200 Nachhaltigkeitsberichte im Faktencheck: Das CSRD Barometer 2025 zeigt Trends, Lücken und erste Umsetzungsmuster.

CSRD in der Praxis: So berichten Unternehmen 2025 nach den ESRS

200 Nachhaltigkeitsberichte im Faktencheck: Das CSRD Barometer 2025 zeigt Trends, Lücken und erste Umsetzungsmuster.


Überblick

  • Was Unternehmen bereits offenlegen – und was bisher unter dem Radar bleibt
  • Wie Branchen unterschiedlich mit Berichtspflichten und Wesentlichkeit umgehen
  • Welche Rolle Klimaziele, Net Zero Pläne und Scope-3-Emissionen jetzt spielen

Im April 2025 veröffentlichte EY das CSRD Barometer 2025 – eine umfassende Analyse zur erstmaligen Anwendung von Nachhaltigkeitsberichten, die den Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) entsprechen. Diese Berichte markieren einen bedeutenden Schritt in Richtung mehr Transparenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen. Für Investor:innen , Verbraucher:innen und die breite Öffentlichkeit sind sie von wachsender Relevanz, da sie Einblicke in die ökologischen und sozialen Auswirkungen unternehmerischen Handelns geben.

Das Ziel des Barometers ist es, Gemeinsamkeiten und Ausreißer in den Offenlegungspraktiken zu identifizieren, die Qualität der Berichterstattung zu analysieren und branchenspezifische Trends sichtbar zu machen. Die Analyse basiert auf 200 Berichten von Unternehmen aus der EU, dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie weiteren Ländern auch außerhalb der EU, und umfasst sowohl verpflichtende als auch freiwillige Berichte nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS).

Der Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus der Analyse zusammen – von häufig berichteten Themen über blinde Flecken bis hin zu sektoralen Unterschieden. Damit bietet er Orientierung für alle, die Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Praxis umsetzen oder verstehen wollen. Hier die wichtigsten Findings auf einem Blick.

Transparenz wird strategisch – wie CSRD die Berichterstattung verändert

Transparenz ist längst mehr als ein regulatorisches Muss – sie ist ein strategischer Hebel für Veränderung. Nachhaltigkeitsberichte nach ESRS liefern zentrale Informationen über Treibhausgasemissionen, Klimaschutzmaßnahmen und Übergangsstrategien. Sie sind damit ein unverzichtbares Instrument für Investor:innen, Lieferant:innen, Konsument:innen und die Gesellschaft insgesamt.

Mit der Einführung der CSRD-Berichtspflicht und der ESRS wurde ein neuer Standard gesetzt: Unternehmen werden verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsleistung systematisch und nachvollziehbar offenzulegen. Diese Standards fördern nicht nur die Dekarbonisierung der Industrie, sondern schaffen auch die Grundlage für gezielte Investitionen in nachhaltiges Wachstum. Sie machen Fortschritte messbar und ermöglichen es, Risiken und Chancen in der Nachhaltigkeitsstrategie frühzeitig zu erkennen.

Nachhaltigkeit integriert – wie Unternehmen sie im Kerngeschäft verankern

Die ersten verpflichtenden Berichte, die im Rahmen der CSRD veröffentlicht wurden, zeigen deutlich: Unternehmen nehmen das Thema Nachhaltigkeit ernst. Die Berichte sind datengetrieben, technisch fundiert und orientieren sich eng an den Anforderungen der ESRS. Trotz der Komplexität der Vorgaben steht eines im Vordergrund: eine klare, konsistente und vergleichbare Darstellung der Nachhaltigkeitsleistung.

 

Ein bemerkenswerter Befund des CSRD Barometers ist, dass viele Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie als Teil ihres Geschäftsmodells und ihrer Gesamtstrategie integriert haben. Das zeigt: Nachhaltigkeit wird zunehmend nicht mehr als Zusatz, sondern als integraler Bestandteil unternehmerischen Handelns verstanden. Diese Entwicklung ist ein wichtiger Schritt hin zu einer Wirtschaft, die langfristig tragfähig, verantwortungsvoll und zukunftsorientiert agiert, und ein zentrales Element erfolgreicher CSRD-Umsetzung.


ESRS-Themen im Check: Worüber Unternehmen berichten – und worüber nicht

Die am häufigsten berichteten Nachhaltigkeitsthemen gemäß den ESRS sind S1 Eigene Belegschaft (100 Prozent), ESRS E1 Klimawandel (99,5 Prozent) und ESRS G1 Unternehmensverhalten (95 Prozent).

In der aktuellen Unternehmensberichterstattung zeigt sich allerdings auch ein deutliches Ungleichgewicht in der thematischen Abdeckung der jeweiligen Subtopics. 

ESRS E2 „Verschmutzung von Lebewesen und Nahrungsressourcen" ist mit nur einem berichtenden Unternehmen unter 200 das am stärksten vernachlässigte Subtopic. Dabei handelt es sich um ein kritisches Feld, das direkte Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie auf die Qualität von Nahrungsmitteln hat. Die geringe Aufmerksamkeit in der Berichterstattung legt nahe, dass Unternehmen bislang kaum Maßnahmen ergreifen, um diese Form der Umweltverschmutzung systematisch zu adressieren, und ist ein Hinweis auf Lücken in der praktischen ESRS-Umsetzung.


Details zu den European Sustainability Reporting Standards: Die ESRS erklärt

Die EU-Berichtsstandards umfassen zwei bereichsübergreifende (ESRS 1 und ESRS 2) und zehn themenspezifische Standards für Umwelt, Soziales und Governance.

Die ESRS sind Teil der CSRD und verpflichten Unternehmen seit 2024 schrittweise zur standardisierten Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Auch das Subtopic zu ESRS E3 „Meeresressourcen“ wird mit lediglich drei berichtenden Unternehmen kaum berücksichtigt. Dabei sind Meeresressourcen essenziell für das ökologische Gleichgewicht. Die geringe Offenlegung könnte darauf hindeuten, dass Unternehmen die langfristigen Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf marine Ökosysteme unterschätzen oder nicht ausreichend in ihre Nachhaltigkeitsstrategien integrieren.

ESRS G1 Tierschutz wird von nur elf Unternehmen berichtet. Der ethische Umgang mit Tieren sollte jedoch einen zentralen Platz in den unternehmerischen Entscheidungsprozessen einnehmen. Insbesondere in Lieferketten, in denen Tiere direkt oder indirekt betroffen sind, sind Tierschutzmaßnahmen entscheidend. Ein respektvoller und verantwortungsvoller Umgang mit Tieren trägt nicht nur zum Tierwohl bei, sondern fördert auch die gesellschaftliche Akzeptanz und unterstützt eine nachhaltige Wertschöpfung.

Nachhaltigkeitsprioritäten nach Branchen – große Unterschiede zwischen den Sektoren

Ein Blick auf die Branchen zeigt deutliche Unterschiede in der Priorisierung von strategischen Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmenskontext. Finanzdienstleister sowie Dienstleistungen im Technologie- und Kommunikationsbereich stufen die wenigsten Themen als wesentlich ein, was Rückschlüsse auf die zugrundeliegende Wesentlichkeitsanalyse zulässt. Dies könnte daran liegen, dass ihre Umwelt- und Sozialauswirkungen weniger sichtbar oder schwer zu messen sind. Im Gegensatz dazu erkennen die Sektoren Konsumgüter, Lebensmittel und Getränke sowie Erneuerbare Ressourcen und Alternative Energien deutlich mehr Themen als wesentlich an. 

 

Nur 20 Prozent der Unternehmen identifizieren unternehmensspezifische Themen als wesentlich. Besonders häufig genannt werden Cybersicherheit, Datenschutz, Geldwäsche und transparente Besteuerung. Diese Themen sind zentral für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung und ein wirksames Risikomanagement. In einer zunehmend digitalisierten Welt gewinnen insbesondere Datenschutz und Cybersicherheit an Bedeutung, während Geldwäscheprävention und Steuertransparenz das Vertrauen in unternehmerisches Handeln stärken.

Klimatransitionspläne im Realitätscheck – zwischen Ambition und Umsetzung

EIn der heutigen Geschäftswelt ist die Berichterstattung über Klimatransitionspläne ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie vieler Unternehmen. Ein tiefer Einblick in ESRS E1 Klimawandel zeigt, dass rund 80 Prozent der Unternehmen über alle Sektoren hinweg entsprechend der Offenlegungspflicht nach ESRS E1 einen Klimatransitionsplan offengelegt haben, während sich weitere 10 Prozent in der Umsetzung befinden. Der Infrastruktursektor liegt mit 92 Prozent Offenlegung vorn, während der Dienstleistungssektor mit nur 43 Prozent deutlich hinterherhinkt. Dies verdeutlicht, dass einige Branchen bereits systematisch an der Transformation arbeiten, während andere noch erheblichen Nachholbedarf haben.


Klimatransitionsplan (Climate Transition Plan – CTP)

Ein CTP zielt darauf ab, durch zumutbare Anstrengungen sicherzustellen, dass das Geschäftsmodell und die Strategie des Unternehmens mit dem Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft und der Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C im Einklang mit dem Pariser Abkommen vereinbar sind.


Allerdings sind viele dieser Angaben unvollständig, da oft der Bezug zur 1,5 °C-Zielsetzung oder zu den finanziellen Auswirkungen fehlt. 21 Prozent der Unternehmen, die einen Transitionsplan offengelegt haben (156 Unternehmen), berichteten, dass sie kein Net Zero Ziel gesetzt haben. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass der Zusammenhang zwischen einem Transitionsplan und einem Net Zero Ziel von den ESRS nicht hergestellt wird.

Die Basisjahre für die Berichterstattung reichen von 2015 bis 2019 und variieren oft zwischen Scope 1, 2 und 3, und spiegeln die in den ESRS geforderten Kennzahlenbereiche wider. Die Zieljahre für Net Zero liegen meist zwischen 2040 und 2050, wobei ein bemerkenswerter Ausreißer im Jahr 2026 im Technologie- und Kommunikationssektor zu finden ist – ein Hinweis auf unterschiedliche Dekarbonisierungsstrategien in den Branchen.

Soziale Nachhaltigkeit messbar machen – Einblicke in ESRS S1

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen berichten im Rahmen von ESRS S1 über zentrale Aspekte der sozialen Berichterstattung – insbesondere zu Arbeitsbedingungen, Gleichbehandlung und Chancengleichheit. 72,5 Prozent geben Informationen zu angemessenen Löhnen an, nur 61,5 Prozent legen jedoch den zugrunde liegenden Maßstab offen. Dies ist besonders relevant, da faire Löhne ein zentrales Element eines sicheren und gerechten Arbeitsumfelds darstellen. Die Offenlegung entsprechender Maßstäbe ist entscheidend, um Transparenz zu schaffen und Vertrauen bei Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit zu fördern.

Unternehmenskultur und Geschäftsethik im Fokus von ESRS G1

ESRS G1 Geschäftspraktiken wird von 95 Prozent der Unternehmen adressiert. Dieses Kapitel dient häufig als Sammelbecken für unternehmensspezifische Themen, die keinem anderen Standard eindeutig zugeordnet werden können, wie etwa im Bereich der Governance, Unternehmenskultur und ethischer Geschäftspraktiken. Besonders auffällig ist, dass 185 von 190 Unternehmen über G1-1 Konzepte für die Unternehmensführung und Unternehmenskultur berichten. Dies zeigt eine hohe Bereitschaft zur Offenlegung interner Werte und Prozesse im Rahmen der nichtfinanziellen Berichterstattung – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Verantwortlichkeit.

Finanzielle Auswirkungen klimabezogener Risiken

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Berichterstattung sind die finanziellen Auswirkungen klimabezogener Risiken (E1-9 Erwartete finanzielle Effekte wesentlicher physischer Risiken und Übergangsrisiken sowie potenzielle klimabezogene Chancen) – ein zentrales Element der ESG-Risikoberichterstattung. Nur 8 Prozent der Unternehmen berichten darüber, während 63 Unternehmen die erlaubte Übergangsregelung (ESRS 1 Anhang C) nutzen. Dies zeigt, dass viele Unternehmen unter anderem noch nicht vollständig auf die finanziellen Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet sind und die neuen Transparenzanforderungen bisher nur begrenzt erfüllen.

Scope-3-Emissionen: Die große Herausforderung

Die Reduktion von Scope-3-Emissionen stellt für viele Unternehmen eine erhebliche Herausforderung dar, da diese Emissionen außerhalb ihrer direkten Kontrolle liegen. Besonders relevant sind die Kategorien „Eingekaufte Güter und Dienstleistungen“ sowie „Nutzung verkaufter Produkte“, die in den meisten Sektoren die größten Emissionsquellen darstellen. Diese Emissionen entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und zählen zu den indirekten Emissionen mit hoher Kohlenstoffintensität, weshalb sie besonders schwer zu steuern sind.

 

Unternehmen setzen auf verschiedene Dekarbonisierungsmaßnahmen, darunter Energieeffizienz und die Beschaffung erneuerbarer Energien, um ihre Scope-3-Emissionen zu senken. Besonders im Finanzdienstleistungssektor entfallen die höchsten Emissionen auf die Kategorie „Investitionen“, was die zentrale Rolle dieses Sektors bei der Finanzierung emissionsintensiver Aktivitäten unterstreicht.

 

Zunehmend setzen Unternehmen auf Partnerschaften mit Akteur:innen der Wertschöpfungskette, um gemeinsam Lösungen zur Emissionsreduktion zu entwickeln. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, die sich viele Unternehmen gesetzt haben. Durch gemeinsame Anstrengungen mit Lieferant:innen und Kund:innen können innovative Ansätze entstehen, die über die Grenzen einzelner Unternehmen hinauswirken und damit entscheidend zur Erreichung der Klimabilanz-Ziele beitragen.

 

Scope-3-THG-Intensität und Branchenunterschiede

Die Scope-3-THG-Intensität ist ein zentraler Bestandteil der Klimaberichterstattung und zeigt typische Wertebereiche für verschiedene Branchen, wobei eine Clusterbildung zu beobachten ist. Vier Sektoren – Finanzdienstleistungen, Transport, Rohstoffverarbeitung und Extraktive Industrien – weichen jedoch deutlich ab und zeigen stark variierende Werte – ein Ausdruck unterschiedlicher sektoraler Emissionsprofile. Diese Abweichungen sind auf die große interne Heterogenität innerhalb der Sektoren zurückzuführen, wie zum Beispiel die Unterschiede zwischen Öl- und Gasdienstleistungen als auch Eisen- und Stahlproduzenten. 

Fazit

In den letzten Jahren hat die Einführung der CSRD und der ESRS die Standards für Transparenz und Rechenschaftspflicht erhöht und bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich als führende Akteure im Bereich der Nachhaltigkeit zu positionieren. Das EY CSRD Barometer 2025 zeigt, dass Unternehmen bereits bedeutende Fortschritte bei der Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung gemacht haben. Der Fokus auf Transparenz, umfassende Themenabdeckung und die Nutzung von Dekarbonisierungshebeln sind entscheidend. Unternehmen sollten den Klimawandel nicht als Hindernis, sondern als Chance betrachten, um innovative Lösungen zu entwickeln, nachhaltiges Wachstum zu fördern und langfristige Vorteile zu sichern. Unternehmen, die diese Standards erfüllen, genießen rechtliche Sicherheit, erfüllen zentrale Anforderungen an die Stakeholder-Kommunikation und sichern sich Wettbewerbsvorteile. Letztlich wird dies nicht nur die Umweltbilanz verbessern, sondern auch die Marktposition stärken.

Zusammengefasst ist der Weg zur Einhaltung der CSRD und der ESRS anspruchsvoll, aber lohnend. Die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist vielversprechend und Unternehmen, die proaktiv Maßnahmen ergreifen, werden gut positioniert sein, um die sich daraus ergebenden Chancen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Praxis langfristig optimal zu nutzen.

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