„Österreichische Unternehmen, die ihre Vorstände kaum mit Frauen besetzen, verschenken nicht nur Potenzial, sondern auch Vielfalt, erhöhte soziale Performance, Mitarbeiterzufriedenheit sowie Innovation. Es wird Zeit, dass die Wirtschaft Diversität als Chance und als Wettbewerbsvorteil begreift. Aktuell ist in österreichischen börsennotierten Unternehmen nur jedes zehnte Vorstandsmitglied weiblich“, kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich, die Ergebnisse. „Es ist zwar ein Anstieg erkennbar, er ist aber schmerzhaft langsam.“
Die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wirtschaft erfordert umfassende Maßnahmen, um langfristige Veränderungen zu bewirken. Gezielte Programme zur Förderung von Frauen in Führungspositionen sowie transparente Gehaltsstrukturen können dazu beitragen. Zudem bedarf es weiterer rechtsverbindlicher Vorgaben. Die von den EU-Mitgliedsstaaten und dem europäischen Parlament vorgegebene Geschlechterquote, die ab 2026 von den Mitgliedsstaaten umzusetzen ist, ist ebenfalls ein wesentlicher Schlüssel. Demnach sollen mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratsposten oder 33 Prozent der Vorstands- und Aufsichtsratsposten an das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht gehen. Wie auch die österreichische Entwicklung der Geschlechterquote im Aufsichtsrat zeigt, scheinen Veränderungen ohne solche gesetzlich verbindlichen Vorgaben kaum stattzufinden.
Flankierend ist es wichtig, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für beide Geschlechter zu fördern: „Bis auf Ausnahmen wird das Zusammenspiel von Beruf und Familie fast ausschließlich als eine Frauen, aber nicht Männer betreffende Frage diskutiert. Lenkungs- und Vereinbarkeitsmaßnahmen für Männer wie Teilzeit oder Jobsharing werden in vielen Unternehmen wenig forciert. Um Frauen in Führungspositionen zu unterstützen, muss der Blick auf beide Geschlechter gerichtet werden und individuelle Lebensmodelle für Frauen sowie Männer müssen gefördert werden“, so Pelzmann.
Die meisten Frauen sind momentan in den Chefetagen der Immobilienbranche anzutreffen, wo ihr Anteil bei 23 Prozent liegt. An zweiter Stelle folgt die Konsumgüterbranche (17 %) und an dritter Stelle die Informationstechnologie (11 %) sowie die Finanz- und Industriebranche mit je zehn und sieben Prozent. Keine einzige Vorständin gibt es in drei Branchen: Automobil, Telekommunikation und Transport.
Quote greift: Jedes dritte Aufsichtsratsmitglied in WBI-Unternehmen ist weiblich
Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 2015 in jedem Jahr kontinuierlich gestiegen. Seitdem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Genderquote von 30 Prozent in Kraft getreten ist, erhöhte sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien der österreichischen WBI-notierten Unternehmen deutlich und kontinuierlich von 18,8 Prozent (Stichtag: Dezember 2017) auf aktuell 30 Prozent.
Unter den derzeit 533 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten österreichischen Unternehmen sind 160 Frauen. In 50 der 56 untersuchten Unternehmen gibt es aktuell mindestens eine Frau im Aufsichtsrat. 38 Unternehmen beschäftigen zwei weibliche Aufsichtsratsmitglieder.
„Seit der Implementierung der Quotenregelung hat sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien signifikant erhöht, selbst wenn sie eine umstrittene Maßnahme darstellt. Die Quote hat dazu beigetragen, die Themen Diversität und Gleichstellung verstärkt in den Fokus der Unternehmens-Agenda zu rücken. Die Zahlen zeigen, dass die Quote deutlich Wirkung zeigt“, sagt Pelzmann.
Trotz deutlicher Fortschritte bei der ausgewogenen Besetzung von Aufsichtsräten und dem Erfüllen der gesetzlichen Frauenquote der betroffenen Unternehmen muss weiter daran gearbeitet werden, Parität zu schaffen, so Pelzmann: „Die Genderquote zeigt Wirkung, es gibt 54 weibliche Aufsichtsratsmitglieder mehr als zum Zeitpunkt des Inkrafttretens und der Frauenanteil in Kontrollgremien ist von 18 auf 30 Prozent geklettert. Dennoch dürfen wir uns nicht darauf ausruhen, sondern müssen uns weiter für die Bildung ausgewogener Gremien einsetzen.“
Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder derzeit mit 37 Prozent in der Transport- und Logistikbranche, wo mehr als jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist. Dahinter folgen die Finanzbranche (36 %) und die Energiebranche (33 %). Am niedrigsten ist der Anteil weiblicher Gremiumsmitglieder mit rund 18 Prozent aktuell im Rohstoffsektor.
In eigener Sache: Frauenanteil bei EY
Mit Stichtag 1. Juli 2023 waren von den 40 Partnern von EY Österreich zehn Frauen – das entspricht einem Anteil von 25 Prozent. Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei rund 45 Prozent. EY möchte den Frauenanteil auf Führungsebene weiter systematisch vergrößern und baut dabei auf Programme, die teilweise bereits seit mehreren Jahren schon bei der Einstellung neuer Mitarbeiter:innen ansetzen. Der Frauenanteil in der gesamten Belegschaft inkl. Praktikant:innen von EY Österreich liegt momentan bei rund 54 Prozent.
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EY im Überblick
EY* ist eine der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt über 1.300 Mitarbeiter:innen an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2022/2023 einen Umsatz von 203 Millionen Euro. Gemeinsam mit den insgesamt über 300.000 Mitarbeiter:innen der internationalen EY-Organisation betreut EY Kund:innen überall auf der Welt.
EY bietet sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen an: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Transaktionsberatung und Managementberatung.
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