Pressemitteilung

20 September 2023 Wien, AT

EY Analyse: Neuwagenzulassungen August 2023

E-Autos boomen weiter in der EU

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Nina Eggenberger

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Österreich

  • Neuzulassungen steigen in der EU im August um 21 Prozent
  • Absatz aber weiter deutlich – um 17 Prozent – unter Vorkrisenniveau
  • Österreich: Neuzulassungen steigen nur noch um gut fünf Prozent – niedrigstes Plus im laufenden Jahr; Österreich-Absatz 37 Prozent niedriger als August 2019
  • Auftragsbestand sorgt trotz Konjunkturschwäche derzeit noch für Wachstum – dennoch neue Rabattschlachten erwartet
  • Elektro-Marktanteil wächst stark – Plus von 49 Prozent in Österreich

Der EU-Neuwagenmarkt legte auch im August zu: Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg laut Branchenverband ACEA gegenüber August 2022 um 21 Prozent. Nach wie vor gibt es allerdings eine große Lücke zum Vorkrisenniveau: Im Vergleich zu August 2019 ergibt sich ein EU-weites Minus von 17 Prozent. In 22 der 27 EU-Mitgliedsländer lag der Absatz im vergangenen Monat unter dem Niveau von August 2019. In Österreich wurde im August ein Plus von 5,5 Prozent verzeichnet – damit hat sich das Wachstumstempo in Österreich im Vergleich zum bisherigen Jahresverlauf spürbar verlangsamt. Zudem lag der Neuwagenabsatz immerhin noch 37 Prozent niedriger als im Vergleichsmonat des Vorkrisenjahrs 2019.

„Der Neuwagenmarkt wächst zwar noch – zum Teil auch dank staatlicher Förderprogramme –, aber die Dynamik lässt nach. Dass wir überhaupt noch Wachstum sehen, ist zum einen auf das außerordentlich niedrige Vorjahresniveau, zum anderen auf den immer noch recht hohen Auftragsbestand zurückzuführen“, betont Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY Österreich. „Nach wie vor arbeiten die Autobauer Bestellungen aus dem Vorjahr ab, als der Teilemangel und eingeschränkte Produktionskapazitäten zu erheblichen Einbußen geführt hat. Inzwischen gehört der Chipmangel weitgehend der Vergangenheit an, die Lieferzeiten sinken weiter.“ Preiss rechnet damit, dass die Erholung in den kommenden Monaten anhalten wird: „Wir werden das Vor-Corona-Niveau zwar nicht erreichen, zum Jahresende hin wird die Lücke zum Vorkrisenniveau aber kleiner werden. Dann werden allerdings auch die Aufträge aus der Zeit des Chipmangels abgearbeitet sein.“

Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage, der gesunkenen Kaufkraft und des hohen Zinsniveaus blickt Preiss eher pessimistisch auf das Jahr 2024: „Die aktuelle Bestellsituation deutet auf eine schwache Absatzentwicklung im kommenden Jahr hin. Dann drohen wieder Überkapazitäten, und dann wird der Preisdruck auch wieder steigen.“ Rabatte kann sich die Branche nach Preiss Einschätzung allerdings eigentlich nicht leisten: „Die deutlich gestiegene Rohstoff- und Energiepreise und höhere Kosten in der Lieferkette haben für ein dauerhaft höheres Kostenniveau gesorgt. Dennoch beginnen die ersten Volumenhersteller bereits, mit Sonderfinanzierung und Aktionen den Absatz zu stabilisieren – und das sind nur die Vorboten für eine voraussichtlich breitere Rabattschlacht in den kommenden Monaten.“

Wachstum bei Elektroautos nochmals verstärkt – Deutschland als Treiber

Im ersten Halbjahr legten die Neuzulassungen von Elektroautos EU-weit noch um 54 Prozent zu, im August lag das Plus hingegen bei 118 Prozent. Besonders dynamisch hat sich das Wachstum in Deutschland entwickelt, wo Vorzieheffekte zu einem Plus bei Elektroautos von 171 Prozent führte. In Österreich wurde ein Plus von 49 Prozent erreicht. EU-weit stieg der Elektro-Marktanteil im Vergleich zu August 2022 von 11,6 auf 21,0 Prozent und überwand damals erstmals die 20-Prozent-Marke, in Österreich von 14,8 auf 21,0 Prozent.

„Der europaweite Elektro-Boom dürfte im August seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht haben,“ sagt Preiss. „Denn zum einen wird Deutschland als Wachstumstreiber vorerst ausfallen, da seit September gewerbliche Käufe von Elektroautos nicht mehr subventioniert werden. Zum anderen sehen wir auch in anderen Ländern erste Zeichen einer nachlassenden Dynamik. Der Markt ist nach wie vor sehr stark getrieben von staatlichen Subventionen – wenn diese auslaufen oder reduziert werden, bricht auch die Dynamik ein. Hinzu kommt die Konjunkturschwäche, die sich auch auf dem Elektroauto-Markt bemerkbar machen wird.“ 

Mit Blick auf Deutschland rechnet Preiss in den kommenden Monaten mit einem starken Rückgang gewerblicher Elektro-Neuzulassungen, die im August für immerhin 75 Prozent aller Neuzulassungen von Elektroautos verantwortlich waren (Juli: 67 Prozent). Privatzulassungen von Elektroautos werden sich bis zum Jahresende noch positiv entwickeln. Dann werden aber auch die Subvention von Privatkäufen weiter reduziert. „Auf den aktuellen Boom wird daher auf dem deutschen Markt voraussichtlich spätestens im kommenden Jahr ein böses Erwachen folgen.“

Preiss rechnet damit, dass es nach dem prognostizierten Rückgang der Elektro-Neuzulassungen zu verstärkten Diskussionen über neue Kaufanreize kommen wird: „Wir sehen aktuell sehr deutlich: Märkte mit wenig oder keiner Unterstützung beim Kauf von Elektroautos weisen deutlich unterdurchschnittliche Marktanteile von Elektroautos aus. Sollte die Mobilitätswende angesichts sinkender Absatzzahlen von Elektroautos in Gefahr geraten, wird man über neue Anreizsystem nachdenken müssen. Ohne staatliche Förderung geht es noch nicht: Die Umweltprämie hat deutliche Kaufanreize mit sich gebracht, ihr Abbau kommt aber zu früh, der Markt steht noch nicht auf eigenen Beinen.“ Preiss sieht allerdings auch die Industrie in der Pflicht: „Das Angebot an günstigeren Elektroautos muss deutlich ausgebaut werden. Derzeit ist Elektromobilität in erster Linie eine Mobilität für Besserverdienende, weil Elektroautos im Vergleich zu vergleichbaren Verbrennern erheblich teurer sind. Das fällt vor allem im Kleinwagen- und Kompaktwagensegment ins Gewicht. Es ist sehr zu begrüßen, dass einige Hersteller leistungsfähige elektrische Kleinwagen angekündigt haben, aber es dürfte ruhig etwas schneller gehen.“

Elektroautos in Skandinavien am populärsten – niedrige Marktanteile in Ost- und Südeuropa

Innerhalb der EU bestehen hinsichtlich der Marktanteile von Elektroautos erhebliche Unterschiede: Die höchsten Marktanteile wurden im August in Schweden und Finnland mit 40 bzw. 36 Prozent registriert. Österreich liegt mit einem Marktanteil von 21 Prozent im oberen Mittelfeld.

Die niedrigsten Marktanteile weisen nach wie vor die südost- und osteuropäischen Märkte auf. So betrug der BEV-Marktanteil in Kroatien zwei Prozent, in der Slowakei und in Tschechien4 jeweils drei Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich Plug-in-Hybride, wird der Unterschied noch deutlicher – dann reicht die Spanne von sechs Prozent (gemeinsamer Marktanteil BEV und PHEV) in Kroatien und Bulgarien bis 60 Prozent in Schweden und 59 in Finnland.

„Die Unterschiede innerhalb der EU sind enorm“, sagt Preiss. „In Skandinavien sind elektrifizierte Neuwagen bereits in der Mehrheit, in Osteuropa sind Elektroautos hingegen nach wie vor ein absolutes Nischenprodukt. Die ambitionierten EU-Pläne für die Elektromobilität, denen zufolge ab 2035 keine Verbrenner mehr neu zugelassen werden sollen, sind in Teilen Europas so weit von der heutigen Realität entfernt, dass man sich Sorgen um die Realisierung machen muss. Der hohe Preis von Elektroautos und das weitgehende Fehlen elektrischer Kleinwagen verhindert derzeit eine Mobilitätswende in Ländern mit niedrigeren Einkommen.“

Plug-in-Hybride gewinnen weiter Marktanteile 

Seit es für Plug-in-Hybride in Deutschland keine Umweltprämie mehr gibt, steht diese Antriebstechnologie in Deutschland stark unter Druck (minus 41 Prozent im August), was auch in der Gesamtbilanz für die EU deutliche Spuren hinterlässt. So stieg der Absatz von Plug-in-Hybriden EU-weit im August nur um sechs Prozent – außerhalb Deutschlands legten allerdings die Verkäufe von Plug-in-Hybriden immerhin um 43 Prozent zu, in Österreich wurde ein Plus von 69 Prozent registriert. 

EU-weit schrumpfte der Marktanteil von Plug-in-Hybriden gegenüber dem Vorjahresmonat von 8,5 auf 7,4 Prozent. Der gemeinsame Marktanteil von elektrifizierten Neuwagen (BEV und PHEV) stieg EU-weit von 20,2 auf 28,4 Prozent, in Österreich von 19,6 auf 28,7 Prozent.

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