Das EY Sustainability Barometer erfasst den Status quo von Maßnahmen, Handlungsmotiven und Herausforderungen

Studie: Wo Österreichs Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit stehen

Das EY Nachhaltigkeitsbarometer 2025 zeigt: Obwohl sich die Prioritäten und Ansätze von Unternehmen leicht verändern, bleibt Nachhaltigkeit ein zentraler Faktor. Unternehmen passen ihre Strategien an neue Rahmenbedingungen an und nutzen Chancen, die sich aus regulatorischen Entwicklungen ergeben.


Überblick

  • Nachhaltigkeit ist in fast der Hälfte der Unternehmen Chefsache – 2024 war es ein Drittel.
  • 92 Prozent sehen Vorgaben des Headquarters und 80 Prozent die Überzeugungen des Top-Managements als entscheidende Treiber.
  • Knapp drei Viertel der Unternehmen haben sich ein Ziel zur Reduktion von Treibhausgasemissionen gesetzt.
  • In Bezug auf Dekarbonisierung planen Unternehmen in erster Linie, die Energieeffizienz bzw. Energiebereitstellung mit Erneuerbaren zu verbessern.
  • Das Omnibus-Paket schafft Spielraum: Die Hälfte nutzt ihn zur Weiterentwicklung bestehender Konzepte, Ziele und KPIs.

Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema in der österreichischen Unternehmenslandschaft, auch wenn das Engagement leicht nachlässt. Darauf deutet das aktuelle EY Nachhaltigkeitsbarometer hin, eine im Sommer 2025 durchgeführte Befragung. Während in den vergangenen Jahren ein klarer Aufwärtstrend zu beobachten war, ist der durchschnittliche Einfluss von Nachhaltigkeit auf das Handeln der Unternehmen dieses Jahr leicht von 7,1 auf 6,9 Punkte zurückgegangen. Auch bei der strategischen Verankerung zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Während 2024 noch über die Hälfte der Unternehmen Nachhaltigkeit als vollständig integrierten Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie bezeichneten, ist dieser Anteil leicht gesunken. Stattdessen gaben 2025 mehr Unternehmen an, das Thema nur „teilweise“ in ihren Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen.

Dennoch liegt der Stellenwert insgesamt auf einem hohen Niveau. Bei vielen Unternehmen stehen zum Beispiel soziale Maßnahmen in der eigenen Belegschaft, Optimierungen im Energiebereich, Treibhausgasreduktion und Förderung einer transparenten ESG-Kommunikation auf der Agenda. Besonders die Automotive-Branche treibt Nachhaltigkeit stark voran, auch im Handel mit Konsumgütern ist Nachhaltigkeit ein einflussreicher Faktor. In der Konsumgüterherstellung sowie in den Bereichen Finanzwesen, Medien, Telekommunikation und Technologie sind die Auswirkungen von Nachhaltigkeit hingegen am schwächsten ausgeprägt.

Das EY Nachhaltigkeitsbarometer ist eine Befragung von 200 österreichischen Unternehmen aus den Top 1000 aller Branchen ab 100 Mitarbeitenden. Bei fast der Hälfte davon handelt es sich um Unternehmen mit 100 bis 250 Mitarbeitenden. Nur ein Viertel der diesjährig befragten Unternehmen beschäftigt mehr als 500 Personen.

Der Artikel fasst einige Highlights aus der Befragung zusammen, für alle Ergebnisse werfen Sie einen Blick in die Studie:

Regulatorik auf Platz 1 der Treiber für Nachhaltigkeit
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Kapitel 1

Was bewegt Unternehmen zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen?

Vorgaben des Headquarters auf Platz 1 der Treiber für Nachhaltigkeit

Der größte Treiber für nachhaltiges Handeln sind klare Leitlinien: In 92 Prozent der Unternehmen sind Vorgaben des Headquarters ausschlaggebend, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen gesetzt werden, gefolgt von der persönlichen Überzeugung von Entscheidungsträger:innen (80 Prozent) und gesetzlichen Anforderungen (79 Prozent). Drei Viertel der Unternehmen sehen Nachhaltigkeit zudem als strategische Notwendigkeit, um Wachstum und Profitabilität zu sichern.

Druck von der Gesellschaft wird von mehr als der Hälfte der Unternehmen mehr oder weniger stark gewichtet: Anforderungen von Konsument:innen werden von 74 Prozent als Treiber genannt und auf 67 Prozent der Unternehmen haben gesellschaftliche Erwartungen und Initiativen starken Einfluss.

Medien, Finanzinstitute und Investor:innen werden von weniger als der Hälfte der Unternehmen als einflussreich eingestuft. Unverändert im Vergleich zu 2024 haben Forderungen von NGOs den geringsten Effekt – nur ein Viertel gab 2025 an, von diesen beeinflusst zu sein.


Immer mehr Unternehmen setzen auf eigene Nachhaltigkeitsabteilungen.
2

Kapitel 2

Wo ist die Verantwortung für Nachhaltigkeit in Unternehmen verankert?

Nachhaltigkeitsabteilungen auf dem Rückzug

Auffällig ist die Verschiebung in der Verantwortlichkeit: Während 2024 noch 38 Prozent der Unternehmen über eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung verfügten, ist dieser Wert 2025 auf 22 Prozent gefallen. Stattdessen ist die Häufigkeit einer eigens dafür bestimmen Position bzw. Stelle von 17 Prozent auf 25 Prozent gestiegen, auch eigene Projektteams werden häufiger aufgestellt (von 7 auf 11 Prozent).

Allerdings ist in den meisten Unternehmen Nachhaltigkeit Chefsache: In 47 Prozent der Unternehmen ist sie direkt beim Vorstand oder der Geschäftsführung angesiedelt – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2024 (34 Prozent). In 12 Prozent der Fälle ist der oder die Eigentümer:in verantwortlich. Damit wird klar: In über der Hälfte der Unternehmen werden nachhaltige Entscheidungen derzeit auf höchster Ebene getroffen.


Optimierung im Energiebereich und Zukauf von CO2-Zertifikaten am häufigsten in Erwägung gezogen
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Kapitel 3

ESG-Maßnahmen auf dem Prüfstand

Status quo bei Maßnahmen im Bereich ESG und Herausforderungen bei der Implementierung

Nimmt man die bereits umgesetzten Maßnahmen in den drei Dimensionen von ESG (Environmental, Social, Governance) unter die Lupe, zeigt sich eine hohe Bereitschaft zu sozialen Maßnahmen innerhalb des eigenen Unternehmens, Maßnahmen im Energiebereich sowie Optimierungen bei Abfallströmen.

  • Ökonomisch: 77 Prozent der Unternehmen optimieren ihren Energiebedarf und stärken partnerschaftliche Lieferant:innenbeziehungen, 65 Prozent investieren in Steuertransparenz.
  • Sozial: 71 Prozent fördern Geschlechtergerechtigkeit in der Belegschaft, 87 Prozent bieten Aus- und Weiterbildungsprogramme für Mitarbeitende, 54 Prozent achten auf faire Arbeitsstandards bei Lieferant:innen.
  • Ökologisch: 83 Prozent der Unternehmen setzen Maßnahmen zur Abfallreduktion, 80 Prozent tragen durch die Optimierung ihres Energiehaushaltes zu geringeren Emissionen bei, 67 Prozent fördern Kreislaufwirtschaft und reduzieren ihre direkten Emissionen.

Um die ESG-Kultur zu stärken, planen 6 von 10 Unternehmen Weiterbildungs- und Coachingmaßnahmen sowie erhöhte Kommunikation von ESG-Zielen, sowohl intern als auch extern. In vorwiegend größeren Unternehmen spielt außerdem die Vorbildfunktion von Führungskräften eine Rolle.

Schwierigkeiten bei der Umsetzung von ESG-Maßnahmen

Wenn auch im Vorjahr noch die komplette, nachvollziehbare Lieferkette die größte Herausforderung darstellte, sind 2025 finanzielle Beschränkungen und die Integration von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in bereits bestehende Prozesse die mit Abstand größten Hürden bei der Umsetzung von Maßnahmen. Nur mehr 15 Prozent der Unternehmen nennen die Lieferkette als Herausforderung. Regulatorische Anforderungen und Mangel an internem Know-how sind für 16 Prozent der Unternehmen Hürden, zu jeweils 7 Prozent werden Messung und Berichterstattung, Akzeptanz und Nachfrage von Kund:innen, langfristige Planung und Engagement genannt. 19 Prozent geben andere Gründe an. 


Über 80 % bekennen sich zu Klimazielen, SBTi gewinnt dabei an Beliebtheit
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Kapitel 4

Welche Maßnahmen planen Österreichs Unternehmen zur Dekarbonisierung?

Optimierung im Energiebereich am häufigsten in Erwägung gezogen

Um geeignete Dekarbonisierungsmaßnahmen planen und deren Wirksamkeit auch messen und evaluieren zu können, ist die Erhebung des Corporate Carbon Footprints (CCF) wichtig. Vor allem die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette ist dabei essenziell. Die Durchführung von vollumfänglichen CCF-Berechnungen ist allerdings gesunken. Die Anzahl an Unternehmen, die den CO₂-Fußabdruck für die gesamte Wertschöpfungskette erheben, hat sich im Vergleich zu 2024 von 28 Prozent auf 18 Prozent deutlich verringert. Im Jahr 2025 erheben stattdessen 30 Prozent den CO₂-Fußabdruck ausschließlich für die eigene Unternehmenstätigkeit (2024: 22 Prozent).

 

Auch langfristig angelegte Klimaziele sind zurückgegangen. Während im Jahr 2024 nur 19 Prozent keine konkreten Ziele entlang des 1,5-Grad-Pfades verfolgt haben, sind es derzeit 41 Prozent.

 

Trotzdem planen viele Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren und mit gezielten Maßnahmen zur Dekarbonisierung beizutragen. Knapp drei Viertel der Unternehmen haben ein Ziel zur Emissionsreduktion gesetzt. 60 Prozent der Unternehmen möchten ihre Energieeffizienz verbessern, knapp die Hälfte möchte außerdem an der eigenen Energiebereitstellung mit erneuerbarer Energie arbeiten. Damit sind Maßnahmen im Energiebereich weiterhin am beliebtesten, um zur Dekarbonisierung beizutragen. Maßnahmen im eigenen Fuhrpark werden von 42 Prozent der Befragten gesetzt.

 

Mit größerem Abstand folgen Förderung der Kreislaufwirtschaft (21 Prozent), Optimierung in der Logistik (20 Prozent) und Beschaffung von Zertifikaten für beispielsweise Ökostrom oder Grüngas (15 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr sind eher wenige an CO2-Zertifikaten interessiert. 15 Prozent bzw. 7 Prozent haben vor, CO2-Zertifikate aus Kompensationsprojekten bzw. Carbon-Removal-Projekten zu kaufen. Anpassung von Einkaufsprozessen, thermische Sanierung und Maßnahmen in der Wertschöpfungskette spielen bei den befragten Unternehmen mit einer Nennung von jeweils 11 Prozent eine eher untergeordnete Rolle. Nur etwa eines von zehn Unternehmen verfolgt einen Green Building Standard oder eine Verpackungsoptimierung bzw. -reduktion. Umfassendere Transformationen wie Änderungen des Produktportfolios oder des Geschäftsmodells werden nur von ca. 7 Prozent in Betracht gezogen.

Die Umsetzung von Maßnahmen hinkt der Planung hinterher.
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Kapitel 5

Regulatorik als Gamechanger

Die Entlastungen durch das Omnibus-Paket bringen neuen Wind in die Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen

Mit dem geplanten Omnibus-Paket der EU wurden Schwellenwerte angehoben und Berichtspflichten vereinfacht – vor allem für kleine und mittlere Unternehmen ein deutlicher Schritt zur Entlastung. 51 Prozent der Unternehmen nutzen diesen neu gewonnen Spielraum, um bestehende Strategien, Konzepte und KPIs weiterzuentwickeln. 37 Prozent konzentrieren sich stärker auf die operative Umsetzung von Maßnahmen.

Gleichzeitig bleiben einige bereits 2024 genannte Schwierigkeiten bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung bestehen: 67 Prozent nennen weiterhin Datenqualität als Problem, 46 Prozent Ressourcen- und Zeitmangel. Dennoch zeigt sich, dass Unternehmen die neuen Rahmenbedingungen aktiv für eine Neuausrichtung ihrer Nachhaltigkeitsarbeit nutzen.

Fazit

Das EY Nachhaltigkeitsbarometer 2025 zeigt ein ambivalentes Bild: Nachhaltigkeit ist in Österreichs Unternehmen fest etabliert, gleichzeitig sind in manchen Bereichen Rückschritte sichtbar. Weniger Unternehmen erfassen ihren CO₂-Fußabdruck entlang der gesamten Wertschöpfungskette, und die Orientierung am 1,5-Grad-Pfad hat deutlich an Boden verloren.

Diese Entwicklung bedeutet jedoch keinen Stillstand. Im Gegenteil: Viele Unternehmen nutzen die gewonnenen Freiräume durch das Omnibus-Paket, um bestehende Strategien zu überarbeiten und auszubauen und operative Maßnahmen umzusetzen. Bei ESG-Maßnahmen – von Weiterbildung und Geschlechtergerechtigkeit bis hin zu Energieeffizienz und Abfallreduktion – sind klare Ambitionen rund um Nachhaltigkeit erkennbar.

Die zentrale Chance liegt darin, aus den aktuellen Verschiebungen die richtigen Schlüsse zu ziehen: Wer Nachhaltigkeit auch unter schwierigen Rahmenbedingungen als strategisches Werkzeug begreift und konsequent weiterentwickelt, verschafft sich langfristige Wettbewerbsvorteile – denn nachhaltige Unternehmen profitieren von verbesserter Resilienz, höherer Innovationskraft und einer starken Marktpositionierung.

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