zumindest mit der Verfügbarkeit von Neuwagen soll es in den kommenden Monaten bergauf gehen und auch mit sinkenden Lieferzeiten sei zu rechnen. „Fraglich ist aber, wie groß die Nachfrage von Unternehmen und Privatleuten dann noch ist. Die Konjunktur schwächelt und auch wenn die befürchtete Rezession ausbleiben sollte, werden sowohl Unternehmen als auch Konsument:innen bei Neuwagenbestellungen aktuell eher vorsichtig sein.“ Das derzeitige wirtschaftliche Umfeld könnte dazu führen, dass auch im neuen Jahr die Nachfrage nach Neuwagen deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau liegen werde, so Preiss.
Jahresendspurt bei Elektroautos – vor allem in Deutschland
Im Dezember legten die Neuzulassungen reiner Elektroautos in den größten fünf Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) insgesamt um 65 Prozent zu. Der Marktanteil reiner Elektroautos in den Top-5-Märkten stieg im Vergleich zu Dezember 2021 von 16,3 auf 23,0 Prozent – ein neuer Rekordwert.
Der Grund für diese starken Wachstumszahlen ist allerdings in erster Linie die Sondersituation in Deutschland, wo die Reduzierung der Förderung ab Januar 2023 zu einem Last-Minute-Ansturm auf Elektroautos führte. So stiegen die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland um 115 Prozent, der Marktanteil schnellte auf 33,2 Prozent hoch.
Außerhalb Deutschlands war die Entwicklung deutlich verhaltener: Während in Großbritannien immerhin noch ein Plus von 53 Prozent verzeichnet wurde, kletterte der Absatz von Elektroautos in Österreich nur um 16 Prozent und in Frankreich um acht Prozent. In Italien und Spanien war der Absatz im Dezember sogar rückläufig.
„Vor allem staatliche Subventionen steuern aktuell noch die Dynamik bei der E-Mobilität“, sagt Preiss. „Auch in Österreich gibt es seit 1. Jänner einige Änderungen bei der Förderung von E-Autos, speziell bei betrieblich genutzten Fahrzeugen.“
Ähnlich dynamisch wie die Neuzulassungen von Elektroautos entwickelte sich im Dezember der Absatz von Plug-in-Hybriden – ebenfalls angetrieben von einem 113-prozentigen Wachstum in Deutschland. Die Neuzulassungen dieser Antriebsart stiegen in den Top-5-Märkten im Dezember um 53 Prozent, der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahresmonat in den Top-5-Märkten von 10,0 auf 13,2 Prozent. In Spanien, Italien und Frankreich sanken allerdings die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden. In Österreich wurde immerhin noch ein Plus von 23 Prozent verzeichnet.
„Plug-in-Hybride werden eine Nische bleiben – Wachstum wird in dem Segment schwierig werden“, sagt Preiss. „Das liegt auch an den immer strenger werdenden Förderrichtlinien.“